Hamilton-Entscheidung am Nachmittag – auch Verstappen zu den Rennkommissaren

Auf der Zielgeraden der Formel-1-Saison bahnt sich in Brasilien ein kleines Drama um die beiden WM-Rivalen an. Nach dem Qualifying am Freitag war der Mercedes von Rekordweltmeister Lewis Hamilton beanstandet worden, dem Engländer droht damit beim Sprint am Samstag (20.30 Uhr MEZ/Sky) der Start aus der Boxengasse. Die Entscheidung wird allerdings erst im weiteren Verlauf des Samstags fallen.

Die Stewards beschäftigten sich zudem mit Hamiltons WM-Kontrahent Max Verstappen, und dieser Fall hängt ziemlich direkt mit Hamiltons möglichem Vergehen zusammen: Verstappen hatte gleich nach dem Qualifying den Heckflügel an seinem Red Bull begutachtet und diesen auch berührt, dies wiederholte er anschließend an Hamiltons Mercedes. Damit verstieß Verstappen gegen die Parc-ferme-Regeln.

„Max hat ein bisschen nachgeschaut, das ist eigentlich nichts Ungewöhnliches“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei Sky UK und fügte an: „Der Speed von Mercedes auf den Geraden ist beeindruckend. Da muss man sich schon Fragen stellen.“ Sollte sein Star-Pilot eine Strafe erhalten, wäre er „erstaunt“, äußerte der Brite weiter.

Der Vorwurf gegen Hamilton scheint schwerwiegender: Bei Einsatz des Drag Reduction Systems (DRS) öffnete sich der verstellbare Heckflügel zu weit. Das erlaubte Maximum zwischen dem oberen und unteren Element sei überschritten worden, teilte die FIA mit. So könnte sich sein großer Geschwindigkeitsvorsprung im Qualifying erklären.

Während des zweiten freien Trainings am Samstagmittag (Ortszeit) waren die Anhörungen der Delegationen von Mercedes und Red Bull zwar abgeschlossen, ein Urteil allerdings noch nicht veröffentlicht. Wie alle Fahrer nahmen auch Hamilton und Verstappen an der Einheit teil, Hamilton nutzte mit Genehmigung des Automobil-Weltverbandes FIA einen Ersatz-Heckflügel.

Die Session, in der vornehmlich Rennsimulationen absolviert wurden, gewann Ex-Weltmeister Fernando Alonso (Spanien/Alpine) mit einer Rundenzeit von 1:11,238 Minuten. Verstappen wurde Zweiter (+0,864 Sekunden), Hamilton kam auf Rang fünf (+1,503).

Die Startaufstellung für den Sprint am Samstagabend deutscher Zeit war damit auch knapp dreieinhalb Stunden vor dem Erlöschen der Ampeln noch ungewiss. Hamilton hatte sich Rang eins vor WM-Spitzenreiter Verstappen und seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas gesichert. In dem Kurzrennen geht es allerdings in erster Linie um die Startplätze für den Grand Prix am Sonntag (18.00 Uhr), die drei Schnellsten über 24 Runden sichern sich zudem Punkte (3-2-1).

Für das eigentliche Rennen, den viertletzten WM-Lauf der Saison, erwartet Hamilton aufgrund eines Motorenwechsels eine Strafversetzung um fünf Startplätze.

Der Brite liegt in der Fahrer-WM 19 Punkte hinter Verstappen. Wenn Verstappen Brasilien mit mindestens 24 Zählern Vorsprung verlässt, kann Hamilton seinen achten Titel in diesem Jahr nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen.

(SID) / Bild: Imago