Heute vor 35 Jahren: Rapid erlegt Dinamo Moskau

Bis auf die Erstrundenspiele gegen Besiktas Istanbul hätte wohl jede Partie während dieser Kampagne die Aufnahme in die Kategorie “legendäre Spiele“ verdient gehabt. In der zweiten Runde setzten sich die Hütteldorfer gegen Celtic durch, obwohl sie eigentlich schon ausgeschieden waren. Nach einem Skandalspiel samt Flaschenwurf und einer 0:3-Niederlage in Glasgow kam es zum Wiederholungsspiel in Manchester, das Rapid dank eines Treffers von Pacult mit 1:0 gewann. Im Viertelfinale setzte es in Dresden ein ernüchterndes 0:3. Das Rückspiel wurde zur wahren Sternstunde als Rapid die Ostdeutschen mit 5:0 abservierten. Nun stand im Halbfinale Dinamo Moskau als Gegner fest.

Etwas Aberglaube darf schon dabei bei sein, wenn man ins Finale eines europäischen Bewerbes kommen möchte. Wie vor dem 5:0 gegen Dynamo Dresden schickte Otto Baric seine Spieler ins Kino, um sie mit einem Action-Film auf Betriebstemperatur zu bringen. Der “Beverly-Hills-Cop“ sollte Wirkung zeigen. Otto “Maximale“ nahm nach drei Spielen Sperre, die er nach dem Skandalspiel in Glasgow ausgefasst hatte, wieder auf der Trainerbank Platz. Da sein Einser-Tormann Funki Feurer verletzt war, durfte der erst 22-jährige Michael Konsel seine Europacup-Premiere ebenso wie Peter Hrstic geben.

Torhüter Prudnikov lässt Rapid verzweifeln

Rapid wollte den Geist vom Rückspiel gegen Dynamo Dresden wiederbeleben und stürmte wild drauf los. Den ersten Treffer erzielten allerdings die Russen. Über die rechte Seite und einen weiten Flankenball kam Dinamo in den Strafraum der Hütteldorfer, wo Panenka Karatajev legte. Den Elfmeter verwandelte der Gefoulte unter gellendem Pfeifkonzert souverän zum 0:1 (26´).
Rapid ließ sich nicht beirren und stürmte weiter Richtung Moskauer Tor. Kranjcar flankte auf Krankl und der Goaleador schoss volley aus spitzem Winkel aufs Gehäuse, Prudnikov parierte glänzend. Nur wenige Augenblicke später spielte Panenka ins Loch, Krankl scheiterte erneut am Goalie. Der Anhang konnte es kaum fassen. Einen Freistoß von der Strafraumgrenze setzte Panenka nur hauchdünn übers Kreuzeck.

Rapid erzwingt in 5 Minuten 3 Tore

In der zweiten Hälfte bekam auch Rapid einen Elfmeter zugesprochen, nachdem Weinhofer gefoult worden war. Routinier Panenka trat an und selbst diesen Elfer wehrte Teufelskerl Prudnikov ab. Drei Minuten später war es Leo Lainer (Vater von Teamspieler Stefan Lainer Anmk.) zu bunt und zog unwiderstehlich ab. Der Ball schlug im langen Eck unter dem Jubel der 20.000 ein (68´).

VIDEO-Highlights: SK Rapid Wien – Dinamo Moskau

Nun war Rapid nicht mehr zu halten. Nach einer Flanke von Panenka wurde Krankl im Straufraum umgestoßen, der tschechische Referee zeigte wieder auf den Elfmeterpunkt. Dieses Mal übernahm Krankl die Verantwortung, küsste den Ball dreimal und bombte ihn unhaltbar zum 2:1 für Rapid in die Maschen (70´). Wenig später spielte Panenka einen Freistoß nicht hoch hinein sondern zur 16er-Linie retour, wo Hrstic wartete und das Match endgültig entschied (73´).

Krankl erinnert sich zurück: „Die beste Rapid-Mannschaft aller Zeiten“

Krankl: „Mein schwerster Elfer“

Die Voraussetzungen für den erstmaligen Einzug in ein Europacupfinale waren nun wesentlich besser als noch zur Pause und Otto Baric freute sich schon auf das Rückspiel in Moskau, wo er wieder auf Weber, Kienast und Brucic setzen konnte.

Hans Krankl: “Das war einer meiner schwersten Elfer in meiner Laufbahn. Nach einem Panenka-Elfer schießt sich´s nicht so leicht.“

Leo Lainer: “Die Russen haben bei meinem Tor eine Flanke erwartet. Da hab ich mir gedacht, ich probier´s.“

Peter Hrstic: “Ich habe vorher mit Panenka ausgemacht, dass ich vor dem Strafraum auf seinen Freistoß warte, konnte aber nicht gleich schießen. Dann hat Pacult die Beine gegrätscht und der Ball ist durchgezischt.“

Moskau-Trainer Sevidov: “Rapid war stärker als wir und war sicher noch im Taumel vom 5:0 gegen Dresden. Wir werden in Moskau unsere Chance suchen. Ob wir sie finden?“

Rapid Wien vs Dinamo Moskau 3:1

10.04.1985, Halbfinal-Hinspiel Cup der Cupsieger
Hanappi-Stadion, 20.000 Zuschauer; Schiedsrichter Vojtech Christov (CSFR)

Tore:

0:1          Vasili Karatajev 26´ Elfmeter
1:0          Leo Lainer 68´
2:1          Hans Krankl 70´ Elfmeter
3:1          Peter Hrstic 73´

Mannschaftsaufstellungen:

Rapid Wien: Konsel, Pregesbauer (46´ Hrstic), Lainer, Garger, Brauneder, Willfurth, Panenka (85´ Stadler), Weinhofer, Kranjcar, Krankl, Pacult;
Coach Otto Baric

Dinamo Moskau: Prudnikov, Bulanov, Silkin, Pozdniakov, Novikov, Khapsalis (77´ Borodjuk), Vasiliev (67´ Pudischev), Ataulin, Karatajev, Stukashov, Gazzaev;
Coach Aleksandr Sevidov