Heute vor 59 Jahren: Rapid in Lissabon unterlegen

Rapids erstes Semifinale im Meistercup führte die Wiener nach Lissabon zur Mannschaft eines alten Bekannten: Bela Guttmann. Der Ungar gewann mit der Hakoah die erste Professionalmeisterschaft Österreichs 1925, wo er auch erstmalig als Trainer arbeitete. Nach vielen erfolgreichen Stationen führte ihn sein Weg nach Portugal, um dort Real Madrid den führenden Rang im europäischen Fußball streitig zu machen.

Rapid reiste erst am Spieltag an

Rapid musste eine wahre Odyssee überstehen. Aufgrund von Unruhen in Frankreich, die beinahe zum Bürgerkrieg geführt hätten (Putsch der Generäle in Algerien), konnten viele Flüge der Air France nicht wie geplant stattfinden und so mussten die Rapidler in Zürich zwischenlanden und in Winterthur der weiteren Dinge harren. Sektionsleiter Ernst Happel meinte:
Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Das ständige Hin und Her und das Warten auf den Abflug zerren an den Nerven der Spieler, darum ist es besser, wir treten zum vereinbarten Termin an, auch wenn wir erst wenige Stunden vor Spielbeginn eintreffen.
Im Vorfeld wollte Rapid auch das Derby gegen die Austria vom 22.4. auf den 19.4. vorverlegen, um besser auf das wichtige Spiel vorbereitet zu sein. Bei den Violetten stieß diese Bitte auf wenig Gegenliebe:
Uns ist die Meisterschaft ebenso wichtig wie Rapid der Europacup.
Rapid verlor das Match 1:2.

Rapid sah sich als Außenseiter, wollte die ersten 20 Minuten überstehen und nicht wie Ujpest in ein Debakel schlittern. Die Ungarn hatten in der zweiten Runde 2:6 verloren. Benfica´s Stärke sah man darin, dass diese Mannschaft keine Schwächen hatte. Überaus freundlich wurden sowohl Schiedsrichtergespann als auch Rapidspieler im „Estadio da Luz“ von den 70.000 empfangen.

Benfica in Technik und Schnelligkeit überlegen

In der ersten Viertelstunde folgte Angriff auf Angriff, Huyer wehrte ab was ihm möglich war. Entlastung fand nur selten über Halla und Flögel statt. Nach 15 Minuten dann das überfällige 1:0. Coluna verlängerte eine Flanke unhaltbar ins Tor. Der Bann war gebrochen. Die größte Chance auf ein Auswärtstor hatte Flögel. Der Ball traf aber nur die rechte Stange (16´). Das 2:0 in der 25. Minute entschied praktisch das Spiel. Huyer konnte den harmlosen Schuss erst hinter der Linie bändigen, ein folgenschwerer Fehler.

Rapid konnte ein Debakel vermeiden, es hätte auch ein 1:6 werden können. Schlussendlich endete die Partie 0:3. Zu groß war der Unterschied in der Durchschlagskraft der Stürmer. Bela Guttmann diplomatisch vor dem Spiel:
Benfica ist eine gute und ausgeglichene Mannschaft, aber nicht mehr.
Vielmehr hatte Benfica eine seit 2 Jahren eingespielte Mannschaft. Über seine Spieler sagte er:
Ich habe nirgends willigere Fußballer angetroffen als in Portugal. Dass mir meine Spieler, mit Ausnahme montags, ständig zur Verfügung stehen, erleichtert die Arbeit ungemein. Im Fußballsport garantiert auf die Dauer nur das Berufsspielertum Höchstleistungen.

Vernichtende Kritiken hagelte es für die Wiener.
Hanappi: “Wenn Flögels Schuss in der 16. Minute nicht am Pfosten, sondern im Tor gelandet wäre, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt.
Höltl: “Es war, als spielten wir bergauf. Fast immer kam der Ball postwendend zurück.

Benfica Lissabon vs Rapid Wien 3:0
(26.04.1961) Halbfinal-Hinspiel Meistercup

Estadio da Luz, 70.000 Zuschauer; Schiedsrichter Kevin Howley (England)

Tore:                                    1:0          Mario Coluna 15´
2:0          Jose Aguas 25´
3:0          Domiciano Cavem 62´

Mannschaftsaufstellungen:

Benfica Lissabon:            Pereira, Serra, Germano, Angelo, Neto, Cruz, Augusto, Santana, Aguas, Coluna, Cavem;
Coach Bela Guttmann
Rapid Wien:                      Huyer, Zaglitsch, Glechner, Höltl, Skocik, Hanappi, Halla, Steup, Dienst, Flögel, Bertalan;
Coach Robert Körner