Hirscher grübelt: „Irgendetwas passt nicht“

Nach seinem erneuten Slalom-Triumph in Zagreb hat sich Marcel Hirscher selbstkritisch, nachdenklich und abgekämpft gezeigt. „Das war ein reiner Fight“, meinte der siebenfache Gewinner des Ski-Weltcups. Sein Spruch von einer „Formkrise“ nach dem vorzeitigen Aus in beim Parallel-Event in Oslo sei jedenfalls nicht nur als Scherz gemeint gewesen. „Irgendetwas passt nicht. Bei mir“, grübelte Hirscher.

„Momentan habe ich einfach das Gefühl, wir sind nicht voraus, wir sind hinten nach“, erklärte er. „Ich merke einfach, es geht nicht mehr so gut und frei und leicht von der Hand.“ Sein furioses Finale zur Bestzeit im zweiten Zagreb-Durchgang sei quasi Brachialgewalt auf zwei Brettern gewesen. „Das ist nicht etwas, wo man mit Souveränität und mit Technik, mit Routine und mit Klasse irgendetwas macht. Das war einfach Fett’n, dass ich durchgekommen bin.“

Hirscher: „Erzähle immer die ehrliche Geschichte“

Passend zu seiner Stimmungslage spiegelte sich der „harte Kampf“ auch in seinem Gesicht wider. Eine „in tausend Fetzen“ zersplitternde Stange beim Warm-up am Sonntag hinterließ einen dicken Bluterguss an der Lippe. „Von außen schaut es eh nicht so wild aus, aber von innen“, sagte Hirscher. „Aber wenn mir nicht mehr passiert, dann soll’s so sein.“

Jedes Wochenende werde so ein Gewaltakt wie in Zagreb nicht funktionieren. „Darum freue ich mich heute umso mehr, weil weniger von meiner Seite dafür verantwortlich ist, dass es geklappt hat“, betonte Hirscher, der sich angesichts von sechs Saisonsiegen allerdings bewusst ist, dass seine Selbstkritik „irgendwie schräg“ rüberkommen könnte. „Oft hört man, der Hirscher ist ein Tiefstapler und so. Aber in Wahrheit erzähle ich immer die ehrliche Geschichte“, gab er zu bedenken.

Hirscher kämpft mit Ski-Auswahl

Vielleicht seien die oft wechselnden Bedingungen in der laufenden Weltcup-Saison ein Grund für seine Einschätzung, dass es generell nicht rund läuft. „Heute war es wieder so. Der Ski im ersten Durchgang, der war im Training eine Macht! Dann fährst du das Rennen und denkst dir: Hä, was ist jetzt?!„, erzählte Hirscher. „Dann wechselst du im zweiten Durchgang und denkst dir: Okay, da ist wenigstens der Speed da.“

Auch wegen dieser Umstände werde er seine Energie weiter für die technischen Disziplinen bündeln. Den Super-G in Kitzbühel und die Kombination in Wengen habe er nicht auf dem Plan, klärte Hirscher auf. Wie es diesbezüglich bei den Ski-Weltmeisterschaften in Aare ausschauen wird, sei noch nicht definitiv entschieden. Der Familienvater verspüre derzeit aber keine allzu große Lust, zwei Wochen am Stück nicht daheim zu sein, was passieren könnte, würde er die Kombination bestreiten.

Auch wenn man davon ausgeht, dass Hirscher die Ausflüge in andere Disziplinen bleiben lässt, schaut es punkto Gesamtweltcup Nummer acht gut aus. Der Salzburger baut seinen Vorsprung kontinuierlich aus, seit Sonntag ist Henrik Kristoffersen wieder sein erster Verfolger. 335 Punkte liegt Hirscher vor dem Norweger. „Die Basis ist gelegt“, meinte er. Und bis zur WM stehen noch vier weitere Slaloms und zwei Riesentorläufe an.

(APA)

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