Frankreich besiegt Deutschland, Spanien gewinnt gegen England

(SID) – Frustrierendes Ende einer turbulenten Woche: Fußball-Weltmeister Deutschland hat beim EM-Härtetest gegen EURO-Gastgeber Frankreich eine 0:2 (0:1)-Niederlage bezogen. Das DFB-Team zeigte im EM-Finalstadion von Paris eine über weite Strecken schwache Leistung.

Die dritte Niederlage im neunten Spiel des Jahres 2015 besiegelten Stürmer Olivier Giroud vom FC Arsenal (45.+1) und Andre-Pierre Gignac vom mexikanischen Topklub UANL Tigres (86.). Zwei Minuten vor dem 0:1 hatte Rückkehrer Mario Gomez in seinem ersten Länderspiel nach 436 Tagen die große Chance zur Führung vergeben. Durch die Niederlage ging auch das Debüt des EM-Trikots daneben, dass der Weltmeister am Freitag erstmals trug. Am Dienstag (20.45) in Hannover gegen die nicht für die EM qualifizierten Niederlande strebt das Team von Bundestrainer Joachim Löw nun zumindest einen versöhnlichen Jahresabschluss an.

Löw hatte im Stade de France einmal mehr überrascht. Dass Gomez als Mittelstürmer nach 14-monatiger Abstinenz sein Comeback in der DFB-Auswahl gab, war zwar zu erwarten, dafür verblüffte Löw mit seiner taktischen Ausrichtung. Gegen die Franzosen setzte der 55-Jährige auf ein 3-4-2-1-System. Letztmals hatte Deutschland zuvor im Juni mit einer Dreierkette beim 7:0 gegen Gibraltar agiert.

Hector muss verletzt raus

Antonio Rüdiger, Mats Hummels und Jerome Boateng bildeten den Abwehrriegel. Matthias Ginter und Jonas Hector, zuletzt noch auf den Außenpositionen in der Viererkette, agierten etwas vorgezogen, waren aber ebenfalls zumeist mit defensiven Aufgaben beschäftigt und komplettierten so letztendlich bei den Angriffen von Les Bleus die Fünferkette. Hector musste allerdings bereits in der 34. Minute mit einer Oberschenkelprellung ausgewechselt werden, der Kölner war bis dahin der einzige DFB-Spieler gewesen, der 2015 noch keine Minute verpasst hatte.

In der ersten halben Stunde kam das DFB-Team nur ganz selten in die gegnerische Hälfte. Eine Chance von Thomas Müller nach Vorarbeit des bei seinem Comeback nach 13 Monaten ebenfalls lange schwachen Julian Draxler wirkte als Weckschuss (34.). Es folgte eine erste kleine Chance für Gomez (38./Außennetz) und die größere nach Vorlage von Müller (43.), bei der der Stürmer von Besiktas Istanbul den Ball über das Tor drosch. Ausgerechnet in die deutsche Drangphase fiel das Tor der Franzosen, als Giroud nach sensationeller Vorlage von Manchester Uniteds Jungstar Anthony Martial aus vier Metern unhaltbar für Manuel Neuer vollstreckte.

Frankreich legt nach

Nach der Pause gönnte Löw Boateng eine Pause, für ihn kam Shkodran Mustafi. Frankreich erzielte noch ein zweites Tor durch Antoine Griezman, das wegen vorheriger Abseitsposition von Giroud zurecht nicht anerkannt wurde (53.). Deutschland hatte bei einem Pfostenschuss von Thomas Müller aus 22 Metern noch eine große Chance (77.), ehe Gignac alles klar machte.

In der letzten halben Stunde kam es noch zu Debüts zweier 19-Jährige: Beim DFB-Team kam in der 61. Minute der Schalker Leroy Sané, bei den Franzosen acht Minuten später Kingsley Coman von Bayern München.

Spanien und Belgien in EM-Form, Niederlande gewinnt ebenfalls

Titelverteidiger Spanien und Geheimfavorit Belgien haben sieben Monate vor der EURO 2016 ihre EM-Form bewiesen. Spanien gewann das Topspiel gegen England in Alicante 2:0 (0:0), der Weltranglistenerste Belgien siegte angeführt von Kevin De Bruyne gegen Italien mit 3:1 (1:1). In Torlaune zeigte sich der Niederländer Arjen Robben mit einem Doppelpack beim 3:2 (1:1) gegen Wales.

Spanien gewann das Treffen zweier Fußball-Schwergewichte dank eines Traumtores von Mario Gaspar. Der Abwehrspieler des FC Villarreal erzielte mit einem spektakulären Seitfallzieher aus 16 Metern (72.) die Führung, Santi Cazorla (84.) erhöhte kurz vor Schluss. Bayern Münchens Mittelfeldspieler Thiago wurde bereits vor der Pause verletzt ausgewechselt.

Die beiden EM-Mitfavoriten lieferten sich lange Zeit ein Duell auf Augenhöhe mit leichten Vorteilen für die Gastgeber. Sergio Busquets vergab in der 32. Minute die erste gute Chance der „Selección“. Bei den in der EM-Qualifikation verlustpunktfreien Engländern hatte Wayne Rooney mit einem Lattenschuss (90.) die beste Gelegenheit.

Angeführt von De Bruyne gewann Belgien überraschend locker gegen Italien. Der Ex-Wolfsburger erzielte in Brüssel in der 74. Minute den Treffer zum 2:1, zuvor hatte er schon beim Ausgleich von Jan Vertonghen (13.) die Vorlage gegeben. De Bruyne hat somit in den vergangenen fünf Spielen für die „Roten Teufel“ vier Tore erzielt. Michy Batshuayi setzte den Schlusspunkt (82.), Antonio Candreva hatte die in der EM-Qualifikation ungeschlagenen Italiener zunächst in Führung gebracht (3.).

Das Bundesliga-Duo Bas Dost und Arjen Robben bescherte der Niederlande nach der verpassten Qualifikation für die EM 2016 zumindest einen Testspielsieg. Bei den für die EURO qualifizierten Walisern gewann der WM-Dritte durch das erste Länderspiel-Tor des Wolfsburgers Dost (32.) und zwei Treffer von Kapitän Robben von Bayern München (54./81.) mit 3:2 (1:1).

Eine Aufholjagd der Schweiz bei EM-Debütant Slowakei wurde derweil nicht belohnt. Nach einem 0:3-Rückstand glückten dem ehemaligen Leverkusener und Hoffenheimer Eren Derdiyok per Kopf (63.) sowie dem Mönchengladbacher Josip Drmic (67.) lediglich noch die Anschlusstreffer für die Eidgenossen, die sich ebenfalls auf die EM-Endrunde 2016 in Frankreich vorbereiten.

Ein denkbar schlechtes Debüt erlebte Michael Skibbe als Trainer Griechenlands. Der frühere Bundesliga-Coach von Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC verlor mit dem Europameister von 2004 in Luxemburg mit 0:1 (0:0). Das Tor für den 146. der FIFA-Weltrangliste erzielte Aurelien Joachim in der Nachspielzeit.

Polen schlägt Island dank Lewandowski-Doppelpack

Wieder einmal dank Bayern-Star Robert Lewandowski hat die Fußball-Nationalmannschaft Polens das Duell der EM-Teilnehmer gegen Island gewonnen. Lewandowski erzielte beim 4:2 (1:0)-Erfolg in Warschau beim Stande von 2:2 die beiden entscheidenden Tore (75./79.).

Die erstmals für die EM qualifizierten Isländer waren durch den Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson in Führung gegangen (4./Elfmeter). Kamil Grosicki (51.) und Bartosz Kapustka (66.) schossen Polen in Führung, ehe Alfred Finnbogason (75.) noch einmal ausglich – doch dann kam Lewandowski. Die Polen hatten in der Qualifikation Rang zwei hinter Weltmeister Deutschland belegt.

Die Ergebnisse im Überblick:

Frankreich – Deutschland 2:0
Spanien – England 2:0
Wales – Niederlande 2:3
Slowakei – Schweiz 3:2
Belgien – Italien 3:1
Polen – Island 4:2
Nordirland – Lettland 1:0
Tschechien – Serbien 4:1
Luxemburg – Griechenland 1:0
Katar – Türkei 1:2
Kosovo – Albanien 2:2

Bild: Imago