„Ist der richtige Schritt“: Grüll sieht sich für Rapid-Aufgabe gerüstet

Er war in der abgelaufenen Saison die vielleicht heißeste Aktie am heimischen Transfermarkt, nun will Marco Grüll mit Rapid die Bundesliga aufmischen. Der bald 23-jährige Offensivmann wird nach starken Leistungen für Ried und als „Quereinsteiger“ besonderes Interesse auf sich ziehen, sieht sich für das Engagement beim Topclub gerüstet. „Das ist der richtige Schritt“, betonte der Salzburger vor dem Bundesliga-Start am 23. Juli.

Elfmal schrieb Grüll in der abgelaufenen Saison für Ried an, das er im Jahr davor mit 13 Toren ins Oberhaus geschossen hatte. Mit seiner Schnelligkeit und besonderen Qualität im Eins-gegen-Eins will sich der Mann aus dem Pongau nun auch in die Herzen der Rapidfans spielen. „Wenn man variabel ist, sollte es überall funktionieren“, gab sich der Neo-Grün-Weiße zuversichtlich.

Dabei lief es 2020/21 nicht immer ganz rund für ihn. Just als die Transfergerüchte Fahrt aufnahmen, ließen seine Leistungen nach. „Ich weiß nicht, ob es belastend war, wir haben eine Unserie gehabt, es hat halt ins Bild gepasst. Im Play-off waren wir als Mannschaft viel besser, und auch ich habe wieder mehr Tore gemacht“, erinnerte er sich erst an die Tal-, schließlich an die Bergfahrt unter dem neuen Coach Andreas Heraf, mit dem schließlich souverän der Klassenerhalt fixiert wurde.

Mit einem Doppelpack beim 3:2 gegen Hartberg kam das Selbstvertrauen bei Grüll nach zehn Partien mit nur einem Tor zurück. Die defensive Spielweise, die Ried in der folgenden Phase stabilisierte, empfand der offensivorientierte Grüll als notwendiges Übel. „Das war notwendig, das mussten wir einsehen. Kein Offensivspieler verteidigt gern. Da musst du den Schädel ausschalten und einfach laufen“, konstatierte er nüchtern. Umso mehr freut er sich auf Rapid. „Dieser Fußball kommt mir wohl eher entgegen.“

Klare Entscheidung pro Rapid

„Das ist mein Fußball, deswegen bin ich geholt worden, glaube ich, weil ich im Eins-Eins wahrscheinlich sehr gut bin“, erzählte der neunfache ÖFB-Nachwuchsteamspieler Grüll. „Das ist gerade wichtig, wenn der Gegner tiefer steht, dass du über die Außen drüberkommen kannst.“

Nicht nur Rapid zeigte an ihm Interesse, auch Ligakrösus Salzburg war neben ausländischen Clubs – gerüchteweise Eintracht Frankfurt und Union Berlin – an Grüll dran. „Es hat viele Sachen gegeben, aber das ist der richtige Schritt. Bei Rapid haben sie mir gleich das Vertrauen gegeben, dass sie mich unbedingt haben wollen“, erklärte der Blondschopf, „ich habe nicht viel überlegen müssen“. Bei Salzburg sei das Interesse hingegen nicht so stark zu spüren gewesen. „Ich bin nicht mehr 17. In meinem Alter muss man spielen.“

Grüll will seine Karriere Schritt für Schritt entwickeln, das zeigt seine Vergangenheit. So schlug er einen Wechsel zu Rapid – bereits 2018 absolvierte er ein Probetraining bei Rapids Zweierteam – im Sommer 2020 noch aus – da kannte er die Bundesliga noch nicht, sei es eben zu früh gewesen. Auch den Verlockungen Salzburgs widerstand er eigenen Angaben nach schon mehrmals. „Salzburg war (zuletzt; Anm.) nicht das erste Mal an mir dran. Aber damals wollte ich noch nicht weg von daheim. Das hat gut gepasst.“

Grüll ging den etwas anderen Weg

Eine Fußball-Akademie hat der gelernte Sportartikelverkäufer im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen nie von innen gesehen. 2015 kam er im Alter von 17 von Pfarrwerfen aus der 2. Landesliga (6. Leistungsstufe) zu Regionalligist St. Johann, im Winter 1918/19 schließlich erfolgte sein Wechsel zu Ried in die 2. Liga. „Ich habe mit 14 schon mit Erwachsenen trainiert, da lernst du es mit dem Körper anders“, blickte er auf eine Zeit zurück, in der er auch mental vieles gelernt habe, das ihm nun hilfreich sein soll.

Schließlich betritt Grüll beim Wiener Großclub eine neue Welt. „Im Umfeld des Vereins ist alles viel größer“, bemerkte er. Am Platz seien Tempo und individuelle Qualität höher. Insgesamt sei ihm der „Umstieg“ vorerst aber leicht gefallen – nicht nur, weil ihn die Clubverantwortlichen stets als „absoluten Wunschspieler“ bezeichnet hatten: „Ich bin positiv überrascht vom Klima.“

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(APA)/Bild: GEPA