Jakob Pöltl – ein Wiener im Vorhof der NBA

Salt Lake City (Utah) (APA) – Er ist Österreichs mit Abstand größte Basketball-Hoffnung. Das liegt nicht nur an seinen 2,13 Metern Körpergröße. Jakob Pöltl hat sich bereits in seiner ersten halben Saison in der höchsten US-College-Liga (NCAA) einen Namen gemacht. Viele US-Experten trauen dem 19-jährigen Wiener von der Universität von Utah sogar zu, im NBA-Draft in der ersten Runde ausgewählt zu werden.

Pöltl könnte damit als erster Österreicher überhaupt den Sprung in die beste Basketball-Liga der Welt schaffen – vielleicht sogar noch in diesem Jahr. „Ich bin mir schon bewusst, dass das eine große Sache ist“, erklärte das Ausnahmetalent im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. „Momentan ist die NBA aber noch weit weg. Ich höre die Berichte, aber ich mache mir noch nicht zu viele Gedanken.“

Vorerst steht die College-Saison im Mittelpunkt. Die Liga gilt als Vorhof der NBA. Pöltl hat in seinen ersten Auftritten für die Utah Utes überzeugt. Der Power Forward bringt es in durchschnittlich 23,3 Einsatzminuten auf 9,5 Punkte, 8,3 Rebounds und 2,1 Blocks. Zwölf ihrer vergangenen 13 Spiele haben die Utes gewonnen, werden bereits als achtbestes Team des Landes geführt. Am Donnerstag und Samstag stehen Schlager bei Arizona State und Arizona an.

Auch das Topteam Arizona hätte Pöltl im Vorjahr gerne verpflichtet. Nach einem Bundesliga-Jahr bei den Traiskirchen Lions entschied er sich aber für Utah – und damit auch gegen Profi-Angebote aus Europa. „Ich habe vor, in den USA Profi-Basketball zu spielen. Da ist das College eine gute Vorbereitung“, meinte der Hüne aus dem sechsten Wiener Gemeindebezirk. „Seit ich hier bin, habe ich mich in fast allen Bereichen verbessert.“

In Salt Lake City steht ihm mit Larry Krystkowiak ein langjähriger NBA-Spieler als Chefcoach zur Verfügung. „Von seiner Erfahrung profitiere ich enorm“, erklärte Pöltl. Krystkowiak war im Vorjahr selbst zweimal nach Wien gereist, um den Rohdiamanten zu rekrutieren. Weitere Vertrauenspersonen sind seine Eltern, beide frühere Volleyball-Nationalspieler. Mutter Martina ist in fast alle Entscheidungen eingebunden.

Dick angestrichen ist im Kalender der 26. April. Bis dahin muss Pöltl entscheiden, ob er sich bereits in diesem Jahr für den NBA-Draft, das Auswahlverfahren der besten Nachwuchsspieler, anmeldet. „Ich kann mir auch vorstellen, länger am College zu bleiben“, sagte der Hoffnungsträger. „Das ist davon abhängig, wie die Saison verläuft, wie das Team am College nächstes Jahr aussieht und ob ich glaube, dass ich bereit bin für die NBA.“

Den Sprung ins Profi-Geschäft könnte er auch ein Jahr später noch wagen. Chancen werden Pöltl dank seiner Größe und für 2,13 Meter sehr guten Beweglichkeit aber schon jetzt eingeräumt. Als seine große Stärke gilt die Defensive. „Im Verteidigen war ich immer schon relativ gut. Wenn ich in die NBA gehen will, muss ich aber auch mein Offensivspiel verbessern“, meinte Pöltl. „Ich brauche mehr Waffen, um auch gegen stärkere Verteidiger etwas auszurichten.“

An diesen Waffen wird in Utah gearbeitet, dazu mit Abstrichen auch an Kraft und Athletik. „Das Spiel hier ist viel schneller und athletischer als in Österreich“, erklärte Pöltl. Zudem hat es einen ganz anderen Stellenwert. College-Partien werden in den USA regelmäßig von 15.000 Zuschauer verfolgt und im nationalen Fernsehen übertragen. „Der Druck ist schon größer, aber damit habe ich kein Problem“, versicherte Pöltl. „In den ersten Spielen war ich etwas nervös, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Im Endeffekt ist es nur Basketball.“

Um den Sport dreht sich in seinem Leben fast alles. Freizeit hat Pöltl frühestens ab sechs Uhr abends. Auf dem Campus wohnt er mit seinem Teamkollegen Kenneth Ogbe und Chris Reyes zusammen. „Untertags bin ich oft müde“, sagte der Riese, den seine Freunde in Wien liebevoll „Baum“ nennen. Er nimmt die Anstrengungen gerne in Kauf, um weiter seinen Traum zu verfolgen. Den Traum von der NBA, der plötzlich real erscheint.