„Kein Respekt!“ Schiri Stieler verteidigt Gelb-Rot – Gladbacher sauer

In einem turbulenten Topspiel holt Leipzig gegen Mönchengladbach in letzter Minute zumindest noch einen Zähler. Vor allem Schiedsrichter Stieler steht im Mittelpunkt. Anschließend äußerten sich die Protagonisten am Sky Mikro. Die wichtigsten Stimmen.

Tobias Stieler (Schiedsrichter) …

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „So viel zu Diskutieren gibt es da nicht. Er hat keinen Freistoß bekommen und dann abgewunken. Dann hat er die Gelbe Karte bekommen. Diese Gelbe Karte hat er nicht akzeptiert und es wiederholt. Er hat wiederholt abfällig und gestenreich keinen Respekt gezeigt und folglich Gelb-Rot bekommen. Ich kann nicht nachvollziehen, dass ein Spieler, wenn er eine Gelbe Karte bekommen hat, weiter abfällige Gesten macht. Es hat schon schlimmere Szenen gegeben. Die Klubs wurden nochmals über ihre Vorbildfunktion informiert. Wir Schiedsrichter sind angehalten, diese Unsportlichkeiten konsequenter zu ahnden. Ich werde nicht derjenige sein, der dieses Commitment bricht. Das war absolut keine Vorbildfunktion für den Amateurfußball. Die Karte war eine Folge der strengeren Auslegung seit der Winterpause. Bei solchen Szenen geht es auch um das Image des Fußballs. Das werden wir auch weiter so ahnden.“

… zur Gelben Karte von Marco Rose: „Er hat ein Foulspiel gestenreich reklamiert und die Coachingzone verlassen. Das ist dann zwingend eine Gelbe Karte. Er hat sie im Gegensatz zu seinem Spieler wie ein Mann genommen und nicht weiter reklamiert.“

 

Marco Rose (Trainer Borussia Mönchengladbach) …

… zum Spiel: „Wir haben hier heute einen Punkt geholt und in allen Belangen eine bärenstarke erste Halbzeit gezeigt. Wir haben es top gegen den Ball gemacht und mutig mit dem Ball. Wir wollten dann so weitermachen und mutig bleiben. In der zweiten Halbzeit haben wir dann bärenstark gekämpft. Ich freue mich über die Leistung meiner Mannschaft. Wir ärgern uns sehr, dass wir am Ende nicht gewonnen haben. Ich muss den Jungs Respekt zollen, dass sie Teil eines rassigen Spitzenspiels waren.“

… zum Treffer zum 1:0: „Das war ein sehr guter Angriff und am Ende ein sehr schönes Tor. Der erste Gedanke muss immer sein, den Ball tiefstmöglich zu spielen.“

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „Ich will dazu gar nichts sagen. Das erübrigt sich und jeder wird seine Meinung dazu haben. Danach war es zu zehnt natürlich sehr schwer.“

… zu seiner Gelben Karte: „Ich habe mich zweimal aufgeregt im ganzen Spiel, als Spieler von uns mit einer Kopfverletzung am Boden lagen. Ich wollte nur, dass man das Spiel unterbricht. Wie ich reagiert habe, ist too much und bedeutet heutzutage eine Gelbe Karte.“

… zur Auswärtsschwäche seines Teams (vor dem Spiel): „Es gibt eine gewisse Diskrepanz zwischen auswärts und zuhause – sowohl bei den Punkten als auch den Leistungen. Wir arbeiten daran, dass sich das wieder ändert. Wir müssen auch auswärts einfach mutiger auftreten und mehr mit dem Ball anfangen als zuletzt auf Schalke.“

… zum Gastspiel in seiner Geburtsstadt Leipzig (vor dem Spiel): „Für meinen Verein ist es ein Auswärtsspiel. Für mich ist es ein kleines Heimspiel, weil ich hier geboren wurde. Ich mag aber nicht zu viel draus machen. Ich bin hier um zu arbeiten und kann das gut trennen.“

… zu seinem Wechsel nach Gladbach (vor dem Spiel): „Ich habe den richtigen Verein für mich gefunden. Ich fühle mich in Mönchengladbach sehr wohl.“

… zur Standardstärke seines Teams (vor dem Spiel): „Aus der Nummer bin ich komplett raus. Das liegt in den Händen von Alexander Zickler und meinem restlichen Team. Ich bin froh, dass es so gut klappt. Wir trainieren das allerdings fast gar nicht, sondern arbeiten mit Videos. Das scheint zu fruchten.“

… zur Friseurdebatte bei RB Leipzig (vor dem Spiel): „Ich war gestern beim Friseur, aber er wurde nicht extra eingeflogen. Ich habe mir auch nochmal die Haare machen lassen vor dem Spiel.“ (lacht)

 

Yann Sommer (Borussia Mönchengladbach) …

… zum Gegentreffer zum 1:2: „Wir hatten viel Chaos vor unserem Tor. Es war unglücklich und Denis kommt nicht mehr weg. Das ist einfach unglücklich, ich würde es nicht als Fehler bezeichnen.“

… zum Spiel: „Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt. Wir haben nichts zugelassen und ein unglaublich gutes Gegenpressing gespielt. Die Rote Karte hat uns das Genick gebrochen. Zu zehnt gegen eine sehr gute Mannschaft hinterherzurennen, ist sehr kräfteraubend. Irgendwann geht dann eine Lücke auf.“

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „Ich finde, da gehört in so einem Spitzenspiel auch ein bisschen Fingerspitzengefühl dazu. Emotionen gehören zum Fußball dazu. Der Schiedsrichter hat mir nicht viel zu der Entscheidung gesagt.“

 

Jonas Hofmann (Torschütze Borussia Mönchengladbach) …

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „Ich weiß nicht, ob er noch was gesagt hat. Aber für so etwas eine Gelb-Rote Karte zu geben: Hut ab. Das war die spielentscheidende Szene. Wenn man dafür eine gelbe Karte gibt, weiß ich nicht, in welche Richtung wir noch wollen. Da kann man schon ein bisschen Fingerspitzengefühl zeigen. Das ist sehr, sehr bitter.“

… zum Spiel: „Wir keinen auf keinen Fall mit hängenden Köpfen nach Hause. Einen Punkt in Leipzig hat uns nicht jeder zugetraut. Dementsprechend können wir das Selbstvertrauen von heute mitnehmen. Die erste Halbzeit war überragend. Es ist schade, dass am Ende noch so ein Sonntagsschuss reingeht. So haben wir leider nur einen Punkt.“

 

Julian Nagelsmann (Trainer RB Leipzig) …

… zum Spiel: „Wir haben bislang in allen Topspielen außer Schalke die erste Halbzeit verschlafen. Ich fand bis zum ersten Tor waren wir auf Augenhöhe, da war es sehr ausgeglichen. Das zweite Tor war ein Killer, danach waren wir schon raus. Nach der Pause haben wir es dann gut gemacht, haben schon vor der Gelb-Roten Karte Druck gemacht. Am Ende war der Punkt dann verdient, weil wir gegen zehn Mann schon sehr drückend waren.“

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea „Das ist für mich nicht zwingend eine Gelb-Rote Karte – gerade in so einem wichtigen Spiel nicht. Neue Regel hin oder her. Das war nicht dramatisch. Es gab einen anderen Gladbacher, der vielleicht eher runtergemusst hätte als er.“

… zu einer früheren Veränderung der Taktik: „Wir haben taktisch in der zweiten Halbzeit genau das Gleiche gemacht wie vorher.“

… zum Trubel unter der Woche: „Wenn viel um einen Klub herumgeistert, ist es immer auch ein bisschen ablenkend.“

… zu Nkunku: „Er hatte vor seinem Tor schon zwei, drei gute Aktionen. Er ist trickreich und hat einen extrem guten Huf.“

… zu seinem Streit mit Matthias Ginter: „Ich habe ihn nicht wissentlich weggeschubst. Ich glaube, ich bin irgendwie in ihn reingestoßen worden. Es war ein Missverständnis.“

… zu seinen Erkenntnissen der ersten drei Rückrundenspiele: „Es ist noch ein weiter Weg und wir müssen immer an unsere Grenze gehen um erfolgreich zu sein.“

… zu seiner Kritik an der eigenen Mannschaft (vor dem Spiel): „Man wünscht sich immer, dass es interessante Interviews gibt. Die Wahrheit tut immer gut. Trotzdem muss man immer abwägen, was man nach innen und nach außen sagt. Ich habe in Frankfurt meine Mannschaft nicht zerlegt, sondern angesprochen, dass wir auch aufgrund der Trainingswoche einige Details nicht gut gemacht haben. Das darf ich als Trainer doch noch sagen und muss dann halt mit dem Echo umgehen. Aktuell kann ich das noch. Ich bin keiner, der in die Kabine geht und bewusst überlegt, was er sagt. Ich versuche ehrlich auf die Fragen zu antworten und antworte das, was mir in den Sinn kommt. Ich bin keiner, der sich eine Antwort tausendmal überlegt. Ich hätte das Ganze sicher auch bei einem Sieg angesprochen, aber dann wäre das Urteil sicher schon ein bisschen anders ausgefallen.“

… zur Trainingswoche (vor dem Spiel): „Wir haben diese Woche gut trainiert, alle haben gut mitgezogen. Die Jungs haben auch verstanden, dass ich nicht gemeint habe, dass sie schlecht sind oder keine Mentalität haben.“

… zum Druck nach den Siegen von Bayern und Dortmund (vor dem Spiel): „Andersrum wäre es sicher schöner. Ich werde den Jungs aber nochmals klar machen, dass wir hier um etwas spielen dürfen. Das ist etwas Schönes. Das müssen wir genießen und dürfen es nicht als Last sehen.“

… zur Meisterschaft (vor dem Spiel): „Ich möchte in den vier Jahren, in denen ich hier bin, Meister werden. Möglich ist die Meisterschaft auch dieses Jahr, wir werden unser Bestes geben.“

 

Oliver Mintzlaff (Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender RB Leipzig) …

… zu Dani Olmo (vor dem Spiel): „Es waren mehrere Vereine an ihm dran – auch andere Bundesligisten wie man hört. Wir hatten ihn seit zwei, drei Jahren auf dem Zettel. Wir wussten, dass der Spieler zu uns will. Wir haben aufgezeigt, dass es für ihn sein nächster Schritt sein kann. Markus Krösche und Julian Nagelsmann haben sich da extrem bemüht. Mit unserer jungen Mannschaft haben wir etwas, was wir zusätzlich bei den Verhandlungen in die Waagschale werfen konnten.“

… zu Julian Nagelsmann (vor dem Spiel): „Wir haben einen super Trainer. Ich freue mich, dass Julian klare Kante zeigt und das sagt, wobei er denkt, dass die Mannschaft dadurch besser wird. Er soll sich nicht verbiegen. Das tut er auch nicht. Das er letzte Woche klare Worte gefunden hat, fand ich vollkommen ok.“

… zur Kritik von Ralf Rangnick (vor dem Spiel): „Wir sind ein junger Bundesligaklub und machen sicher nicht alles perfekt. Das wurde auch von uns unnötigerweise etwas größer gemacht, als es eigentlich war. Ralf Rangnick hat so viel für diesen Klub gemacht. Dass er mit einem Spieler spricht, finde ich vollkommen in Ordnung.“

 

Yussuf Poulsen (RB Leipzig) …

… zum Spiel: „In der ersten Halbzeit haben wir viel zu viele Fehler gemacht. Man kann Fehler machen, aber dann muss man auch bereit sein, sie gerade zu biegen. Das waren wir vor der Pause nicht. Das haben wir in der zweiten Halbzeit besser gemacht und viel direkter gespielt. Mit dem schnellen Anschlusstor haben wir sie etwas ins Wackeln gebracht. Mit der roten Karte waren wir noch überlegener. Durch die zweite Halbzeit kommen wir verdient zurück.“

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „Er gibt dem Schiedsrichter die Möglichkeit das zu machen. Aber es ist natürlich schon ein bisschen viel. Durch die Regeln hat der Schiedsrichter wahrscheinlich alles richtig gemacht.“

… zu seiner Einwechslung: „Ich wollte einfach reingehen, Gas geben und damit die anderen mitreißen. In der ersten Halbzeit war nämlich nicht genug Feuer auf dem Platz. Wir haben dann mit zwei großen Stürmern die Box geflutet und Gladbach gut unter Druck gesetzt.“

 

Sky Experte Lothar Matthäus …

… zum Spiel: „Leipzig war in der ersten Halbzeit gar nicht im Spiel und muss Gladbach danken, dass es nur 0:2 stand. Durch Fehler der Leipziger hätten sie noch mehr Tore machen können. Auch in der zweiten Halbzeit war Leipzig aus meiner Sicht nicht überzeugend, sie hatten kaum klare Torchancen. Sie haben vergessen mehr über die Flügel zu kommen und stattdessen oft einfach aus dem Halbfeld geflankt. Da hätte ich mehr spielerische Qualität erwartet. Ein tolles Spiel war es eher von den Gladbachern als von den Leipzigern.“

… zu Julian Nagelsmann: „Ich frage mich, warum er bei den vielen schlechten ersten Halbzeit in letzter Zeit, nicht früher etwas ändert. Man hat den Gegner heute eingeladen, da hätte man schon nach 20, 25 Minuten reagieren können.“

… zur Gelb-Roten Karte von Alassane Plea: „Wo soll man die Emotionen verstecken? Wir wollen doch Emotionen auf dem Platz sehen. Es war ein Halten von Sabitzer da. Dann bekommt er den Freistoß nicht und kriegt noch Gelb-Rot wegen zweimal abwinken. Andere Fouls werden nicht mit Gelb geahndet, wo es klar nötig wäre. Ich gehe da nicht mit. Dann sollen alle an der Konsole spielen, dann lassen wir die Emotionen. Wenn wir unsere Probleme so lösen, indem wir dem Fußball alle Emotionen nehmen, sind wir auf dem falschen Weg. Diese Gelb-Rote Karte hat Gladbach heute zwei Punkte gekostet. Wenn sie zu elft auf dem Platz bleiben, holt Leipzig heute keinen Punkt. Und für mich war sie trotz der neuen Regel übertrieben. Dann hat man in jedem Spiel zig Gelbe Karten.“

… zu Denis Zakaria: „Er hat heute die Dreierkette mit einem guten Stellungsspiel organisiert. Er war sehr präsent und hat das mit seinen Nebenspielern sehr gut gemacht. Er steht bei vielen Topklubs auf dem Zettel. Heute hat er ein Riesenspiel gemacht.“

… zur Ausgangslage im Meisterrennen (vor dem Spiel): „Die Bayern haben heute Mittag Druck aufgebaut. Deshalb geht es für beide Teams heute Abend um sehr viel. Dortmund und Bayern sind für mich in der Rückrunde bislang oben. Bayern wirkt sehr stabil, deshalb sieht es für mich langsam nach einem Meister Bayern München aus.“

… zu den beiden Trainern (vor dem Spiel): „Wir haben sehr viele gute junge Trainer in der Bundesliga. Nagelsmann möchte sicher zeigen, dass er der bessere Rose ist. Rose möchte zeigen, dass er der bessere Nagelsmann ist. Beide haben ihre Qualität und ihre Mannschaften sehr offensiv eingestellt.“

… zur Aufstellung der Leipziger (vor dem Spiel): „Sie setzen auf sehr viel Geschwindigkeit mit Nkunku neben Werner vorne. Bei Gladbach sind hinten im Zentrum große, etwas unbeweglichere Spieler. Deshalb hat Nagelsmann wohl umgestellt.“

… zur Kritik von Julian Nagelsmann an dessen Mannschaft (vor dem Spiel): „Für mich war so etwas Motivation, dass mich der Trainer nach dem nächsten Spiel nicht mehr öffentlich anzählen muss. Ich fand es einfach ehrlich. Ich fand nicht korrekt, dass ihm da teilweise die Schlinge um den Hals gedreht wurde. Viele Journalisten haben etwas draus gemacht, was es nicht war.“

… zu Dani Olmo (vor dem Spiel): „Leipzig zeigt immer wieder, dass junge Spieler sich dort entwickeln können. Deshalb entscheidet sich so jemand erst einmal für RB und nicht für die absoluten Topvereine. Es ist toll, dass so ein Spieler in der Bundesliga spielt.“

https://www.skysportaustria.at/bundesliga-de/nach-02-leipzig-rettet-punkt-in-rasantem-topspiel/