Kira Grünberg will mit Buch motivieren: „Viele Türen geöffnet“

Wien (APA) – Mehr als ein Jahr nach ihren folgenschweren Trainingsunfall hat die Ex-Leichtathletin Kira Grünberg in Wien ihr Buch „Mein Sprung in ein neues Leben“ vorgestellt. Die seitdem querschnittgelähmte Tirolerin möchte zum positiven Umgang mit Schicksalsschlägen anregen. „Die Kernbotschaft vom Buch ist eigentlich, dass man immer positiv denken soll“, sagte Grünberg am Freitag in Wien.

„Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das Buch zu schreiben“, gestand die Ex-Stabhochspringerin bei der Präsentation im Hotel Imperial auf der Wiener Ringstraße. Obwohl sie zuerst nicht recht gewusst habe, ob sie mit Anfang 20 bereits eine Biografie vorlegen solle, habe ihr die intensive Auseinandersetzung dabei geholfen, die Geschehnisse vom 30. Juli 2015 und danach zu verarbeiten. „Es waren sehr intensive Wochen“, meinte die heute 23-Jährige.

In neun Kapiteln und auf 224 Seiten schildert Grünberg den für sie „schicksalhaften“ Unfall, den Weg zurück in den Alltag, ihre leichtathletischen Anfänge und Perspektiven für das weitere Leben. „Es war sehr schön, die sportliche Karriere noch einmal Revue passieren zu lassen und sich zurückzuerinnern, was alles Tolles passiert ist“, erklärte sie. Den Unfallhergang habe sie so genau beschrieben wie noch nie.

Erzählt werden Begebenheiten wie das Absaugen von Schleim mittels eines in die Lunge „hinuntergeschluckten“ Schlauchs, die Freuden eines Calippo-Eises und private Themen. Als Co-Autor des Buchs fungierte der langjährige SportWoche-Chefredakteur Manfred Behr. Das vom Verlag „edition a“ aufgelegte Werk ist seit vergangenem Samstag für 21,90 Euro im Handel erhältlich. Das Vorwort schrieb die deutsche Leichtathletik-Koryphäe Robert Harting, seines Zeichens Olympiasieger und dreifacher Weltmeister im Diskuswerfen.

„Natürlich ist es nicht ganz einfach, öfters über den Unfall zu reden. Aber mittlerweile fällt es mir eigentlich gar nicht mehr schwer, weil es ein Teil meines Lebens ist“, sagte Grünberg, die seit August 2014 österreichische Stabhochsprung-Rekordhalterin ist. Sie wolle zeigen, dass man auch über schwere Krisen hinauswachsen kann, daraus neuen Mut und Lebenssinn schöpfen kann. „Wenn sich eine Türe schließt, öffnet sich bereits eine neue. Bei mir war das Glück, dass sich viele Türen geöffnet haben, es hat sich eigentlich nur eine Türe zugemacht.“

Auch im Rollstuhl sei vieles möglich, betonte Grünberg. In Zukunft wolle sie etwa eine Stiftung gründen, um Sportlern zu helfen, die in ähnlicher Weise aus ihrem Alltag und der sportlichen Laufbahn gerissen wurden. Zu Athleten aus ihrer Tiroler Heimat – wie den Judokas Bernadette Graf und Kathrin Unterwurzacher, Skeleton-Pilotin Janine Flock oder Sportschützin Olivia Hofmann – habe sie auch heute noch regelmäßigen Kontakt. Bei ihrer Buchpräsentation in Wien saß 470er-Seglerin Lara Vadlau, eine langjährige Freundin, im Auditorium.

Ihr Buch führte Grünberg auch medial in bisher unbekannte Gefilde. Am vergangenen Mittwoch war sie in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ zu Gast, auch das habe viel Spaß gemacht. „Das war sehr cool, weil er am Anfang mit mir südtirolerisch geredet hat, weil er eigentlich aus Südtirol ist. Das habe ich gar nicht gewusst“, berichtete Grünberg. Ihr Verlag habe bereits Anfragen wegen der Taschenbuch-Lizenzen von drei deutschen Großverlagen erhalten. Zudem sei über ihr Schicksal auch in China in der Zeitung zu lesen gewesen.

Die nächsten Projekte, die sie angehen will, sind relativ klar vorgegeben. „Ein ganz großer Plan ist, dass ich ab Februar mein Pharmazie-Studium weitermache“, verriet Grünberg. Ein weiterer sei „ein Kochbuch zu schreiben für Leute mit Handicap, die keinen Finger bewegen können oder denen ein Arm fehlt“.

Noch dringender ist aber der Wunsch, möglichst bald aus eigener Kraft vom Rollstuhl ins Bett überzuwechseln. In der Physiotherapie arbeite sie daher beinahe täglich am Kraftaufbau. Und irgendwann ist dann auch die Gründung einer eigenen Familie ein Thema. Das schwarze Loch, von dem im Buch mehrmals die Rede ist, müsse sich jedenfalls „noch ein Weilchen gedulden“, wie Grünberg am Ende schreibt.

Beitragsbild: GEPA