Königsklasse ade: Darum wechselt Hütter nach Gladbach

Adi Hütter verlässt Eintracht Frankfurt und übernimmt im Sommer den Trainerposten bei Borussia Mönchengladbacher. Statt mit den Hessen an der Champions League teilzunehmen, droht dem Österreicher bei seinem zukünftigen Verein eine Saison ganz ohne Europapokal. Warum macht der 51-Jährige das? Sky beleuchtet seine Beweggründe.

Hütter hatte in Frankfurt erst im vergangenen September um zwei weitere Jahre verlängert. Jetzt hat er in Gladbach einen Dreijahresvertrag unterschrieben. „Eins ist sicher: Adi Hütter ist kein Trainer, der einen Schritt zurück machen möchte“, sagt Sky Reporter Alexander Bonengel.

„Das Trainer-Dasein hat sich gewandelt. Lange Zeit waren sie oft das schwächste Glied in der Kette, aber ab einem bestimmten Niveau haben Trainer auch eine gewisse Stärke. Man sieht das an der Ausstiegsklausel“, ergänzt der Eintracht-Experte.

Gladbach blättert Rekordsumme für Hütter hin

Den Gladbachern ist Hütters Verpflichtung stolze 7,5 Millionen Euro wert. Diese Rekordablösesumme für einen Trainerwechsel in der Bundesliga zeigt, wie sehr Mönchengladbachs Manager Max Eberl von seinem zukünftigen Chefcoach überzeugt ist.

„Er ist für unsere Mannschaft und unseren Verein der beste Trainer für die ab dem Sommer vor uns liegenden Herausforderungen und Ziele“, sagte Eberl.

Das sieht auch Sky Reporter Marco Wiefel so: „Hütter hat in Frankfurt bewiesen, dass er eine Mannschaft entwickeln kann. Und Gladbach hat immer großen Wert daraufgelegt, dass der neue Trainer viel Erfahrung im Umgang mit Spielern hat und große Empathie mitbringt.“

Bei den Frankfurter Fans dürfte der Abgang des Österreichers, der wie sein Vorgänger eine Vergangenheit bei Red Bull Salzburg hat, allerdings ebenso große Enttäuschung und Unverständnis auslösen wie in Gladbach der Abschied von Rose vor einigen Wochen.

Verkündung ausgerechnet vor Duell der beiden Klubs

Dass der Wechsel ausgerechnet wenige Tage vor dem direkten Duell beider Vereine verkündet wurde, kommt für viele etwas überraschend, „vielleicht ist es aber besser so“, glaubt Bonengel: „Keine der beiden Seiten wollte, dass vor dem Spiel Unruhe herrscht. Jetzt ist für Ruhe gesorgt.“

Für Hütter ist der Wechsel zum fünfmaligen Deutschen Meister ein weiterer Schritt nach vorn. Frankfurt hat sich bisher noch nie für die Champions League qualifiziert, Gladbach war in den vergangenen Jahren Stammgast in Europa und nahm seit der Saison 2012/13 dreimal an der Königsklasse teil.

„Ein Trainer hat heute immer öfter auch einen ganz klaren Karriereplan“, erklärt Bonengel und ergänzt. „Mit Max Eberl kann er sehr gut, er findet in Gladbach sehr viel Kontinuität vor.“

Nicht nur Kontinuität, sondern auch jede Menge Qualität und bessere finanzielle Möglichkeiten. Transfers von international begehrten Profis wie Marcus Thuram oder Alassane Plea zeigen, welch gute Arbeit Eberl, der seinen Vertrag im Dezember bis 2026 verlängert hatte, bei der Borussia macht. Lars Stindl, Matthias Ginter, Yann Sommer – die Liste der international erfahrenen Spieler ließe sich noch weiter fortsetzen.

n Frankfurt hat Hütter zusammen mit Sportvorstand Fredi Bobic ebenfalls herausragende Arbeit geleistet. Doch Bobic wird die Eintracht ebenso verlassen wie Sportdirektor Bruno Hübner.

SGE will Rangnick – Kann Frankfurt Kader zusammenhalten?

Die Personen, mit denen Hütter vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, werden ab dem Sommer nicht mehr da sein. Nach Sky Infos will die SGE Ralf Rangnick in Doppel-Union als Trainer und Sportdirektor fürs erste Jahr, ab dem zweiten Jahr als Sportdirektor.

„Selbst wenn sich die Eintracht für die Champions League qualifizieren sollte, muss man bezweifeln, ob die Hessen den Kader zu zusammenhalten können“, meint Bonengel: „Für einen Klub aus dem Mittelstand der Bundesliga wird es schwer, hochkarätige Spieler wie Andre Silva oder Filip Kostic zu halten.“ Luka Jovic wird nach seiner Leihe zu Real Madrid zurückkehren.

Eventuell habe sich Hütter die Frage gestellt, wie weit es für ihn in Frankfurt noch hätte gehen können, vermutet Gladbach-Experte Wiefel: „Vielleicht hat er für sich die Grenze erkannt und eine neue Herausforderung gesucht. Und die bietet ihm Gladbach mit fantastischen Möglichkeiten, was Infrastruktur, Kader, Herangehensweise und Philosophie betrifft.“

Hütter hatte die Eintracht-Verantwortlichen am Montagabend über seinen Weggang informiert, am Dienstagmorgen weihte er die Spieler in seine Pläne ein. „Die Entscheidung zur neuen Saison ein neues Kapitel aufzuschlagen, habe ich mir nicht leicht gemacht“, betonte er.

„Ich habe hier drei unglaublich erfolgreiche und intensive Jahre erlebt, die ich gemeinsam mit der Mannschaft zum Ende dieser Saison mit einem herausragenden Ergebnis abschließen möchte.“

Der nächste Schritt Richtung Königsklasse soll am Samstag (ab 14:00 Uhr live und exklusiv bei Sky) gegangen werden – ausgerechnet in Mönchengladbach.

(skysport.de) / Bild: Imago