Koller warnt vor Testspiel-Gegner Bosnien-Herzegowina

Wien (APA) – Auf Österreichs Fußball-Nationalmannschaft wartet nach der souveränen Vorstellung in Liechtenstein ein Gegner von ganz anderer Güteklasse. Im Testspiel am Dienstag (20.30 Uhr)  im Wiener Happel-Stadion geht es gegen den WM-2014-Starter Bosnien-Herzegowina, der mit Legionären aus europäischen Top-Ligen anrückt.

Deshalb warnte Teamchef Marcel Koller am Sonntag eindringlich vor der aktuellen Nummer 30 der FIFA-Weltrangliste. „Die Bosnier haben eine spielerisch starke, robuste Mannschaft mit vielen großen Spielern und hoher individueller Qualität. Sie haben drei, vier Spieler, die ein Match alleine entscheiden können“, sagte der Schweizer.

In diesem Zusammenhang nannte Koller Manchester-City-Stürmer Edin Dzeko, der beim 3:0 am Samstag in Andorra alle drei Treffer erzielte, Stuttgart-Angreifer Vedad Ibisevic oder Miralem Pjanic von AS Roma. Warum die Bosnier zur Halbzeit der EM-Qualifikation nur an fünfter Stelle liegen, ist Koller selbst nicht ganz klar. „Das ist von außen schwer zu beurteilen.“

Der 54-Jährige saß beim 3:1-Sieg der Bosnier gegen Iran in der WM-Gruppenphase im Stadion, das 3:0 in Andorra will er demnächst genau analysieren, um seine Auswahl bestmöglich auf den Gegner einstellen zu können. „Es wird ein spannendes, gutes Spiel“, prophezeite Koller.

Auf große Experimente dürfte der Nationaltrainer verzichten, sowohl im personellen als auch im taktischen Bereich. „Es fehlt die Zeit, um neue Taktiken einzuführen“, meinte Koller. Auch an der Anfangsformation sollte sich im Vergleich zum Auftritt in Vaduz wenig ändern, allerdings könnten im Verlauf der Partie viele Spieler eine Chance bekommen, die zuletzt wenig eingesetzt wurden. „Unsere Idee ist schon, dass wir uns den einen oder anderen anschauen“, sagte der Schweizer.

Unabhängig von möglichen Personalrochaden wünscht sich Koller eine Verlängerung des aktuellen Erfolgslaufs. Nach dem 5:0 in Vaduz, dem höchsten Auswärtssieg seit fast 64 Jahren und dem höchsten Qualifikations-Erfolg in der Fremde überhaupt, steht die ÖFB-Auswahl bei je vier Pflichtspiel- und Auswärtssiegen in Folge und hat zudem in den vergangenen 13 Länderspielen immer zumindest ein Tor erzielt. „Doch ich freue mich nicht für die Statistik, sondern für die Mannschaft, die Fans und das ganze Umfeld“, betonte der Teamchef.

Grund zur Zufriedenheit gebe es trotz der jüngsten Erfolge nicht. „Zufrieden bin ich erst dann, wenn wir fix bei der EM sind. Vorher werde ich giftig und fokussiert sein und versuchen, das hinzukriegen“, erklärte Koller, gab aber auch zu: „Im Moment sieht es so aus, dass wir EM-reif sind.“

Von Rechenspielen auf dem Weg zur EURO 2016 in Frankreich hält der ÖFB-Coach nichts. „Hochrechnungen bringen nichts. Es sind noch fünf Partien zu spielen, darunter drei schwere Auswärtsspiele.“

Eine dieser Auswärtspartien könnte jedoch unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne gehen – Montenegro droht nach den Ausschreitungen im Heimmatch gegen Russland eine Stadionsperre. „Wenn das so ist, wäre es schade für unsere Fans und komisch, ohne Publikum zu spielen“, meinte Koller. Dem ÖFB stünde für das Spiel in Podgorica am 9. Oktober ein Kontingent von rund 600 Tickets zur Verfügung.

Das EM-Ticket könnte schon vor dem Gastspiel in Podgorica gelöst sein, sofern David Alaba, der weiterhin Elferschütze Nummer eins bleibt, und seine Kollegen die momentane Form halten. Ihr Auftritt in Vaduz ließ sogar den ansonsten zurückhaltenden Koller Lobeshymnen anstimmen. „Ich war hell begeistert, wie sie das durchgezogen haben“, meinte der Nationaltrainer.

Koller sieht seine Truppe „auf dem Weg zu einer großen Mannschaft. Jetzt ist es wichtig, dass wir noch mehr Konstanz reinbringen, aber wir sind auf einem guten Weg“. Entscheidend sei die Bereitschaft aller Spieler, permanent Abwehrarbeit zu verrichten: „Große Mannschaften zeichnen sich durch eine kompakte Defensive aus.“

Dass es in der Offensive klappt, wird gegen Bosnien-Herzegowina auch von Marc Janko abhängen. Der Goalgetter blieb bei der ÖFB-Auswahl, obwohl sein Club Sydney FC am Sonntag ein Liga-Match austrug – und auswärts gegen Tabellenführer Wellington Phoenix 3:0 gewann. „Er kann nicht immer abreisen, nur weil wir ein Testspiel haben“, erklärte Koller.

Für Sydney besteht während der Länderspiel-Phase Abstellpflicht, allerdings ließ der ÖFB Janko im vergangenen November noch vor dem Brasilien-Testspiel zurückreisen. „Das war eine Ausnahme. Wir haben dem Club gesagt, dass wir das nicht mehr wollen“, erzählte Koller