Kühbauer vor Wiener Derby: „Austria besser, als sie im Moment dasteht“

Die Vorzeichen vor dem 333. Wiener Fußball-Derby zwischen Rapid und Austria am Sonntag (ab 16:00 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport Austria 2 – Streame die Partie mit dem Sky-X-Traumpass) zeigen deutlich wie selten in der jüngeren Vergangenheit in Richtung der Grün-Weißen. Während die „Veilchen“ auf dem letzten Tabellenplatz stehen, ist Rapid Dritter und schaffte erneut die Qualifikation für die Europa-League-Gruppenphase. Von einer eindeutigen Favoritenrolle wollten die Protagonisten in Hütteldorf im Vorfeld dennoch nicht sprechen.

„Jetzt packen wir die alte Floskel aus, dass es keinen Favoriten gibt“, meinte Rapids Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic am Freitag. Rapid ist gegen den Erzrivalen vier Liga-Spiele ungeschlagen, hat allerdings auch nur eine Partie davon – 3:1 am 1. September 2019 in der Generali Arena – mit drei Punkten beendet. „Es ist ein Spiel, das wir gewinnen wollen“, sagte Trainer Dietmar Kühbauer vor dem erneuten Auswärtsspiel in Favoriten. Vier Punkte trennen die Wiener Vereine aktuell in der Tabelle.

„Wir freuen uns auf das Spiel und hoffen, dass wir am Sonntag die Leistung wie gegen Luhansk annähernd bringen können, dann sind die Karten ganz gut“, fügte der frühere Mittelfeldspieler hinzu. „Aber ich weiß ganz genau, dass da noch mehr Energie freigesetzt wird, deswegen wartet auf uns ein sehr heißes Spiel.“ In puncto Spielausrichtung werde Rapid nicht besonders auf die Austria eingehen. „Wir wissen, was wir tun müssen. Das ist das Entscheidende“, sagte der 50-Jährige.

Ausdrückliches Lob gab es von Kühbauer für sein Trainer-Gegenüber Manfred Schmid bei der Austria. „Der ‚Schmidi‘ hat eins richtig gemacht, nämlich, dass er vor der Saison den Druck komplett von der Mannschaft genommen hat. Er hat in Wahrheit gesagt, dass sie zwei Jahre hart arbeiten müssen“, erinnerte er. „Aber ich denke, die Mannschaft ist gut. Man sieht, dass sie in den letzten Wochen immer besser gespielt haben. Es wäre von uns nicht das Beste aufgrund der Tabellensituation zu glauben, wir fahren dort hin und haben ein leichtes Spiel. Ich glaube, dass die Mannschaft besser ist, als sie im Moment dasteht.“

Personell kann Kühbauer fast aus dem Vollen schöpfen, wiewohl nachher noch Trainingseinheiten anstanden und er noch nicht den Überblick über die Fitness aller seiner Spieler hatte. Die Mannschaft kehrte in der Nacht auf Freitag von der erfolgreichen Europacup-Reise aus der Ukraine zurück, wo Sorja Luhansk im Play-off zur Europa League 3:2 bezwungen wurde.

Ein Wackelkandidat bleibt ob seiner Schulterverletzung Einser-Torhüter Richard Strebinger. „Möglicherweise kann es sich ausgehen. Aber es ist, dass der ‚Strebi‘ das Okay geben muss“, erläuterte Kühbauer. Ersatz Paul Gartler habe die Sache gegen Luhansk aber sehr gut gemacht. Weitere Wehwehchen gebe es, soweit er das überblicken könne, keine. „Möglicherweise die Stimmbänder, dass die angeschlagen sind. Denn sie waren sehr laut, nicht textsicher und schön. Und das ohne Alkohol“, scherzte er über die Rückreise aus der Ukraine.

Für Rapid-Kapitän Maximilian Hofmann sind Derbys etwas ganz Spezielles. „Für mich waren es immer die schönsten Spiele, in ihrem Stadion zu gewinnen. Auf das brennt ein jeder von uns, dass wir dort am Sonntag mit unseren Fans gemeinsam den Sieg feiern können.“ In der vergangenen Saison seien die Lokalduelle vor fast leeren Rängen „schon eher komisch“ gewesen. Diesmal könnte es am Sonntag wieder ein volles Stadion geben.

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Die Betonung liegt auf könnte. Denn Ärger gibt es im Rapid-Lager deshalb, weil die Austria keine Karten im freien Verkauf, also primär für Grün-Weiß-Fans, sondern nur für Abonnenten anbietet. Geunkt wurde, dass die Violetten mit dieser Strategie die Generali Arena nicht füllen würden. Aus Rücksicht auf den Vorteil würde der finanziell angeschlagene Gegner sogar den wirtschaftlichen Verlust in Kauf nehmen, hieß es aus Vereinskreisen. Auch zahlungswillige Rapid-Sponsoren würden durch die Finger schauen.

In der Derby-Gesamtbilanz liegt Rapid mit 136 Siegen voran, auf 119 kam die Austria bisher, dazu gab es 77 Unentschieden. Auch die jüngsten beiden Spiele in der Saison 2020/21 (1:1 und 0:0) gingen ohne Sieger zu Ende.

Zuversicht bei Austria

Eigentlich sollte eine Bilanz von fünf Spielen, null Siegen und der letzte Tabellenplatz Grund zur Sorge bieten, doch in Favoriten ist dem nicht so. Vor dem 333. Wiener Derby gegen Rapid am Sonntag sprüht man bei der Austria nur so vor Optimismus. Trainer Manfred Schmid merkt „von Woche zu Woche, dass die Zuversicht und das Selbstvertrauen steigen“ und sieht einen Aufwärtstrend. Vor allem auf der Leistung beim Remis in Graz wolle man aufbauen.

„Es ist kurios“, kommentierte FAK-Trainer Schmid den Kontrast zwischen Tabellensituation und Leistungen. „Wir haben wirklich – und besonders zuletzt gegen Sturm – gute Leistungen gebracht.“ In der Tabelle schlägt sich das bisher jedoch nicht nieder. Der 50-Jährige schätzte die Defensivarbeit seiner Truppe gut ein, bemängelte aber die schwache Chancenverwertung. Sportdirektor Manuel Ortlechner spüre ob der vergangenen Auftritte gar „eine gewisse Grundgelassenheit“, bezeichnete den Blick aufs Tableau aber ebenfalls als „paradox“.

Trotz ausbleibender Erfolge bläst man am Verteilerkreis keineswegs Trübsal. Schmid merke „die Zuversicht und das Vertrauen“ seiner Akteure im täglichen Training, „die Spieler glauben an den Erfolg“, so der Wiener. „Was mich positiv stimmt, ist dass die Mannschaft das Spiel unbedingt gewinnen wollte – vom Körperlichen und von der Einstellung her“, bezog Schmid sich noch einmal auf vergangene Woche. „Ich habe das Gefühl, da entwickelt sich etwas, die Stimmung ist gut. Von daher habe ich ein richtig gutes Gefühl.“

Was passieren müsse, damit man sich in Zukunft für den Aufwand belohnt? „Diese Konzentration, diesen Fokus, den wir in Graz in der ersten Halbzeit hatten, müssen wir länger halten.“ Effizienz und letztlich Punkte wären die logische Konsequenz. So allerdings geht man wie zuletzt vor vier Jahren als Schlusslicht ins 300. Bundesliga-Derby, das damals mit einem 2:2-Remis geendet war. Es war der Startschuss zu einer Serie von acht ungeschlagenen Partien gewesen.

„Die Findungsphase zwischen Mannschaft und Trainerteam – man muss noch mal erwähnen, dass personell rund um die Spieler wirklich alles neu ist – hat eine gewisse Zeit gebraucht, geht aber jetzt in die Endphase“, rief Ortlechner in Erinnerung und skizzierte zugleich die aktuelle Leistungsdichte: „Von Platz drei bis zwölf kann fast jeder jeden schlagen.“ Zeit also, eine ähnliche Serie wie 2017 zu starten?

Für Schmid ist es das erste Derby als Cheftrainer. Nachdem er als Akteur zahlreiche Schlachten geschlagen hatte, gab er offen zu: „Der Umgang zwischen Didi und mir am Platz war nicht jugendfrei. Trotzdem war immer Respekt dabei, nach dem Schlusspfiff sowieso.“ In seinen 283 Partien für die Violetten habe er, wie Gegenüber Kühbauer, stets alles für seine Farben gegeben. Als Trainer ist der Burgenländer ihm aber voraus: „Didi hat sich wirklich gut entwickelt, hat Riesen-Erfolge gefeiert. Dafür habe ich großen Respekt.“

Wie Schmid Kühbauer an der Taktiktafel bezwingen möchte, bleibt naturgemäß ein Geheimnis. „Bei Sturm hat das mit den zwei Stürmen und dem System sehr gut gepasst. Das bedeutet aber nicht, dass wir am Sonntag genauso einlaufen.“ Man werde der hohen Qualität der Hütteldorfer im Umschaltspiel mit einem der vielen in dieser Saison praktizierten Systeme begegnen oder dieses je nach Spielverlauf adaptieren.

Wer sich von nur einem Erfolg aus den letzten neun Derbys in Favoriten nicht abschrecken lässt und die Begegnung live im Stadion sehen möchte, muss übrigens Austria-Mitglied oder Abonnent sein, um fünf bzw. sieben Tickets erwerben zu dürfen. Einen freien Verkauf wird es nicht geben. Weit über 10.000 Karten gingen Stand Freitagmittag über die Ladentheke.

https://www.skysportaustria.at/salto-jubel-und-violetter-doppelpack-die-historische-torparade-zum-wiener-derby/

(APA)/Bild: GEPA