Kurze Vorbereitung und dichter Spielplan erhöhen das Verletzungsrisiko

Die Fußball-Bundesliga hat endlich konkrete Daten für die Wiederaufnahme für das reguläre Mannschaftstraining (ab Freitag) und die Fortsetzung der Meisterschaft (2./3. Juni). Die normalerweise sechswöchige Vorbereitungszeit ist damit auf zweieinhalb Wochen verkürzt, wodurch es laut Athletiktrainern neben einem erhöhten Verletzungsrisiko auch eine schlechtere Spielqualität geben wird.

„Es wird schon höchste Zeit, dass es wieder losgeht“, betonte Rapids Athletiktrainer Alexander Steinbichler. Doch aufgrund der besonderen Belastungen mit permanent zwei Partien pro Woche bis Saisonende sprach er ebenso wie sein Austria-Wien-Kollege Marco Angeler von einer „besonderen Herausforderung, um das Verletzungsrisiko zu reduzieren“.

„Bei dieser hohen Dichte an englischen Wochen geht es zwischen den Spielen nur noch um aktive Regenerationsmaßnahmen und taktische Einstellung auf den Gegner, denn die Matchbelastung ist die höchste Belastung für einen Spieler“, erklärte Angeler. Der 31-Jährige ist überzeugt, dass die Spielqualität wegen des um mehr als die Hälfte verkürzten Mannschaftstrainings in der Vorbereitung sinken werde. „Die Spiele werden von der Geschwindigkeit her niedriger sein.“

Rapid-Athletiktrainer: „Fünf Wechsel helfen“

Sowohl Steinbichler als auch Angeler begrüßten die Entscheidung der FIFA, dass nun fünf Auswechslungen statt bisher nur drei pro Partie erlaubt sind, und hoffen, dass diese Regel von der Bundesliga übernommen wird. „Fünf Wechsel helfen auf jeden Fall, vor allem Offensivspielern, die eine viel intensivere Belastung haben. Das ist ein guter Schritt, um das Risiko der Verletzung zu reduzieren“, sagte Steinbichler. „Das spielt uns natürlich in die Karten, wenn man fünf Spieler auswechseln kann. Das ist vielleicht auch eine Option für die Zukunft und macht das Spiel interessanter“, meinte Angeler.

Beim bisher seit 20. April erlaubten Kleingruppentraining gingen die beiden Wiener Erzrivalen unterschiedliche Wege. Während die Austria in Anlehnung an ihr 4-2-3-1-System in vier Positionsgruppen – Verteidiger, zentrale, offensive und Flügel-Spieler – gezielt arbeitete, teilte Rapid-Coach Dietmar Kühbauer seinen Kader „seitenmäßig“ ein – also etwa, ob seine Profis eher auf der rechten oder linken Seite bzw. zentral spielen. Damit sollte verhindert werden, dass im Falle eines positiven Corona-Tests gleich alle Spieler einer Positionsgruppe in eine zweiwöchige Quarantäne müssen.

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Training „versucht abwechslungsreich zu gestalten“

Die durch die Pandemie bedingte anfängliche fünfwöchige Zwangspause haben die Athletiktrainer bereits genutzt, um alternative Trainingsformen für die Kleingruppen zu entwickeln. „Ich musste gedanklich immer einen Schritt weiter sein. Das war eine ziemliche Challenge, aber wir haben das ganz gut hingekriegt. Wir haben versucht, das Kleingruppentraining abwechslungsreich zu gestalten mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit oder Technik. Dabei variiert auch die Spielfeldgröße“, erläuterte Angeler.

Steinbichler wurde ebenfalls kreativ, da geschlossene Räumen wie die Kraftkammer tabu waren. „Deshalb haben wir das Training für die notwendigen Kraftreize draußen gemacht und viel mit Widerstandsbändern und Hanteln gearbeitet“, berichtete der 43-Jährige. Und dieses Krafttraining war nach dem fünfwöchigen Lockdown besonders wichtig.

„Wir haben ja noch nie so eine lange Pause gehabt, im Sommer und Winter sind es normal nur drei Wochen, bevor wir wieder mit dem Mannschaftstraining beginnen. Von der Ausdauer her waren die Burschen auf einem gutem Niveau, das haben sie im Heimprogramm gut gemacht. Aber sie haben an Muskelmasse und Gewicht verloren, weil sie keinen Fitnessraum zur Verfügung hatten“, erklärte Steinbichler. „Deswegen mussten wir zuletzt im Kraftbereich mehr machen, damit sie dann die Belastung besser wegstecken und robuster sind, wodurch wir auch das Verletzungsrisiko minimieren.“

(APA)

Beitragsbild: GEPA