Letztes Ziel WM-Gold: Svindals Abschied im Renntempo

Sein Abschied auf Raten findet am Samstag seinen Schlusspunkt. Aksel Lund Svindal bestreitet mit der Abfahrt in Åre sein 29. Rennen bei einer Ski-Weltmeisterschaft – gleichzeitig das letzte seiner Karriere.

Statt einem launigen Abschiedsrennen fährt der 36-Jährige damit auch bei seinem letzten Antritt abermals mit vollem Einsatz um eine Goldmedaille. Eine sentimentale Abschiedstour war für Svindal keine Überlegung.

„Es wäre perfekt, im Starthaus zu stehen und sich bei allen zu verabschieden, aber ich muss rennfahren. Deshalb kann ich schon verstehen, dass andere Leute einen Goodbye-Run machen. Aber ich will ein richtiges Rennen machen.“

Trotz akuter Knieprobleme, die den Norweger bereits an einem Start in Kitzbühel gehindert haben, kämpft Svindal unter anderem gegen Super-G-Weltmeister Dominik Paris und Vincent Kriechmayr um den sechsten WM-Titel seiner Karriere. Nahezu auf den Tag genau gewann der zweifache Gesamtweltcupsieger ebenfalls in Åre beim Abfahrtsrennen 2007 seinen ersten WM-Titel. Vier weitere Goldmedaillen sowie zwei Olympiasiege sollten danach folgen.

Mit seinem Abschied an dem Ort seiner ersten großen Triumphe schließt sich für den 36-fachen Weltcupsieger der Kreis seiner aktiven Laufbahn: „Das ist ein sehr schöner Platz um aufzuhören. Aber das Timing ist das Richtige, ich fühle es. Und dann ist es sekundär, wo es ist.“

Eine abschließende Medaille im Visier, ordnet Svindal einen emotionalen Rückblick auch diesem Ziel unter. Denn die abwechselnden Höhen und Tiefen seiner Karriere, Rekorde und Verletzungen, rückte der Ski-Routinier niemals in den Mittelpunkt.

Auf Doppelgold in Aare folgte der Sturz von Beaver Creek

Als prädestinierter Nachfolger der Allrounder Kjetil Andre Aamodt („hatte Glück, dass ich als Junger kam und ein Vorbild wie ihn hatte“) und Lasse Kjus bestritt Svindal 2001 in Sölden sein erstes Weltcuprennen und 2003 in St. Moritz schließlich sein WM-Debüt. Zwei Jahre später durfte er seine erste WM-Medaille mit Silber in der Kombination sowie seinen ersten Weltcupsieg feiern durfte.

Auf seinen Siegeszug mit Doppelgold in Aare 2007 und dem ersten Gewinn des Gesamtweltcups folgte die brutale Verletzung im Abfahrtstraining von Beaver Creek. Bei einem schweren Sturz erlitt er mehrere Knochenbrüche im Gesicht und schwere Verletzungen im Unterleib.

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Nur ein Jahr später triumphierte er am Ort des Unglücks gleich doppelt – der WM-Titel in der Super-Kombination von Val d’Isere und der zweite Titel im Gesamtweltcup im Foto-Finish gegen Benjamin Raich rundeten sein erfolgreiches Comeback ab. 2010 kürte sich Svindal zum Olympiasieger im Super-G, auch in Garmisch 2011 und Schladming 2013 sicherte er sich jeweils einen Weltmeistertitel.

Dass sich seitdem seine Erfolgsserie bei Weltmeisterschaften nicht mehr fortsetzen ließ, lag abermals an seinem Verletzungspech: Zunächst riss sich Svindal 2014 die Achillessehne, im Jahr darauf nach einem folgenschweren Sturz nach der Hausbergkante das Kreuzband. Zwar kehrte Svindal mehrmals in den Weltcup zurück und siegte in der Olympia-Abfahrt von Pyeongchang, anhaltende Knieprobleme erzwangen jedoch mehrere Pausen und nun das Ende der bewegten Karriere des alpinen Ausnahmeathleten.

„Schönheitsfehler“ einer erfolgreichen Karriere

Eine filmreife Karriere in der kein Titel fehlt? „Ich habe nie [die Abfahrt in] Kitzbühel gewonnen, deshalb ist es nicht komplett“, beantwortete Svindal in Südkorea die Frage, ob seine Karriere nun vervollständigt sei. Der Ehrgeiz bis zum letzten Titel zeichnete Svindals Laufbahn aus – und diesen Ehrgeiz soll die Konkurrenz auch bei seiner Abschiedsfahrt in Åre bis zum letzten Schwung spüren.

Beitragsbild: GettyImages.