Liensberger nach RTL-Bronze: „Ich war heute über meinem Limit“

Lara Gut-Behrami ist die erste Doppel-Weltmeisterin der alpinen Ski-WM in Cortina d’Ampezzo. Die 29-jährige Schweizerin gewann eine Woche nach dem Super-G am Donnerstag auch den Riesentorlauf in einem historischen Hundertstelkrimi. Denn Kombi-Weltmeisterin und Halbzeit-Leaderin Mikaela Shiffrin aus den USA fehlten am Ende nur zwei Hundertstelsekunden und Parallel-Weltmeisterin Katharina Liensberger aus Vorarlberg als Dritter auch nur neun Hundertstel auf Gold.

Die Steirerin Ramona Siebenhofer (+1,26 Sek.), nach dem ersten Durchgang nur 14., brauste im Finale mit drittbester Laufzeit noch auf den fünften Platz vor und ließ damit u.a. Ex-Weltmeisterin Tessa Worley aus Frankreich (7.), die slowakische Titelverteidigerin Petra Vlhova (12.) und auch Topfavoritin Marta Bassino aus Italien (13.) hinter sich.

Liensberger erzielte als Halbzeitvierte im Finale Laufbestzeit, obwohl sie schon kurz „am Hosenboden gelegen“ war, wie es ÖSV-Techniktrainer Hannes Zöchling, der den ersten Durchgang gesetzt hatte, ausdrückte. „Das ist wirklich Wahnsinn. Dass ich es auch im Riesentorlauf auf das Podest schaffe. Es ist gerade ein sehr schöner Moment“, frohlockte die 23-Jährige. „Ich habe so viel und hart drauf hingearbeitet. Es ist wunderschön, wenn man weiß, die Arbeit zahlt sich aus.“

Und auch eine Umstellung beim Material zahlte sich aus. Denn Liensberger bestritt nach erfolgreichen Tests auf der Reiteralm die WM mit einem komplett neuen Riesentorlauf-Setup. Ihr neuer Rennski sei nun nicht mehr so hart. „Wir haben vor der WM noch neue Modelle probiert, das hat im Parallel schon super funktioniert“, verriet die Göfnerin.

Diese Bronzemedaille habe für sie „einen Riesen-Stellenwert. Ich war heute über meinem Limit, bin ja schon im Schnee gelegen. Das ganze Universum hat beigetragen, dass ich da so runtergefahren bin. Diese ganze Energie, die man mir heute geschickt hat. Es ist einfach nur schön.“

Für Gut-Behrami erfüllte sich indes mit dem zweiten WM-Triumph in den Dolomiten ein weiterer Traum. „Es war immer ein Wunsch von mir, einmal im Riesen eine Medaille zu holen“, betonte Gut-Behrami, die nach Super-G-Gold und Abfahrts-Bronze ihre bereits dritte Medaille in Cortina und insgesamt achte (zweimal Gold sowie je dreimal Silber und Bronze) holte.

Für Shiffrin war es sogar schon die zehnte bei einer WM (sechsmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze). „Eine Medaille im Riesentorlauf ist immer speziell“, meinte die Olympiasiegerin von 2018, die in dieser Disziplin schon vor vier Jahren in St. Moritz Vizeweltmeisterin und vor zwei Jahren in Aare Dritte geworden war. Dass nur ein Wimpernschlag auf ihren siebenten WM-Titel fehlte, sei ihr „egal, ich bin doch sehr happy“, versicherte die 25-Jährige.

Für Siebenhofer war es bereits der dritte fünfte Platz in Cortina nach Abfahrt und Kombination. „Es scheint, ich habe den fünften Platz bei dieser WM gebucht“, meinte die 29-Jährige nach ihrem „besten Riesentorlauf-Ergebnis überhaupt“. Nachdem sie im ersten Durchgang im unteren Teil zu verhalten gefahren war und viel Zeit verloren hatte, setzte sie dann im zweiten „alles auf eine Karte“. Trotz verpasster Medaille war Siebenhofer zufrieden: „Mit dreimal Top 5 braucht man sich nicht verstecken.“

Auch von ÖSV-Damenchef Christian Mitter gab es Lob: „Drei Mal Fünfte in drei verschiedenen Disziplinen und vier unterschiedliche Paar Ski, sie ist eine wirklich gute Skifahrerin.“ Aufgrund der „drei verschiedenen Schneearten“ sei der Riesentorlauf eine ganz besondere Herausforderung gewesen. Das habe „den Mädchen alles abverlangt – physisch und taktisch“. Deshalb sei er nicht nur aufgrund der Medaille besonders zufrieden. „Erste und Dritte im zweiten Lauf, das zeugt von mentaler Qualität“, betonte Mitter.

Stephanie Brunner schied dagegen nach Halbzeitrang 17 im zweiten Durchgang aus. „Unglaublich. Im Training ist es schon so gut gegangen. Ich bin echt enttäuscht, die ganze Arbeit war umsonst“, ärgerte sich die 26-jährige Tirolerin. Ihre engere Landsfrau Franziska Gritsch war bereits im ersten Durchgang ausgefallen. „Es ist sehr frustrierend, muss ich sagen. Im Rennen will’s im Moment einfach nicht klappen“, lautete der Kommentar der 23-Jährigen.

Die US-Amerikanerin Nina O’Brien, die zur Halbzeit nur zwei Hundertstel hinter ihrer Landsfrau Shiffrin Zweite gewesen war, lag bis zur letzten Zwischenzeit auf Goldkurs, ehe nach einem „Steher“ der Rückfall auf den zehnten Endrang erfolgte. „Bis zu diesem Fehler hat es nach einem perfekten Lauf ausgesehen“, wusste die 23-Jährige, die in San Francisco geboren wurde, mittlerweile aber in Denver lebt.

Im Weltcup war O’Brien im Riesentorlauf bisher nie besser als 13., nur im Slalom war sie als Neunte am Semmering vor dem Jahreswechsel bisher in den Top Ten. „Natürlich bin ich etwas enttäuscht, weil ich diesen Fehler gemacht habe, da war der ganze Speed weg. Ich habe alles gegeben. Für mich ist es aber immer noch ein gutes Resultat“, merkte die Kalifornierin an.

(APA) / Bild: GEPA