Marcel Koller erhielt Wiens Goldenes Ehrenzeichen: „Ich bin baff“

Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) hat am Freitag im Wiener Rathaus Fußball-Teamchef Marcel Koller das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien überreicht. Die Auszeichnung sei „ein Dankeschön der österreichischen Bundeshauptstadt“, erklärte das Stadtoberhaupt in seiner Begrüßung. Koller war ob der Ehrung sichtlich gerührt: „Der Schweizer sagt: „Ich bin baff.'“

Die Laudatio hielt ÖFB-Präsident Leo Windtner: „Österreich ist in Fußball-Europa wieder angesehen und in Österreich ist Fußball unter Teamchef Marcel Koller wieder salonfähig geworden.“ Dabei erzählte er von dessen Anfängen beim ÖFB: „Veni vidi vici – er kam sah und siegte“ – wobei dies den Nagel nicht ganz auf den Kopf treffe, wie er etwas abschwächte. Denn die Karriere habe mit einer Niederlage begonnen: „Aber im Long-run entwickelte sich Marcel Koller in einer beeindruckenden Erfolgsspur.“

In seiner Rede arbeitete Windtner auch das Koller’sche Erfolgsrezept heraus: „Er versteht es, auch mit kleinen Strukturen große Ergebnisse zu schaffen.“ Es stehe in Österreich zwar eine „tolle Spielergeneration“ zur Verfügung, die man so schon lange nicht mehr gehabt habe. Doch das alleine reiche nicht, verwies er auf das Beispiel Holland: „Ihm gelang es sehr schnell, aus diesen teilweise sehr individuellen Charakteren ein echtes Team zu formen, ja manche Spieler sogar zu sozialisieren.“

Das österreichische Nationalteam habe durchaus zahlreiche Starspieler, so der ÖFB-Boss – aber: „Der Star ist nach wie vor das Team.“ Koller überlasse nichts dem Zufall, er dulde keine Nebenschauplätze und setze auf seine angestammten Spieler, denen er das Vertrauen schenke. Mit diesen arbeite er konsequent am Erfolgsweg: „Die Spieler geben ihm das Vertrauen zurück und danken es ihm mit tollen Leistungen.“ Als Beispiele nannte Windtner Robert Almer, Marc Janko und Marco Arnautovic.

Nebst Sportlichem erfuhr das Publikum – darunter fanden sich abgesehen von Ehefrau Gisela Koller und ÖFB-Prominenz auch die Rathaus-Klubchefs Manfred Juraczka (ÖVP), Christian Oxonitsch (SPÖ) und Beate Meinl-Reisinger (NEOS), Dagmar Koller und Kabarettist Florian Scheuba – auch so manch Privates über Koller: „Er liebt feines Essen, ein gutes Glas Wein, eine launige Unterhaltung und auch Kunst und Kultur.“ Und weiter: „Wer mit ihm in geselliger Runde schon beisammen war, der weiß, dass er mehr als Sinn für Humor hat, dass ihm der Schalk durchaus im Nacken sitzt und dass das Heimgehen nicht zu seinen zwingenden Eigenschaften gehört, wenn es passt.“

Koller zeigte in seiner Dankesrede viel Emotion: „Ich bin überwältigt. Weiß eigentlich fast nicht, was ich sagen soll.“ Es sei nicht selbstverständlich, dass man als Ausländer eine solche Auszeichnung bekomme. Schließlich lobte er auch die Spieler und Betreuer: „Weil wir ein super Team haben, an einem Strang ziehen.“ Er glaube, dass man bei der Qualifikation zur Europameisterschaft auf den Platz gebracht habe, dass man „eine Einheit“ sei.

Auch auf die Fans vergaß Koller nicht: „Wir brauchen auch diese Unterstützung unten am Platz.“ Auf die Europameisterschaft in Frankreich, die in nicht einmal einem Monat beginnt, freut er sich: „Wir werden alles dafür tun, für das Land Österreich, dass wir gut abschneiden. Ich kann keine Siege versprechen, aber dass wir uns reinhauen.“

Noch wenig in Fußball-EM-Stimmung ist übrigens Fußball-Fan Häupl. „Bisher habe ich noch nicht sehr viel Zeit gehabt, EM-Fieber zu haben. Meine Fieberschübe sind woanders gelegen“, sagte er auf APA-Nachfrage in Anspielung auf die aktuelle Situation in der SPÖ.

Titelbild: GEPA