Wöber im Sky-Interview: „Wenn Lewandowski kommt, sind meine Qualitäten gefragt“

Maximilian Wöber und Ajax Amsterdam treffen heute Abend im abschließenden Gruppenspiel zuhause auf den FC Bayern München (ab 20:45 Uhr live auf Sky Sport 2 HD). Bereits im Hinspiel konnten Wöber und Co. den deutschen Rekordmeister ärgern und einen Punkt aus der Allianz Arena in München entführen. Wüber durfte 90 Minuten ran und bot eine hervorragende Leistung.

Mit einem Heimsieg heute könnte Ajax sogar den Gruppensieg in der Gruppe E holen. Das Achtelfinalticket haben sie bereits in der Tasche.

Der 20-jährige Österreicher wechselte im Sommer 2017 von Rapid nach Amsterdam. Die Kaderdichte bei Ajax Amsterdam ist momentan aber so hoch, dass er nur selten zu Startelfeinsätzen beim niederländischen Traditionsklub kommt. In der Eredivise stehen bisher erst 289 Einsatzminuten (7 Einsätze) zu Buche. In der Champions League kam der U21-Teamspieler immerhin zu zwei Startelfeinsätzen bei den Auswärtsspielen in München und Athen.

Unser Reporter Johannes Hofer hat vor dem heutigen Duell gegen die Bayern mit Maximilian Wöber gesprochen.

Wie sehen Sie ihre persönliche Situation bei Ajax derzeit?

Es ist schwierig, ein bisschen eigenartig. Die großen Spiele in der Champions League spiele ich von Anfang an. In der Liga komme ich eher wenig zum Einsatz. Aber wir haben derzeit eine richtig starke Mannschaft und müssen in der Liga alles gewinnen, um an PSV dran zu bleiben. Das ist manchmal nicht so einfach, aber ich darf nicht ungeduldig werden und muss auf meine Chance warten.

Viele Minuten in der Königsklasse, wenige in der Liga – wie erklären Sie sich diese Situation?

Eine richtige Erklärung dafür habe ich vom Trainer nicht bekommen. Wenn wir in der Liga hinten mit Daley Blind spielen, der ein gelernter Mittelfeldspieler ist, haben wir grundsätzlich schon mehr Offensivkraft auf dem Platz. Aufgrund der aktuellen Tabellensituation müssen wir in jedem Spiel drei, vier Tore schießen, um mit PSV mithalten zu können. In der Champions League liegt der Fokus auf der Defensive. Wenn Lewandowski mit den Bayern kommt, sind meine Qualitäten gefragt und da komme ich öfter zum Zug.

Ajax hat in der Liga bislang einmal verloren, einmal Unentschieden gespielt und dreizehn Mal gewonnen. Trotzdem fehlen zwei Punkte auf Leader PSV. Wie absurd ist diese Situation?

Es ist schon eine ziemlich komische Situation. In jeder anderen Liga wären wir fünf, sechs Punkte vorne. Aber PSV und wir sind so gut in Form, dass wir alles in der Liga zerschießen. Da darfst du dir keinen Fehler erlauben. Wir müssen den Druck hochhalten. Aber beide Mannschaften werden Fehler machen. Wenn PSV sich einen erlaubt, müssen wir da sein.

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Zu Beginn der Saison waren Sie unzufrieden mit der Situation und haben sich wenig Chancen auf Einsatzminuten erwartet. Wie haben sich diese Gedanken verändert?

Es schwankt zwischen dem Wunsch mehr zu spielen und einer gewissen Unzufriedenheit. Auf der anderen Seite spüre ich das Vertrauen des Trainers. Ich werde meist als Erster eingewechselt oder rotiere in die Mannschaft. Es ist von allen Seiten das Vertrauen da. Auch innerhalb der Mannschaft. Ich habe mich mit der Position als Rotationsspieler abgefunden. Unsere Mannschaft ist so stark, dass es sehr schwierig ist, jemanden rauszuspielen. Besonders auf meinen Positionen. Ich muss zeigen, dass ich mir mehr Minuten verdiene und kann mich genau so weiterentwickeln, wie wenn ich jede Partie spiele.

Vor der Saison hat Ajax ordentlich investiert und Routine dazugeholt. Ist der aktuelle Kader stärker als in Ihrer ersten Saison?

Wir haben mehr Qualität dazubekommen als wir abgegeben haben. Mit Dusan Tadic und Blind sind Spieler mit viel internationaler Erfahrung von englischen Topvereinen gekommen. Das hilft unserem Mix aus jung, ungestüm, unerfahren und sehr routiniert. Die Balance innerhalb der Mannschaft passt.

Bislang hat Ajax erst ein Pflichtspiel verloren. Was kann man aus so einer Phase mitnehmen?

Es ist natürlich super, wenn die Mannschaft in so einer Phase ist. Bei Rapid bin ich zum Spielen gekommen, aber die Mannschaft war in einem ziemlichen Abwärtsstrudel. Im vergangenen Jahr lief es auch nicht so überragend. Jetzt läuft es mannschaftlich hervorragend. Das gibt einem selbst auch eine große Motivation. Wir sind fix für das Champions League Achtelfinale qualifiziert. Das sind Erfahrungen, die kann einem niemand wegnehmen. Solche Saisons sind einzigartig.

Wie ordnen Sie Ihre Erfahrungen in der Champions League ein?

Das sind Momente, von denen jeder Spieler träumt. Gepaart mit Druck und Aufregung vor dem Spiel ergibt das natürlich eine andere Situation als in einem Ligaspiel. Du weißt, es schauen Millionen Zuschauer zu, es geht in der Allianz Arena gegen die besten Spieler der Welt – das ist schon eine mentale Ausnahmesituation. Der musst du dich stellen, die musst du annehmen. Da hab ich schon einiges gelernt. Es kann einem nichts Besseres passieren, als sich mit den besten vergleichen zu können. Das 1:1 in München war kein Wunschergebnis. Wir hätten das Spiel gewinnen können, ja eigentlich gewinnen müssen mit unseren Chancen. Ich werde die Partie nicht so schnell vergessen und mit Davids (Anm. Alaba) Trikot habe ich mir außerdem noch ein cooles Andenken geholt. Meine Leistung in München kann mir niemand mehr wegnehmen. Da konnte ich in ganz Europa auf mich aufmerksam machen.

Fühlt man sich nach so einer Partie angekommen in der Königsklasse?

Ich wurde in holländischen Medien kritisiert. Sie haben gezweifelt, ob ich gut genug für Ajax bin. Das bekommt man als Spieler natürlich mit. Gegen die Bayern wollte ich es allen zeigen und beweisen, dass ich nicht umsonst bei Ajax Amstedam spiele. Zu zeigen, dass ich mit den Besten der Welt mithalten kann, war für mir eine Bestätigung. Da wusste ich: Ich muss voll attackieren und muss mich vor niemandem verstecken. Das war natürlich auch gut fürs Selbstbewusstsein.

Neben den Erfahrungen in der Champions League gelang 2018 auch noch die Qualifikation für die U21-EM. Was ist höher zu stellen?

Mein persönliches Highlight war natürlich das Spiel gegen die Bayern. Mannschaftlich gesehen war es die Qualifikation für die U21-EM. Im September 2017 waren wir nach Niederlagen gegen Serbien und Russland abgeschrieben. Da hat niemand mehr so richtig an uns geglaubt. Dann noch einmal so zurück zu kommen beweist, wie viel Qualität und Moral in der Mannschaft steckt. Wir wollten es uns uns allen beweisen, dass die U21 kein Kinderfußball mehr ist, sondern dass wir die Zukunft des A-Teams sind.

Welche Wünsche haben Sie für die verbleibenden Wochen im Jahr 2018?

2:0 Sieg gegen die Bayern, Gruppensieger, die restlichen zwei Ligaspiele gewinnen und im Cup weiterkommen. Dann warten eineinhalb erholsame Wochen mit der Familie und Freunden.

 

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Totally focused on tonight #afcajax #ajabay #ucl ❌❌❌

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Bild: GEPA