Mayer bei „Bonus“-Winterspielen auf Rekordjagd

Er könnte der erste Gewinner von zwei Olympia-Abfahrten werden. Er könnte sich die dritte Goldene bei Winterspielen holen und zu Österreichs Spitzenreiten Felix Gottwald (Nordische Kombination), Thomas Morgenstern (Skispringen) und Toni Sailer (Ski alpin) aufschließen. Matthias Mayer ist am Sonntag in Yanqing einer der Topfavoriten, wenn es auf der „Rock“ um Edelmetall geht. Dreimal Speed-Gold bei Olympia erreichte bisher nur der Norweger Kjetil Andre Aamodt (Super-G).

Wie schwierig das Unterfangen ist, sich ein zweites Mal Abfahrtsgold um den Hals hängen zu wollen, zeigt ein Blick in die Datenbank. Zwei Beispiele: Patrick Ortlieb gewann 1992 in Val d’Isere (Alberville-Spiele), hatte zwei Jahre später in Lillehammer aber um 0,26 Sekunden als Vierter das Nachsehen gegenüber dem US-Amerikaner Tommy Moe. Franz Klammer verhinderte 1976 in Innsbruck, dass der Schweizer Bernhard Russi seinen Titel von Sapporo erfolgreich verteidigte. Jener Russi ist auch für das Design der „Rock“ in den chinesischen Bergen verantwortlich – wem das letztendlich das größte Glück bringen wird, bleibt abzuwarten.

Nach Abfahrts-Gold 2014 in Sotschi und Super-G-Gold 2018 in Pyeongchang würden es Mayer sicher viele gönnen, frei jeden Drucks in das Rennen zu gehen. „Ich kriege natürlich sehr viele Fragen dazu gestellt und die Erwartungshaltung ist dementsprechend höher teilweise. Ich kann locker drauflos fahren, unter Anführungsstrichen, aber ich habe trotzdem ein klares Ziel. Und das ist, hier um die Medaille mitzufahren und mit einer Medaille heimzufahren. Auf das möchte ich meinen Fokus legen.“

Er freue sich auf das Rennen und habe seine Sachen parat. „Wie es am Ende ausgeht, wird es passen.“ Sein Gefühlszustand könne nicht mit jenen bei bisherigen Winterspielen verglichen werden. „Beim ersten Mal war das richtiges Neuland für mich. Beim zweiten Mal nach meiner Verletzung und dem Zurückkommen war das einfach eine große Genugtuung. Jetzt ist es wirklich ein Bonus für mich, dass ich da wieder so dabei sein kann. Die letzten Jahre waren sehr gut und erfolgreich für mich.“

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Bei seinen dritten Olympischen Spielen durfte auch der Rückblick auf das Debüt nicht fehlen. „In Sotschi habe ich die Abfahrt gewonnen und war im Super-G dann maßlos überfordert. Ich war so nervös am Start, dass ich beim Antauchen schon fast ausgerutscht bin.“ In China freue er sich einfach auf das, was komme. „Ich habe Erfahrung, aber ich bin nicht der Einzige am Start, der schon Olympiamedaillengewinner ist. Es ist für viele einiges möglich.“

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In den Trainings habe er die Strecke abgecheckt, aber nicht alles durchgezogen. Wengen und Kitzbühel fahre man seit Jahren, sei arriviert, auf der neuen Strecke gelte eine andere Herangehensweise. „Hier musst du die ganze Abfahrt neu lernen. Da kannst du nicht nur bluffen.“ Beim Studium der Videos habe er länger gebraucht als sonst, bis Sonntag sollte er aber eine Linie parat haben, mit der er konkurrenzfähig sei. „Ich glaube, dass wir am Sonntag die perfekte Linie sehen werden, nur wer sie machen wird?“

(APA)

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