Mayer schließt Comeback nicht aus: „Ziele werden nicht ausgehen“

Der am 29. Dezember 2022 in Bormio überraschend zurückgetretene Skirennläufer Matthias Mayer schließt ein Comeback nicht aus. „Ich mache zurzeit einmal ein bisschen Urlaub und gönne mir das Ganze. Ich möchte es zurzeit aber auch nicht ganz abschreiben“, sagte der Kärntner am Mittwoch in einem Mediengespräch am Afritzer See. Der dreifache Ski-Olympiasieger genießt das freie Skifahren und betonte, dass es ihm bei einer Rückkehr an Zielen nicht mangeln würde.

„Ich bin in der Phase, dass ich sage, ich genieße es und schaue es mir im Fernsehen an. Was kommt, das kommt“, erklärte der 32-Jährige. Er werde heute nichts entscheiden, er lasse sich die Entscheidung offen. „Das ist ganz wichtig für mich.“ Ob die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm oder die Olympischen Spiele 2026 dabei eine Rolle spielen? „Die Ziele im Sport werden nicht ausgehen. Wenn ich für mich wieder das Feuer finde, Zielen nachzueifern, warum sollte es dann kein Comeback geben?“

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Als er den Rücktritt erklärt habe, sei dies damals auch ein Rücktritt gewesen, versicherte Mayer. „Ich habe es bis jetzt so gelebt, möchte es auch so weiterleben, aber ich möchte sicher den Skisport erhalten bleiben. In welcher Form auch immer.“ Er habe vorgeschlagen bekommen, Ski zu testen. „Da habe ich mir gedacht, bevor ich anfange, Ski zu testen, kann ich gleich meine auch weiter testen und irgendwann wieder runterfahren. Deshalb lasse ich es mir einfach offen.“

Einen exakten Punkt, dass auf den Rücktritt ein Comeback folgen könnte, habe es nicht gegeben. Am Anfang habe er Abstand vom Skifahren gehalten, dann sei er wieder gegangen, habe das Gefühl des Schwunges mitgenommen. „Ich habe Gespräche geführt, mit meiner Frau, meiner Familie, Rundumadum, irgendwie hat es sich dann entwickelt, dass ich mir das einfach offen lassen will.“

Mayer: Rücktritt nach wie vor eine „super Entscheidung“

Den Rücktritt bezeichnete Mayer am Mittwoch aber als „super Entscheidung“, er sei nach wie vor sehr zufrieden damit. Gleich wie Beat Feuz habe er es nicht machen wollen, meinte er schmunzelnd, und habe sich für die andere Variante entschieden. Der Schweizer hatte bereits im Dezember erklärt, dass er in Kitzbühel aufhören werde, Mayer setzte auf den allgemeinen Überraschungseffekt.

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Gedanken, auf diese Art zurückzutreten, habe er schon öfters gehabt. Er habe die Vorbereitung auf die Saison gemacht und es sich offen gelassen. „Der Olympiasieg letztes Jahr war ein großer Meilenstein für mich. Im Februar habe ich mir schon gedacht, ich könnte zurücktreten, es war dann auch im Sommer immer wieder das Thema. Letzten Endes hat es auch mich selbst überrascht, dass ich das so durchgezogen habe.“ Auslöser gebe es keinen speziellen, es sei ein Rücktritt am Höhepunkt seiner Karriere.

Dass das plötzliche Karriereende Raum für Spekulationen und Gerüchte öffnen könnte, sei ihm so nicht so bewusst gewesen, sagte Mayer. Rasch waren viele im Umlauf. „Ich kann die Gerüchte alle ziemlich abtun, ich bin aus meinem inneren Willen heraus zurückgetreten.“ An Gerüchten gehört habe er selbst, dass seine Frau Claudia schwanger sei oder er einen Streit mit einem Trainer gehabt habe – beides sei nicht wahr. Angesprochen auf das Gerücht, dass Doping im Spiel gewesen sein könnte, meinte Mayer: „Das Gerücht ist mir neu, mit Doping habe ich überhaupt nichts am Hut.“

Auch die Spekulation, dass ein Burnout Auslöser gewesen sein könnte, wollte Mayer aus der Welt schaffen. Er habe aber nach Olympia Zeit gebraucht, sich wieder vorzubereiten, erklärte er. „Ich habe probiert, mich mental wieder ganz fit zu machen. Aber dass es mich so richtig gestört hat und dass das der Grund für den Rücktritt gewesen ist, würde ich nicht sagen. Aber es ist natürlich eine lange Zeit, die ich im Skiweltcup bin.“ Er habe Skifahren in die Wiege gelegt bekommen, stehe seit er zweieinhalb Jahre alt sei auf den Skiern, also fast 30 Jahre. „Es ist schön, wenn man da mal ein bisschen eine Auszeit bekommt.“

Mental sei so eine Karriere sehr anstrengend, man müsse immer am Laufenden bleiben und solle sich immer neu orientieren. „Ich habe das Glück gehabt, dass ich mich in den letzten Jahren körperlich nicht verletzt habe und immer topfit war. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

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Mayer erklärte, er habe Phasen gehabt, in denen er lernen musste, mit dem öffentlichen Interesse umzugehen und es ihn gestört habe. „Das hört jetzt auch nicht auf, das wird mich mein Leben lang begleiten. Es sind mehr positive Sachen als negative. Es ist nicht einfach, wenn man immer und überall in Österreich so schnell erkannt wird, aber es kann auch seine guten Seiten haben.“

Er habe gewaltige Emotionen erlebt, es seien gewaltige Erfolge gewesen. „Aber im Sport gehen einem die Ziele selten aus, der Sport geht einfach weiter. Die Ziele sind mir nicht ausgegangen.“ Die Entscheidung aufzuhören sei einerseits befreiend gewesen, andererseits sei auch Wehmut dabei. „Wir sind eine lässige Truppe. Ich möchte mich bei allen bedanken, es war eine Wahnsinnszeit.“

Er verfolge das Geschehen nach wie vor gerne mit, es sei cool anzuschauen, beispielsweise dass Vincent Kriechmayr in Kitzbühel „richtig gut gefahren“ sei. „Es tut mir zurzeit gut, das von der anderen Seite zu sehen.“

Was die Zukunft bringen wird, ist offen. In den vergangenen Wochen habe er viele Gespräche mit Beteiligten im Skizirkus geführt, es seien sehr viele Angebote dabei, zum Beispiel sich im Nachwuchsbereich zu engagieren. „Es sind natürlich auch Rufe nach einem Comeback gekommen. Denen sage ich, dass ich zurzeit einmal ein bisschen Urlaub mache.“

Das Feedback nach dem Rücktritt sei enorm gewesen, er habe noch nie so viele Nachrichten bekommen, auch nicht beim Olympiasieg. „Ich habe zurzeit sehr viel Freizeit, die genieße ich auch, mit meiner Frau gemeinsam. Ich bin sehr viel auf der Gerlitzen Skifahren und bei uns im Gebiet einige Skitouren gegangen.“ Auch Zeit für seine Fans hat er sich schon genommen und mit ihnen gemeinsam im Clubhaus die Kitzbühelrennen angeschaut.

(APA).

Beitragsbild: GEPA.