Mbappe begehrt wie nie – aber auch so gut wie nie?

18 Jahre alt war er als er für insgesamt 180 Millionen Euro nach Paris wechselte, mit 19 wurde er als einer der Hauptdarsteller Weltmeister: Kylian Mbappe ist einer der aufregendsten Fußballer dieser Zeit. Sein Potential scheint grenzenlos. Sky Sport versucht, Grenzen aufzuzeigen.

„Mein Leben wurde komplett auf den Kopf gestellt“, erinnert sich Mbappe im Interview mit dem Times Magazine im Oktober nach dem Sieg der Weltmeisterschaft 2018. Es war ein ereignisreiches Jahr – umso mehr für einen Teenager. Aus Bondy, einer Kleinstadt im Dunstkreis von Paris, wechselte der Stürmer im Alter von 14 Jahren in die Jugendabteilung der AS Monaco, vier Jahre später kehrte er als Weltstar in die französische Hauptstadt zurück.

Schon damals wurden Stimmen laut, die den Youngster mit Cristiano Ronaldo und Lionel Messi vergleichen. „Es ist zu spät für mich, eine Karriere wie Messi hinzulegen. Dafür hätte ich bei der AS Monaco bleiben müssen“, so Mbappe gegenüber der Gazzetta dello Sport und fügte an: „Ich muss meine Inspiration jetzt aus Cristianos Karriere ziehen. Er ist ein Spieler, der dafür sorgt, dass du mehr Trophäen gewinnst.“

Alle Mbappe-Tore aus der CL-Gruppenphase im VIDEO


Aber ist auch Mbappe ein Spieler, der für mehr Titel sorgt? Zweifelsohne. Der 34-fache Nationalspieler hat mit nur 21 Jahren bereits drei Meistertitel gewonnen. Die beiden Meisterschaften mit dem Starensemble von PSG geben über die „titelbringenden“ Fähigkeiten des Offensiv-Akteurs weniger Aufschluss als seine erste Ligue-1-Trophäe: Mit der AS Monaco stand er am Ende der Saison 2016/17 auf Platz eins. Seine Statistiken? 15 Tore, elf Assists in 29 Spielen.

In seinen insgesamt 60 Pflichtspielen für die Monegassen konnte der Youngster alle 82 Minuten* eine Torbeteiligung verbuchen – eine sagenhafte Quote, die er im weiß-blau-roten Trikot noch einmal ausbauen konnte. Um für PSG einen Scorerpunkt zu erzielen, braucht der Stürmer nun sogar zwölf Minuten weniger. Logisch, Paris stellt die mit Abstand beste Truppe in der französischen Beletage, aber Mbappe ist einer der Hauptgründe, warum dieses Team dort das Maß aller Dinge ist.

Die Grenzen liegen vor dem Tor

In nahezu allen, relevanten Statistiken konnte sich der pfeilschnelle Offensivspieler verbessern. Seine Dribblings und Pässe sind erfolgreicher, er schließt öfter ab und trifft häufiger. Aber zwei der wichtigsten Kriterien für einen Stürmer weisen eine signifikante Verschlechterung auf: Im Fürstentum agierte Mbappe deutlich kaltschnäuziger vor dem Tor. Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) seiner Großchancen und über ein Drittel (36 Prozent) der „normalen“ Gelegenheiten fanden den Weg ins Gehäuse. Seit er im Prinzenpark aufläuft, zappelt der Ball nach nur jeder vierten Chance und nicht einmal bei der Hälfte (44 Prozent) der Großchancen im Netz.

Ein Grund für die schlechtere Verwertung könnte sein, dass Mbappe eher als Außenspieler gefragt ist als noch zu seiner Zeit in Monaco und deshalb allgemein öfter aus aussichtsloseren Situationen abschließt. Bei der AS war der Weltmeister anfangs zwar auch eher auf dem Flügel zu finden, rutschte aber zunehmend ins Zentrum. Naturgemäß sind die Abschlusssituationen aus der Mitte heraus erfolgsversprechender

Wo liegt Mbappes Zukunft?

Logisch, dass bei einem 21-Jährigen noch Luft nach oben ist, aber es ist auch ebenso logisch, dass durch diese Zahlen, die Mbappe jetzt schon auflegt, bei anderen Top-Klubs Begehrlichkeiten geweckt werden. Während sich der FC Barcelona wohl intensiv mit einer Rückholaktion von PSG-Kollege Neymar beschäftigt, ist Barcas Erzrivale Real Madrid wohl sehr daran interessiert, den Franzosen in die spanische Hauptstadt zu locken. Vor wenigen Tagen titelte die Marca auf ihrer Titelseite, dass Real Mbappe unbedingt im Sommer holen will.

Ein dickes Pfund im Werben um den wohl begehrtesten Spieler der Welt ist der Coach der Madrilenen: Zinedine Zidane ist das Idol aus Mbappes Kindheit. Und die beiden kennen sich schon: Als 14-Jähriger besuchte der Junge aus Bondy mit seiner Familie Zizou in Madrid – damals noch als Sportdirektor für die Königlichen im Dienst – und wie Mbappe in einem Brief auf Player’s Tribune verriet, stellte schon dieses Treffen sein damaliges Leben auf den Kopf.

Daten: Opta

(skysport.de)

Beitragsbild: Imago