Melzer kämpft in Sofia um letztes London-Ticket

Seine berufliche Zukunft ist seit dem Nationalfeiertag klar. Jürgen Melzer wird ab Februar 2021 neuer Sportlicher Leiter im ÖTV. Doch nun will sich der 39-jährige Niederösterreicher sein letztes großes sportliches Ziel als Tennis-Profi erfüllen: Gemeinsam mit dem Franzosen Edouard Roger-Vasselin kämpft der Niederösterreicher diese Woche in Sofia um das letzte Doppel-Ticket für die ATP Finals in London. Aktuell liegt das Duo auf dem achten Platz, aber es kann noch eng werden.

Ein Sieg mehr beim Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy und Melzer hätte sein drittes Ticket zum ATP-Saisonfinale der besten achten Doppel-Teams (ab 15.11.) in der Tasche gehabt. Doch das Aus im Halbfinale am Samstag hat ihren direkten Konkurrenten Jamie Murray/Neal Skupski noch eine Tür offen gelassen. Die Briten müssen in Sofia zumindest das Finale erreichen, bei einem Erstrunden-Sieg von Melzer/Roger-Vasselin schon den Titel holen.

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„Ich hätte lieber am Samstag gewonnen und hätte mir das Ganze erspart“, meinte Melzer im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur eben in Sofia angekommen. „Die sind natürlich immer fähig ein Finale zu spielen“, traut Melzer den britischen Gegnern, die hinter ihm und seinem Partner als Nummer 2 gesetzt sind, alles zu. „Wir sind natürlich in der besseren Position, weil die aufholen müssen. Wir haben es in der eigenen Hand.“

Dass Melzer kurz vor dem Ende seiner Laufbahn noch so viel Spannung erleben darf, gefällt dem Vollblutsportler. „Dass ich in meinem letzten Turnier in meiner Karriere noch einmal so richtig alles mitmachen darf, es wirklich noch um was geht und das Gefühl von Nervosität und Anspannung in vollen Zügen genießen darf, hat auch was“, freut sich Melzer.

Selbstverständlich meint er damit das letzte Turnier der regulären Saison, denn der Trip nach London soll unbedingt noch in sein Karrierebuch. Zudem spielt er ja auch im Jänner noch in Australien, den ATP Cup für Österreich, sofern er stattfinden kann, und die Australian Open in Melbourne.

Hätte das Duo in Paris-Bercy das Endspiel erreicht, wäre die neuerliche „Bubble“ sowie ein besonders unangenehmer Coronavirus-Test in Sofia erspart geblieben. „Das war der schlimmste Test, den ich je gehabt habe“, sagte Melzer und fügte auf Nachfrage hinzu: „Der ist mir über die Nase bis zum Zapferl (im Rachen, Anm.) gefahren.“ Grundsätzlich würden die Coronatests jede Woche irgendwie anders sein, entweder angenehmer mit Gurgeltests, einem Rachenabstrich oder eben durch die Nase.

Für Melzer wäre es nach 2010 und 2011 das dritte Antreten beim ATP-Showdown in London. Damals war er jeweils nach einem Sieg und zwei Niederlagen in der Vorrunde ausgeschieden. So könnte er im Finish seiner Karriere auch noch Dominic Thiem als Sportlerkollege auf die Beine schauen, Thiem hat sich schon fünf Mal en suite für das auch als „Masters“ bekannte Event qualifiziert.

Als Sportlicher Leiter des ÖTV wird er dies bald in anderer Funktion machen. Und auf diese neue Lebensphase freut sich der ehemalige Top-Ten-Spieler im Einzel und Doppel auch schon sehr. „Ich habe echt Lust drauf, es wird ein ganz anderes Leben werden. Ich werde hauptsächlich mit den 14- bis 19-Jährigen arbeiten in der Südstadt“, verriet Melzer. In einem ersten Schritt werde es u.a. darum gehen, die derzeit im ÖTV-Leistungszentrum im Süden Wiens trainierenden Nachwuchsleute „so gut wie möglich“ zu machen.

Zu Beginn will Melzer evaluieren „wie das ganze Werkl läuft“. „Wie sind die Trainer, Konditrainer, wie arbeiten wir mit den Landsverbänden zusammen?“ Er sieht es als Langzeitprojekt, hat sich vorerst für drei Jahre verpflichtet. „Mir liegt das österreichische Tennis am Herzen. Es war mir wichtig, dass ich auch Entscheidungen treffen kann.“ Doch vorerst muss Melzer noch die richtigen Mittel auf dem Platz finden. Sein erster Sofia-Einsatz ist nicht vor Dienstag geplant.

(APA)

Beitragsbild: Getty Images