Mercedes glaubt an Potenzial und hofft auf „Lernkurve“

Der erfolgsverwöhnte Mercedes-Rennstall muss in der Formel 1 kleinere Brötchen backen. Weil das Auto mit dem neuen Aerodynamik-Ansatz vorerst nicht zurechtkommt, liegt der Motor im Heck noch im Dornröschenschlaf. „Wir wissen, dass der W13 Potenzial hat. Jetzt müssen wir weiter lernen, herausfinden, wie wir es freisetzen können, und in der Zwischenzeit unsere Chancen auf Punkte bestmöglich ausschöpfen“, beschrieb Teamchef Toto Wolff das zweigleisige Ziel für die nahe Zukunft.

Beim WM-Auftaktrennen am vergangenen Sonntag in Bahrain erreichte „Silberpfeil“-Star Lewis Hamilton den dritten Platz, sein neuer Teamkollege George Russell erntete als Vierter zwölf Punkte. „Wir haben die maximale Punkteausbeute geholt, die wir erreichen konnten, und mehr als wir erwartet hatten“, sagte Wolff laut Mercedes-Aussendung. „Das liegt zum Teil am Pech der anderen, aber die Zuverlässigkeit hat in der Formel 1 schon immer eine entscheidende Rolle gespielt.“ Womöglich ein Seitenhieb auf Red Bull – beim Austro-Team waren ja beide Autos in der Schlussphase mit Benzinproblemen stehen geblieben.

Wolff ist allerdings bewusst: „Wir haben im Vergleich zu den Wintertestfahrten einen Performance-Sprung gemacht, waren aber hinter Ferrari und Red Bull klar die Drittschnellsten.“ Performance fehle überall, sagte der Wiener. Man verliere sowohl auf den Geraden als auch in den Kurven. Technik-Chef James Allison erklärte den geringen Topspeed damit, dass Mercedes mit dem größten Heckflügel aller Teams unterwegs war. Hinzu kommt das Hüpfen der Autos, auch die Boxenstopp-Zeiten ließen zu wünschen übrig. „Es gibt nicht einen Bereich, wo ich sagen würde, wir performen so, wie wir das sollten“, meinte Wolff.

Am Sonntag wartet in Jeddah eine Strecke, die erst vor Kurzem von den Formel-1-Wagen befahren wurde. Der Kurs sei „schnell, kurvenreich und ein Großteil der Runde wird mit Vollgas gefahren. Wir waren erst vor ein paar Monaten bei der Premiere des Großen Preises von Saudi-Arabien dort“, wies Wolff auf die andere Charakteristik im Vergleich mit Bahrain hin. „Mit einem neuen Auto und neuen Reifen, mit denen wir noch lernen müssen, das Beste aus ihnen herauszuholen, erwartet uns auch dort eine steile Lernkurve.“

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Nach zwei Wochen Pause geht es anschließend nach Melbourne zum Australien-Grand-Prix, wieder jeweils 14 Tage später steht mit Imola das erste Europa-Rennen auf dem Programm. Ob das genügend Zeit für Mercedes ist, um die Probleme auszusortieren und das volle Potenzial des Autos zu entfesseln, darf zumindest bezweifelt werden. Ausgeschlossen ist es aber jedenfalls nicht, hat der Rennstall doch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er einen Rückstand schnell aufholen kann. Wenn es gelingt, die Punkteausbeute konstant zu halten, wären die WM-Titel bis dahin auch noch im Bereich des Möglichen.

(APA)

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