Mourinho und die Ärztin: Nächster Ausraster überschattet englisches Spitzenspiel

(SID) José Mourinho hat es schwer. Mit so ziemlich jedem großen Fußballlehrer seiner Generation hat sich der Exzentriker des FC Chelsea angelegt – den des nächsten Gegners Manchester City (Sonntag, 17.00) nannte er beim falschen Namen. Also muss sich der Portugiese seine Gegner inzwischen in den eigenen Reihen suchen. Das neueste Opfer des Teammanagers: Eva Carneiro. Die gute Frau ist Ärztin, und sie wollte nur helfen.

Weil die 41-Jährige das am vergangenen Wochenende während des für den Titelverteidiger höchst enttäuschenden 2:2 gegen Swansea City aber laut Mourinho zu „impulsiv und naiv“ getan hat, darf Carneiro nicht mehr auf die Bank des Klubs aus der englischen Premier League. Auf der Insel löste das einen Sturm der Entrüstung aus – „Say sorry José“, forderte das Boulevardblatt The Sun: „Sag Entschuldigung, José.“ Die erste Gelegenheit nahm der 52-Jährige am Freitag nur sehr halbherzig wahr.

„Wir haben eine fantastische medizinische Abteilung, die ich in den vergangenen Jahren sehr oft gelobt habe“, sagte Mourinho während der Pressekonferenz vor dem City-Spiel. Er bestätigte aber, dass Carneiro und Physiotherapeut Jon Fearn am Sonntag nicht dabei sein werden. „Das heißt aber nicht, dass das in der Zukunft immer so sein wird“, sagte der Portugiese, der nur eine Nachfrage zu den Thema zuließ: „Das ist meine Entscheidung. Die Bank fällt in meinen Verantwortungsbereich.“

Carneiro und Fearn waren in der dritten Minute der Nachspielzeit auf das Feld geeilt, um den zu Boden gegangenen Starspieler Eden Hazard zu verarzten. Anschließend musste der Belgier den Regeln entsprechend den Rasen verlassen, weshalb Chelsea für kurze Zeit nur mit acht Feldspielern auskommen musste – Torwart Thibaut Courtois hatte die Rote Karte gesehen.

„Ob du Zeugwart, Arzt oder Sekretär bist: Wenn du auf der Bank sitzt, musst du das Spiel verstehen“, hatte Mourinho im Anschluss gesagt: „Ich war mir sicher, dass Eden kein ernsthaftes Problem hatte. Meine medizinische Abteilung hat mich mit acht fitten Spielern vor einem Konter alleine gelassen. Wir haben uns Sorgen gemacht.“ Die Fernsehbilder lassen zumindest vermuten, dass Mourinho das in weniger netten Worten auch Richtung Carneiro und Fearn gesagt hat.

„Die Entscheidung von Mourinho ist extrem ungerecht“, beklagte die Vereinigung der Premier-League-Ärzte PLDG in einer offiziellen Mitteilung: „Es ist eine große Sorge, dass Carneiro eine Veränderung ihrer Rolle hinnehmen muss, nur weil sie ihre Aufgabe ernst nimmt und gut ausübt. Nicht auf das Spielfeld zu laufen, obwohl der Schiedsrichter sogar schon das Signal dazu gegeben hatte, wäre eine Verletzung der Hilfspflicht gewesen, die von jedem Arzt gegenüber einem Patienten besteht.“

Dass sich Mourinho aber um Kritik von außen wenig schert, ist bekannt. Als sich City-Coach Manuel Pellegrini in der Sommerpause zu Mourinho äußerte, erwiderte dieser nur: „Wenn ein Trainer in den Ferien ist und immer noch an mich denkt, habe ich dem nichts hinzuzufügen. In meinen Ferien gibt es kein einziges Interview. Wenn das andere anders machen, ist das deren Problem.“

Wie wenig Mourinho an Pellegrini denkt, war schon in der vergangenen Saison zu beobachten. Zweimal nannte der Chelsea-Teammanager seinen Kollegen „Pellegrino“. Natürlich nicht „aus mangelndem Respekt“ wie Mourinho dann versicherte: „Ich hatte mal einen Spieler, der Mauricio Pellegrino heißt. Ich mache immer diesen Fehler, den einen mit dem Namen des anderen zu verwechseln.“