Mutiges Outing – und Signal an FIFA und Katar

FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto hat sich als homosexuell geoutet. Ein mutiger Schritt, denn der Unparteiische aus Brasilien könnte bei der WM in Katar als Video-Referee zum Einsatz kommen.

Outings im männlichen Profifußball erfordern noch immer großen Mut, für Schiedsrichter Igor Benevenuto ist das öffentliche Bekenntnis zu seiner Homosexualität weit mehr. Nämlich eine couragierte Entscheidung, die weltweit Beachtung findet – und den Fußball-Weltverband FIFA samt WM-Gastgeber Katar auf die Probe stellen könnte.

Denn der Brasilianer steht zumindest auf der vorläufigen Kandidatenliste der Video-Referees für die Endrunde im November und Dezember am Persischen Golf. In einem absolutistischen Staat, in dem homosexuelle Handlungen bei drakonischen Strafen bis hin zu Auspeitschungen verboten sind. Und in dem sogar erst kürzlich offizielle WM-Hotels Buchungsanfragen offen homosexueller Menschen zurückwiesen.

Benevenuto ist Versteckspiel leid

Dennoch – und vielleicht sogar deswegen – ist der 41-Jährige das Versteckspiel leid. „Ich habe mein Leben damit verbracht, mich selbst zu opfern, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen. Ich möchte Beziehungen führen können, ich möchte in Ruhe Schiedsrichter sein“, sagte Benevenuto.

Ob er das in Katar wirklich kann? Noch im Mai hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino versprochen, jeder sei in Katar willkommen, ungeachtet seiner sexuellen Orientierung. Nun aber steht der Golfstaat noch mehr unter Beobachtung, Zweifel werden bleiben, bis das WM-Endspiel am 18. Dezember abgepfiffen wird.

Bierhoff mit deutlichen Worten

Denn im katarischen Alltag „müssen Homosexuelle und Transpersonen wirklich in einem Klima der Angst leben“, äußerte Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und gleichgeschlechtlicher Vielfalt. Auch Oliver Bierhoff, DFB-Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie, nannte die Gängelung Homosexueller in Katar unlängst „dramatisch.“

(SID)

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