Nach Materialkritik: Biathlon-Sprint soll Imagepolitur einleiten

Österreichs Biathlon-Männer sind dem Erfolgserlebnis bei den Olympischen Spielen bisher hinterhergelaufen. Im Sprint am Samstag (10.00 Uhr MEZ) geht es für die Athleten auch um eine gute Ausgangsposition für die Verfolgung und den Ruf der Service-Crew. Seitdem Felix Leitner eine kleine Schimpftirade auf die Ski unter seinen Füßen losgelassen hat, weil sie ihn sinngemäß mehr ausbremsten als beschleunigten, ist viel passiert.

Leitners Manöverkritik wurde im Skiverband schnell zur Chefsache erklärt. ÖSV-Sportdirektor Anton Giger stellte sich schützend vor die von ihm mitaufgebaute Materialabteilung, die ausgezeichnete Arbeit leiste – auch hier in Zhangjiakou. Andere Athleten seien bisher sehr zufrieden gewesen, auch Analysen würden schnelle Ski bestätigen, so Giger.

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Dann ruderte Leitner in einem TV-Interview zurück und sein Cheftrainer Ricco Groß meinte am Donnerstag in einer Medienrunde, dass Leitner mittlerweile wisse, dass er mit seiner Kritik „vielleicht doch ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen hat“. Groß stellte eine Vermutung über den taktischen Zugang seines Athleten in den virtuellen Raum: „Vielleicht hat er auch das falsche Tempo angeschlagen, was in dem Fall ein Stück weit zu niedrig angesetzt war.“

Frauen-Trainer Gerald Hönig bestätigte Leitners Eindruck jedoch indirekt. „Unsere Techniker sind natürlich bestrebt, diesen Rückstand, den wir eventuell auf die ein oder andere Nation haben, aufzuholen.“ Der hochdekorierte Schieß-Experte, seit Ewigkeiten im Biathlon-Geschäft dabei, sprach von „sehr speziellen Bedingungen“, nicht nur in seinem Revier, dem Schießstand: Kälte und trockene Schneeverhältnisse würden vorherrschend bleiben.

Am guten Bestreben der Techniker ließ er keinen Zweifel: Diese würden sich von früh bis spät mit der Thematik auseinandersetzen. „Die Techniker aller Nationen sind sicherlich in der Lage diesen 0815-Ski für jeden Tag gut herzurichten, aber alle sind natürlich auf der Suche nach der Granate, nach dem Überski.“

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Während Nationen wie Schweden „auch noch nicht ganz glücklich mit der Situation“ seien, glaubt auch Hönig, dass andere Länder das schnelle Gerät bereits gefunden haben. Einzelne Nationen würden das Laufniveau bestimmen in einer Weise, „die nicht unbedingt den gesamten Weltcupverlauf widerspiegelt“.

Cheftrainer Groß: „Haben noch genügend Möglichkeiten“

Ansonsten bemühten sich alle Beteiligten vor der vierten von zehn Biathlon-Medaillenentscheidungen Zuversicht auszustrahlen. Groß verwehrte sich gegen vorschnelle Kritik. „Wir haben noch Sprint, Verfolgung und Massenstart vor uns. Also haben wir noch genügend Möglichkeiten, uns ein Stück weit zu rehabilitieren.“

Simon Eder, der neben Leitner, David Komatz und Patrick Jakob den Sprint bestreiten wird, begründete seinen Rückstand bisher mit der Höhenlage (über 1.600 m). Diesbezüglich sei er aber zuversichtlicher, meinte der Salzburger Routinier. Er trachtet nach einem Top-15-Ergebnis bzw. einem Rückstand im Einminutenbereich für die Verfolgung am Tag darauf. „Das wird natürlich nicht einfach, wenn wir die zwei letzten Resultate anschauen, da sind wir läuferisch sicher einiges hinten nach“, sagte Eder.

Er will bei seinen vierten Spielen endlich richtig ankommen. „Wir haben noch nicht richtig reingefunden in die Olympiade und ich hoffe, dass es mir und meinen Teamkollegen am Samstag endlich gelingt.“ Schnelle Ski würden helfen.

(APA).

Beitragsbild: GEPA.