Nach spätem Ausgleich: Löw sieht „gute Basis“ für die Zukunft

Nichts wurde es aus dem ersehnten Glücksgefühl für den Ex-Weltmeister. Denn Deutschland brachte zum Nations-League-Abschluss eine 2:0-Führung nicht „nach Hause“, die Niederlande holten einen Punkt und damit den Platz für das Finalturnier. „Ein Traum“, fasste Bondscoach Ronald Koeman das Unerwartete zusammen. Die Deutschen haderten, Trainer Joachim Löw will auf dem Gezeigten aber aufbauen können.

Am Ende konnten beide Teams mit dem 2:2 in einem ansehnlichen Fußballspiel recht gut leben. „Oranje“ sowieso, der Jubel über das Comeback nach 0:2, einen bestandenen Charaktertest und Platz eins war groß. Und für die zuletzt geprügelten Deutschen war selbst das Remis zum Ende eines katastrophalen Länderspieljahrs dann doch irgendwie versöhnlich. Der Abstieg aus der Liga A war bereits vorher festgestanden – Deutschland könnte in der nächsten Auflage ein Gegner Österreichs werden.

„Eine junge Mannschaft braucht manchmal eine solche Erfahrung, um es in Zukunft besser zu machen“, sagte Löw nach der aus der Hand gegebenen Partie. Der Langzeittrainer sah eine „gute Basis“ für die Zukunft, fand aber auch tadelnde Worte: „Normalerweise muss man so ein Spiel nach Hause bringen.“ Es sei der Preis, den die Unerfahrenheit manchmal zu bezahlen hätte. „Es ist eine relativ junge Mannschaft.“

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Seinen Worten war ein erfrischender Auftritt einer verjüngten DFB-Elf vorangegangen. „Es konnte jeder sehen: Da wächst auf jeden Fall was zusammen“, sagte Leroy Sane, der das 2:0 schoss und zusammen mit seinen Angriffs-Kollegen Timo Werner (Tor zum 1:0/9.) sowie Serge Gnabry die Niederländer in der Schalke-Arena 80 Minuten lang vor erhebliche Probleme gestellt hatte.

Die Niederlande kamen leistungsmäßig nicht an die brillante Darbietung gegen Frankreich (2:0) von vor drei Tagen heran. Doch aufgegeben wurde nach dem Zwei-Tore-Rückstand nicht. „Nach einer durchschnittlichen ersten Hälfte wollten wir stärker aus der Pause kommen“, sagte Virgil van Dijk, der Goldtorschütze. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer durch Quincy Promes (85.) war der Liverpool-Verteidiger in der 90. Minute zur Stelle. „Das ist die Belohnung für die harte Arbeit. Wir haben Charakter gezeigt.“

Die dominierenden Deutschen hatten zuvor gleich mehrere beste Chancen auf das 3:0 vergeben. „Es ist die bittere Pille, die ich schlucken muss“, bemerkte Thomas Müller nach seinem 100. Spiel. Der Bayern-Star zog als 14. deutscher Spieler in den exklusiven Club der Hunderter ein. „Die Kollegen haben mir gratuliert, und der Bundestrainer auch.“ Er sei aber hergekommen, „um das Spiel zu gewinnen und das Glücksgefühl des Sieges zu erfahren“.

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Das 2:2 garantierte der Elftal einen Startplatz im Finalturnier. „Niemand hat erwartet, dass die Niederlande die Gruppe gewinnen würden“, sagte ihr Trainer. „Natürlich wollten wir nicht in die Liga B absteigen, aber die Gruppe zu gewinnen, ist ein Traum.“ Im Juni geht es gegen Portugal, England und die Schweiz um den ersten Nations-League-Titel und einen Batzen Geld. Neben den drei Millionen Euro als Startgage gibt es für den Turniersieger noch über vier Millionen Euro zu gewinnen. Koeman weiß: „Das bringt dem Verband finanziell etwas, und wir haben im Juni zwei schöne Spiele.“

Und dann war da noch der frühere englische Teamspieler Gary Lineker, der seinen legendären Ausspruch, wonach am Ende immer die Deutschen gewinnen würden, erneut abwandelte: „Wer auch immer gesagt hat, dass Fußball ein einfaches Spiel ist, bei dem 22 Spieler 90 Minuten lang einem Ball nachjagen und am Ende immer die Deutschen gewinnen, der hat keine Ahnung und sollte absteigen.“

(APA).

Beitragsbild: Getty Images.