NBA Draft-Roulette: Die Pick-Wahrscheinlichkeiten für Jakob Pöltl

Seit Dienstagnacht steht die Reihenfolge, nach der die NBA-Teams am 23. Juni ihre Rookies auswählen dürfen, fest (Infos). In den USA beginnt nun traditionell die Blütezeit der Draft-Spekulationen. Gerüchte, News und Draft-Simulationen (sogenannte „Mock Drafts“) stehen bis Juni auf der Tagesordnung. Auch darüber, wo Jakob Pöltl, Österreichs erster NBA-Export landet, wird nun fleißig diskutiert.

Ein Ratespiel mit österreichischer Beteiligung

 

Um den Überblick zu wahren, haben wir für euch die ersten 15 Draft Picks und die Chancen, dass Pöltl beim jeweiligen NBA-Team landet, analysiert:

1_Philadelphia-76ers4

Wahrscheinlichkeit: sehr gering

Mögliche Auswahl: Brandon Ingram (SF, Duke), Ben Simmons (SF/PF, LSU)

 

Lange Zeit sah es so aus, dass LSU-Star Ben Simmons der unumstrittene 1er-Pick sein würde. Doch durch konstant gute Leistungen hat ihm Duke-Scharfschütze Brandon Ingram in vielen „Mock Drafts“ den ersten Rang abgelaufen. Ingram besticht vor allem durch seinen guten Wurf, Simmons glänzt durch überragende Athletik und starkes Rebounding. So weit vorne wird Pöltl nicht gezogen werden, dafür fehlt ihm die mediale Strahlkraft der beiden College-Stars.

 

 

2_LosAngelesLakers

Wahrscheinlichkeit: sehr gering

Mögliche Auswahl: Brandon Ingram, Ben Simmons

 

Dass Ingram und Simmons an erster und zweiter Stelle gedraftet werden, scheint so gut wie sicher. Interessanter Aspekt: Trotz seines unumstrittenen Talents wäre Ben Simmons kein optimaler Pick für LA. Mit Julius Randle wurde vor zwei Jahren ein ähnlicher Spielertyp gedraftet. Sollte Philadelphia also Ingram auswählen, ist es gut möglich, dass die Lakers ihre #2 traden. In jedem Fall ist LA nach dem Abgang der Legende Kobe Bryant auf der Suche nach einem Spieler mit Superstar-Potenzial. Dass Pöltl kommende Saison „purple and gold“ tragen wird, ist praktisch unmöglich.

 

 

3_BostonCelticsWahrscheinlichkeit: gering

Mögliche Auswahl: Dragan Bender (PF, Maccabi Tel Aviv), Buddy Hield (SG, Oklahoma)

 

Pöltls Lieblingsteam zieht an dritter Stelle. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass er kommende Saison für das Traditionsteam aus Boston auflaufen wird. Boston scheint einen Narren an Maccabi-Supertalent Dragan Bender gefressen zu haben. Auch Oklahoma-Star Buddy Hield, der heuer im NCAA-Tournament für viel Furore gesorgt hat, ist im Gespräch. Auszuschließen ist nichts, aber die Tendenz geht in eine andere Richtung.

 

 

4_PhoenixSunsWahrscheinlichkeit: sehr gering

Mögliche Auswahl: Jaylen Brown (SF, California), Buddy Hield

 

Das Enttäuschungsteam der abgelaufenen Saison braucht dringend einen guten Distanzschützen Zumal hat Phoenix mit Alex Len bereits einen ähnlichen Spielertypen wie Pöltl in seinen Reihen. Deshalb ist der Wüstenstaat Arizona eine unwahrscheinliche Destination.

 

 

5_MinnesotaTimberwolvesWahrscheinlichkeit: gering

Mögliche Auswahl: Kris Dunn (PG, Conneticut), Jamal Murray (PG/SG, Kentucky), Buddy Hield

 

An sich sind die Timberwolves mit „Rookie of the Year“ Karl-Anthony Towns und Nikola Pekovic unterm Brett gut besetzt. Sollte sich Minnesota jedoch entscheiden, Pekovic abzugeben (ein Trade steht im Raum), wäre plötzlich wieder ein Platz im Frontcourt offen. Wahrscheinlicher ist aber, dass man sich einen guten Distanzschützen (Hield, Murray) angelt. Oder einen weiteren Defensivspezialisten (Dunn) zu Coach Tom Thibodeaus ansehnlichem Arsenal hinzufügt.

 

Interessanter wird’s für Pöltl auf #6.

 

6_NewOrleansPelicansWahrscheinlichkeit: möglich

Mögliche Auswahl: Jakob Pöltl (C, Utah), Jamal Murray, Jaylen Brown

 

 

Ob im Draft oder via Free Agency: New Orleans wird einen Big Man brauchen, den sie Superstar Anthony Davis zur Seite stellen können. Aufgrund seiner starken Zonenverteidigung und guten Athletik wäre Pöltl ein idealer Partner für „The Brow“. Zusammen könnte das Duo über Jahre ein dominantes Frontcourt-Tandem bilden. Fraglich ist, ob New Orleans es wagt, den Österreicher zu draften, wenn noch talentierte Flügelspieler am Board sind. Eine Möglichkeit ist es aber allemal.

 

 

7_DenverNuggetsWahrscheinlichkeit: sehr gering

Mögliche Auswahl: Buddy Hield, Jaylen Brown

 

 

Mit Jusuf Nurkic und Nikola Jokic hat Denver bereits einen jungen, talentierten Frontcourt beisammen. Den sechsten Pick werden die Nuggets also nicht für einen dritten Big Man mit ähnlicher Spielanlage verwenden. Was Denver dringend benötigt, ist Outside Shooting. Sollte Buddy Hield an dieser Stelle noch nicht vom Board sein, gilt es als sicher, dass die Nuggets zuschlagen.

 

 

8_SacramentoKingsWahrscheinlichkeit: sehr gering

Mögliche Auswahl: Skal Labissiere (PF/C, Kentucky), Kris Dunn

 

 

Im vergangenen Jahr hat Sacramento mit dem sechsten Pick Kentuckys Willie Cauley-Stein gedraftet. Dessen Stärken: Korbverteidigung, Rebounding, Fast Breaks. All das, was auch Jakob Pöltl mitbringt. In Sacramento wird er aller Voraussicht nach nicht landen. Womöglich allerdings bei den…

 

 

9_TorontoRaptors

Wahrscheinlichkeit: möglich

Mögliche Auswahl: Jakob Pöltl, Deyonta Davis (PF/C, Michigan State), Henry Ellenson (PF/C, Marquette)

 

 

Die kanadische Metropole ist eine weitere mögliche Destination für Österreichs NBA-Export. Die Raptors sind auf der Suche nach einem Big Man für ihre Rotation. Obwohl Pöltl als bester Center im Draft gilt, sind andere Kandidaten wahrscheinlicher:  Deyonta Davis z.B. wäre der große Distanzschütze, den die Raptors gerne Center Jonas Valanciunas zur Seite stellen würden. Dennoch ist Toronto als Destination nicht auszuschließen, auch weil der Verbleib von Valanciunas nicht zu 100 Prozent geklärt scheint.

 

 

10_MilwaukeeBucks

Wahrscheinlichkeit: hoch

Mögliche Auswahl: Jakob Pöltl, Deyonta Davis

 

 

Hier schlägt das Pöltl-Radar sehr laut an: Zahlreiche Experten in den USA sind der Ansicht, dass Pöltl in Milwaukee landen wird. Center Greg Monroe, im vergangenen Sommer für viel Geld verpflichtet, spielte eine enttäuschende Saison. Zudem würde ein agiler Big Man wie Pöltl besser zum Spielstil der schnellen Riesentalente Giannis Antetokounmpo und Jabari Parker passen. Zusammen würden die drei in Milwaukee den Kern einer jungen, aufstrebenden NBA-Truppe bilden, die in ein paar Jahren oben mitmischen könnte.

 

 

11_OrlandoMagic

Wahrscheinlichkeit: hoch

Mögliche Auswahl: Jakob Pöltl, Skal Labissiere

 

 

Sollte Milwaukee nicht zuschlagen, ist Orlando ein heißer Tipp als zukünftiges Pöltl-Team. Power Forward Nikola Vucevic hat seine Stärken vor allem in der Offensive. Ein Korbverteidiger wie Pöltl würde den Frontcourt gut ergänzen. Mit Aaron Gordon, Elfrid Payton und Victor Oladipo hätte Pöltl außerdem gleich mehrere Mitspieler in einer ähnlichen Altersklasse, mit denen er sich gemeinsam entwickeln könnte.

 

 

12_UtahJazz

Wahrscheinlichkeit: möglich

Mögliche Auswahl: Jakob Pöltl, Marquese Chriss (PF, Washington), Denzel Valentine (SG, Michigan State)

 

 

Die Wahrscheinlichkeit ist deshalb nur „möglich“, weil anzuzweifeln ist, dass Jakob Pöltl so weit fallen wird. Sollte das passieren, wird das Team aus Salt Lake City vermutlich nicht lange zögern, den besten Spieler der University of Utah „nach Hause“ zu holen. Ist der Mormonenstaat für Talente aus den USA oft ein Kulturschock, hat Pöltl schon bewiesen, dass er mit den strengeren Regeln in Utah gut zurechtkommt. Weiter als hier wird Jakob Pöltl aller Voraussicht nach nicht fallen.

 

 

13_14_15

Wahrscheinlichkeit: sehr gering

 

Je länger der Draft dauert, desto mehr sehen sich General Manager berufen, nicht nach benötigten Positionen, sondern das größtmögliche vorhandene Talent zu verpflichten. Sollte Pöltl doch bis zum letzten Abschnitt der Lottery fallen, sind die Teams zwischen 13 und 15 bestimmt froh, den besten College-Center der vergangenen Saison mit einem niedrigen Pick unter Vertrag nehmen zu können. Also einen „Steal“ zu landen, wie es im Draft-Sprech heißt.

 

Fazit:

 

Wie jedes Jahr ist der NBA Draft von so vielen Faktoren abhängig, dass auch die sorgfältigste Analyse bis zum gewissen Grad ein Ratespiel bleibt: Welche Spieler wechseln noch im Juni das Team? Wenn Team A Spieler B zieht, was bedeutet das dann für Team C?

Entscheidend wird auch sein, wie sich die künftigen Profis in den bald beginnenden Draft Workouts und den dazugehörigen Interviews anstellen. Da Pöltl als intelligenter, für Kritik offener Spieler mit professioneller Einstellung gilt, können die Workouts seinen Marktwert sogar noch erhöhen.

Bauchgefühl: Jakob Pöltl geht entweder auf #6 nach New Orleans oder auf #10 zu den Milwaukee Bucks. Und beide Städte wären eine gute erste Station für seine NBA-Karriere. Mit jungen, talentierten Mitspielern, der Chance auf genügend Spielzeit schon im ersten Jahr und viel Luft nach oben.

 

Fest steht jedenfalls: Ein Österreicher spielt kommende Saison in der besten Basketballliga der Welt. Ein kleiner Layup für die Menschheit. Aber ein Slam Dunk für den Basketball in Österreich.

 

Autor: Carl-Michael Drack, 18.05.2016