Neue Freude nach Ortswechsel: Slopestyle als zweite Chance für Ski-Freestyler

Österreichs Ski-Freestyler sind von Peking ins 180 Kilometer nördlich gelegene Zhangjiakou übersiedelt. Nachdem es im Big Air nicht mit der Final-Qualifkation klappte, hat das Quartett Matej Svancer, Daniel Bacher, Lara Wolf und Laura Wallner im Slopestyle-Parcours eine neue Chance. Svancer hofft auf dem anspruchsvollen Kurs im Genting Snow Park zurück zum „Flow“ zu finden.

Auf der gewaltigen Rampe in der Hauptstadt hatte der in Tschechien geborene 17-Jährige zum Favoritenkreis gezählt. Im Slopestyle ist das – zumindest den nackten Ergebnissen nach – anders: Die Ränge 17 und 14 schauten in bisher erst zwei Weltcup-Antreten in dieser Disziplin jeweils im Stubai heraus. Platzierungstechnische Zielsetzungen sind Svancer weiter fremd. „Meine Traumvorstellung ist es, einen Run runterzubringen, der einen Flow hat.“

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Liebend gerne würde er in der Qualifikation am Montag (5.30 Uhr MEZ) seinen Traum-Trick zeigen. „Diesen in den Slopestyle zu stellen, wäre mir wichtig. Sonst habe ich keine größeren Ziele“, sagte Svancer, der den anspruchsvollen Kurs als „cool und flowig“ beschrieb.

Er sei nach dem Big Air schon enttäuscht gewesen, sagte Svancer. Belastet hat ihn die Zusammenarbeit mit Medienleuten, die nicht friktionsfrei verlaufen ist. „Die kamen ziemlich aggressiv rüber.“ Dabei gehöre Scheitern zum Sport dazu. „Es ist nicht normal, dass es immer so gut geht. Ich war darauf vorbereitet, dass es schiefgehen kann.“

Cheftrainer Premstaller trotz Ergebnissen „megastolz“

Der Big Air wurde mit den Rängen 21 (Bacher), 26 (Svancer) bzw. 21 (Wolf) und 23 (Wallner) abgeschlossen. „Wenn es nicht klappt im Wettkampf, schaut es im Ranking blöd aus“, weiß Cheftrainer Martin Premstaller. „Nichtsdestotrotz bin ich megastolz auf das ganze Team, speziell auch auf die Girls, die haben einen super Eindruck hinterlassen.“

Wolf bezeichnete den Slopestyle-Kurs als schwierig. „Man kann aber auch einfache Linien fahren.“ Der Slopestyle ist ihre stärkere Disziplin, in Font Romeu (FRA) landete sie Mitte Jänner als Dritte erstmals auf dem Weltcup-Podest. „Eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin“, sagte die Tirolerin, die als einzige im Team vor Peking schon Olympia-Erfahrung hatte. „Aber das hier ist was ganz Anderes, das ist eine große Bühne, die größte die es gibt. Es stehen 30 ‚Weiberleit‘ am Start, die alle Chancen aufs Podium haben.“

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Freilich fehlten damals Topstars, wie Gu Eileen, die nach Big-Air-Gold nachlegen könnte. Chinas Jungstar (18) gehört nach dem Weltmeistertitel 2021 auch im Slopestyle zu den Topfavoriten. Die Frauen legen bereits am Sonntag (3.00 Uhr MEZ) mit der Qualifikation vor.

Wallner war heuer Achte und 14. Ein Finaleinzug wäre natürlich mega, lautet ihr Zugang. „Aber das wichtigste ist, dass es kreativ und stylish ist.“ Das sehen alle im Team so. Auch der 17-jährige Bacher, der jüngster ÖOC-Starter überhaupt und erst im letzten Moment überraschend zum Zug gekommen ist. Er fand sich zunächst in den Trainings nur schleppend zurecht. „Man kann nicht alles nutzen, was sie aufgebaut haben, weil es speedtechnisch zu eng ist. Ich probiere Spaß zu haben, weil sonst wird es bei mir eh nichts.“

Dass er nun mit seinen Vorbildern am Start stehen dürfe sei „so nice, ehrlich, es ist ein Traum“. Er wolle so fahren, dass es ihm persönlich gut gefalle. „Wenn ich das nicht schaffe, habe ich es halt verkackt.“

Mit Freude und Spaß zu fahren, ist das Um und Auf nicht von Österreichs Freeskiern. „Wenn Medaillen oder ein Ergebnis im Vordergrund stehen, wird dieses nie kommen. Zumindest ist das bei mir so. Immer wenn ich mir sowas vorgenommen habe, ist mir nie was gelungen“, erklärte Svancer.

Premstaller hält seine blutjunge Truppe deshalb mit Computerspielen oder Tischtennis bei Laune. „Natürlich sollen Spitzensportler auch an schlechten Tagen abliefern. Aber es ist auch eine Risikosport und da geht es ohne Freude und Spaß nicht“, ist der ebenfalls erstmals bei Olympia agierende Premstaller überzeugt. „Es sind junge Burschen und Mädels und sie haben schon oft genug gezeigt, dass wir mit dieser Taktik gut fahren. Ich hoffe, wir können bald zeigen, was wir wirklich können.“

(APA).

Beitragsbild: GEPA.