Neue Richtlinie! FIA verändert Boxenstopps in der Formel 1

In der Formel 1 spielen Boxenstopps eine immer größere Rolle – besonders in dieser Saison, in der Mercedes und Red Bull auf der Strecke auf Augenhöhe agieren. Vor allem Red Bull gilt als Meister des Boxenstopps und legt in der Pitlane häufig Bestzeiten hin. Diese scheinen aufgrund einer neuen Richtlinie womöglich nun für lange Zeit unantastbar.

1,82 Sekunden – in dieser Fabelzeit fertigte Red Bull beim Großen Preis von Brasilien 2019 Max Verstappen ab und hält damit nach wie vor die Marke für den schnellsten Stopp der Formel-1-Geschichte.

Auch in der aktuellen Saison ist Red Bull das Aushängeschild in Sachen Boxenstopps. Bei fünf von sieben Grands Prix absolvierte das Team von Verstappen und Sergio Perez den schnellsten Stopp, dreimal blieb man dabei unter zwei Sekunden (Bahrain/1,93 Sekunden; Portugal und Aserbaidschan/je 1,98 Sekunden). Doch diese absoluten Spitzenzeiten gehören bald wohl schon der Vergangenheit an.

Die FIA hat nämlich eine neue technische Richtlinie erlassen, die die Boxenstopps langsamer machen wird. Diese wird ab dem 1. August und damit ab dem GP von Ungarn ihre Wirksamkeit erhalten. Zweimal in Spielberg und im Anschluss in Silverstone haben die Rennställe und Mechaniker noch Zeit, sich auf die neuen Abläufe und Prozeduren einzustellen.

Was ist der Grund für die Einführung einer neuen technischen Richtlinie?

Unter Berufung auf Sicherheitsbedenken hat sich der Motorsport-Dachverband mit Beschwerden befasst, wonach die Stopps einiger Teams schneller sind, als dies bei genauer Befolgung der aktuellen Regeln möglich ist.

Es wird vermutet, dass einige Stopp-Prozeduren einen höheren Grad an Automatisierung beinhalten als erwartet, was zu immer schnelleren und rekordverdächtigen Boxenstopps geführt hat. Das technische Reglement der Formel 1 enthält einen klaren Verweis auf Boxenstopps, der besagt, dass Sensoren passiv agieren müssen.

In Artikel 12.8.4 heißt es: „Geräte, die zum Anbringen oder Entfernen von Radbefestigungen verwendet werden, dürfen nur mit Druckluft oder Stickstoff betrieben werden. Etwaige Sensorsysteme dürfen nur passiv wirken.“

Und genau auf den letzten Part des Artikels spielt nun die FIA mit der neuen Richtlinie an. Diese soll sicherstellen, dass alle Radmuttern während des Reifenwechsels ordnungsgemäß festgezogen werden. Zudem soll verhindert werden, dass Mechaniker die Fertigstellung einiger Abläufe antizipieren, um so schnellere Zeiten erzielen zu können.

Doch wie genau wird die Richtlinie umgesetzt?

Ab dem GP von Ungarn werden beim Boxenstopp Toleranzen integriert, die die menschliche Reaktionszeit bei der Signalisierung berücksichtigen. Dies bedeutet, dass zukünftig Reaktionen über einer bestimmten Mindestzeit (0,15 Sekunden) liegen müssen. Ist dies nicht der Fall, also reagiert ein Mechaniker auf den Abschluss einer Phase des Boxenstoppprozesses zu früh, erkennt ein Sensor dies und deklariert die Eingabe als ungültig. Der Vorgang muss in diesem Fall wiederholt werden, um sicherzustellen, dass er abgeschlossen wurde.

Die Sensoren der Teams ermöglichen es den Mechanikern auch, mitzuteilen, wann jede Phase des Boxenstoppvorgangs abgeschlossen ist. Sobald die Teams an allen vier Ecken des Autos signalisiert haben, dass ihre Radwechsel abgeschlossen sind, kann die Ampel anzeigen, dass das Auto freigegeben werden kann. Nach der überarbeiteten technischen Richtlinie müssen zwischen dem letzten Signal und der Freigabe der Fahrer zum Verlassen der Box 0,2 Sekunden vergehen.

Boxenstopps um 0,2 bis 0,3 Sekunden langsamer

Somit wird davon ausgegangen, dass die neue Richtlinie die Boxenstopps insgesamt zwischen zwei und drei Zehntel Sekunden verlangsamt.

Doch bis es soweit ist, haben die Teams – und allen voran wohl die Stopp-Spezialisten von Red Bull – noch drei Rennen Zeit, um weiter neue Bestzeiten aufzulegen. Nächste Chance dazu: am Sonntag beim Großen Preis der Steiermark (ab 13:30 Uhr LIVE und EXKLUSIV auf Sky Sport F1).

(skysport.de) / Bild: Imago