Niederländer mit viel Effizienz im Viertelfinale

Das Achtelfinale bei der Fußball-WM in Katar hat für die siegreichen Niederländer einige ermutigende Erkenntnisse gebracht. Das 3:1 gegen die USA am Samstag war letztlich ein sicherer Sieg gegen die engagierten, aber zu wenig cleveren und oft ideenlosen US-Boys – und vor allem vor der Pause ein Triumph der Effizienz. Die zahlreichen Kritiker in der Heimat scheinen fürs Erste milde gestimmt.

„Wir stehen im Viertelfinale. Wenn du gewinnst, hast du Freunde“, sagte die niederländische Stürmer-Legende Marco van Basten im niederländischen TV-Sender NOS. Obwohl ungeschlagener Gruppensieger nach drei Spielen waren die zahlreichen Legenden, TV-Experten und Medien in der Niederlande mit dem Spielstil unter Bondscoach Louis van Gaal nicht zufrieden gewesen. Im ersten K.o.-Spiel wirkte es erneut nicht spektakulär, dafür über weite Strecken enorm reif. Ganz nach dem Geschmack Van Gaals.

Dumfries und Blind werden langsam warm

Zudem scheinen die bisher eher schwachen Außenspieler Denzel Dumfries und Daley Blind in Form zu kommen. Dumfries war gleich der „Man of the Match“, sorgte für zwei Assists und schoss das dritte, entscheidende Tor selbst. „Es ist ein großer Sieg für uns und gut für die Zukunft“, sagte er nach dem Spiel. Blind traf ebenfalls zum 2:0 und zeigte sich deutlich verbessert.

Und da ist noch Memphis Depay, der designierte Goalgetter in Orange, um dessen Fitness es aber Sorgen gab. Van Gaal hat ihn im Laufe des Turniers behutsam aufgebaut: Im ersten Spiel gegen den Senegal kam er erst nach gut einer Stunde, gegen Ecuador bekam er eine ganze Hälfte, im Spiel gegen Katar spielte der Stürmerstar erstmals von Beginn an bis zur 66. Minute. Am Samstag zeigte er mit dem ersten Tor und einigen weiteren Szenen, wie gefährlich – und wichtig für die „Elftal“ – er ist.

Kritik aus der Heimat

Kritik aus der Heimat über die unattraktive Spielweise lässt die Akteure aber nicht kalt – das zeigte sich an den Wortmeldungen nach dem Spiel. „Wir haben natürlich versucht, auch attraktiv zu spielen“, sagte etwa Depay. Nachsatz: „Aber am Ende sind wir durchgekommen, das zählt.“ Selbstkritik übte Kapitän und Abwehrchef Virgil van Dijk: „Daheim sind viele kritisch, weil sie wissen, dass wir besser spielen können. Es sind noch viele Dinge, die wir besser machen können. Vor allem, wenn wir in Ballbesitz sind.“

Van Dijks Defensivreihe hatte großteils alles unter Kontrolle, vor allem vor der Pause. Dennoch, den Amerikanern zu Beginn beider Spielhälfte Großchancen einzuräumen, sollte zu denken geben. So war es auch Torhüter Andries Noppert zu verdanken, dass man nicht in Rückstand geriet. Mit Argentinien kommen im Viertelfinale am Freitag ganz andere Sturmkaliber auf die niederländische Abwehrreihe zu, allen voran der nicht immer zaubernde, aber in Katar durchaus torgefährliche Lionel Messi.

Wichtige Erfahrung für junge Spieler

Für die USA war es letztlich eine WM – und vor allem ein Achtelfinale -, um zu lernen. Die großteils jungen US-Soccerboys werden in vier Jahren bei der gemeinsam mit Mexiko und Kanada veranstalteten Heim-WM deutlich mehr Erfahrung haben und könnten dann noch weit gefährlicher sein, als sie es in Katar ohnehin schon waren. So können sich die Amerikaner Unentschieden gegen Wales und England, einen Sieg gegen den Iran und ein Achtelfinale zugutehalten, in dem sie den Favoriten durchaus fordern konnten. „Da ist wirklich etwas zusammengewachsen“, bilanzierte Coach Gregg Berhalter, der seine Zukunft offen ließ.

„In den vergangenen Monaten war ich auf die WM konzentriert. In den kommenden Wochen will ich den Kopf freibekommen und schauen, was als nächstes kommt“, sagte der 49-Jährige. Mit Blick auf das Turnier im eigenen Land ist dem Trainer nicht bang. „Können wir gegen Top-Teams gut genug spielen, um zu gewinnen? Die Mannschaft ist nah dran“, betonte Berhalter. „Das Ergebnis war heute etwas komisch, wenn man das Spiel dazu sieht. Aber die amerikanische Öffentlichkeit kann optimistisch sein.“ Die Niederländer seien bei der Chancenverwertung einfach besser gewesen. „Ansonsten war nicht viel Unterschied zwischen den beiden Mannschaften.“

(APA)/Bild: Imago