Niko Kovac bleibt vorerst Bayern-Trainer

Trainer Niko Kovac bleibt bei Bayern München vorerst im Amt. Allerdings hat es der 48-Jährige mit zahlreichen gravierenden Baustellen beim Rekordmeister zu tun und muss Siege liefern.

Am Tag nach dem Debakel schotteten sich die Stars von Bayern München und ihr Noch-Trainer Niko Kovac ab. Das öffentliche Training wurde kurzerhand gestrichen. Die Fotografen und TV-Teams lauerten am Sonntag bei regnerischem Wetter und grauen Wolken hinter Zaun und Sträuchern, um sich ein Bild davon zu machen, was sich beim angeschlagenen Fußball-Rekordmeister nach dem sportlichen Offenbarungseid beim 1:5 (1:2) bei Eintracht Frankfurt tun würde.

Laut übereinstimmenden Medienberichten darf Kovac weitermachen – vorerst. Am Mittwoch (18.55 Uhr) in der Champions League gegen Olympiakos Piräus und am Samstag (18.30 Uhr/jeweils Sky) im Bundesliga-Schlager gegen Borussia Dortmund dürfte der 48-Jährige weiter die Verantwortung tragen. Zwei Spiele mit richtungweisendem Charakter – Siege scheinen Pflicht für Kovac zu sein.

Kovac zeigt sich kämpferisch

Der Coach sprach am Sonntag auf der Bayern-Homepage von einem „herben Schlag“. Wichtig sei, „dass man diese Niederlage abschüttelt“, „die Köpfe frei“ bekomme. Das versuchten die Kovac-Schützlinge im Leistungszentrum des FC Bayern und in kleineren Gruppen auf dem Trainingsplatz an der Säbener Straße. „Wir haben am Mittwoch die Möglichkeit, in der Champions League den Sack zuzumachen“, ließ sich Kovac zitieren. In der Königsklasse soll der Frankfurt-Frust bewältigt werden.

Wirkliche Argumente für eine Weiterbeschäftigung beim Renommierklub aus München muss Kovac aber in den nächsten beiden Partien liefern. „Ich weiß, wie das Geschäft läuft. Ich bin nicht naiv oder blauäugig“, hatte Kovac nach dem vorläufigen Tiefpunkt seiner Amtszeit in Frankfurt gesagt. Er gab sich kämpferisch und erinnerte an die schwierige Zeit im vergangenen Herbst: „Ich habe damals nicht aufgegeben und gebe auch jetzt nicht auf. Einfach kann jeder“, sagte er.

Die Probleme sind in der Tat vielfältig. Zu eklatant waren in Frankfurt die spielerischen Mängel, zu einfach die Fehler, die seine Mannschaft immer wieder produziert. „Annahme, Mitnahme, Pass – das sind die Grundelemente im Fußball. Von diesen Basics machen wir zu viele Fehler. Das müssen wir abstellen“, forderte Kovac. Eine Entwicklung ist nicht erkennbar, nur fünf der zehn Ligaspiele in dieser Saison wurden gewonnen.

Bayern kassierte in Frankfurt höchste Bundesliga-Niederlage seit 2009

Der Vergleich mit der dunklen Ära Jürgen Klinsmanns wurde zuletzt immer wieder bemüht, seit Samstag ist der Rückfall in diese Zeit auch statistisch zu erkennen. Die Klatsche in Frankfurt war die höchste Niederlage in der Bundesliga seit dem 1:5 in Wolfsburg im April 2009. Für Klinsmann war etwas mehr als drei Wochen später Schluss, ob Kovac noch so lange im Amt sein wird, ist fraglich. Es wartet die Woche der Wahrheit für Kovac.

Sinnbildlich für das verschwundene Selbstverständnis der Bayern waren die Aussagen von Kapitän Manuel Neuer nach dem Frankfurt-Spiel. Von der Niederlage zeigte sich der Torhüter wenig überrascht. „Es hat sich für mich schon ein bisschen abgezeichnet. Es ist kein Wunder für mich, was da passiert ist“, sagte er. Keine Spur vom bajuwarischen „Mia san mia“. Stattdessen erwartet der Nationalkeeper „sehr unruhige“ Tage in München.

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Die Mannschaft, so betonte Neuer, sei intakt. „In der Mannschaft sind wir überhaupt nicht gespalten. Wir verstehen uns sehr gut miteinander, wir reden nicht übereinander, sondern miteinander. Die Motivation ist nicht das Problem, jeder Einzelne will“, sagte er. Doch wo liegt dann das Problem?

Die Partie in Frankfurt lief für die Bayern früh in die völlig falschen Bahnen. Nach neun Minuten flog Jerome Boateng mit Rot nach einer Notbremse vom Platz, sämtliche taktischen Überlegungen waren „über den Haufen geworfen“, wie Kovac feststellte. Bei den Gegentoren stellte sich sein Team mehr als einmal dilettantisch an.

„Auch mit einem Mann weniger darfst du hier nicht 1:5 verlieren. Das darf nie und nimmer passieren“, haderte Kovac mit seiner Mannschaft, die auf der ganzen Linie enttäuschte. Die Bayern-Granden Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge verfolgten mit versteinerter Miene die desaströse Leistung auf der Tribüne.

Der scheidende Bayern-Präsident Hoeneß und Vorstandsboss Rummenigge nahmen in der Kabine die Spieler nach dem Abpfiff in Empfang. Öffentlich äußern wollte sich aber niemand der Bayern-Chefs. Das wurde vor allem Kovac überlassen.

(SID)

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