Nordirland pocht gegen ÖFB-Frauen auf Revanche

Nordirlands Frauen-Fußball-Nationalteam will im zweiten Anlauf auf EM-Ebene erstmals Punkte mitnehmen. Nach dem 1:4 gegen Norwegen tritt der EM-Debütant aber auch am Montag (18.00 Uhr/live ORF 1) gegen Österreich als klarer Außenseiter an. Das auch, da mit Simone Magill die einzige Profispielerin im Kader wegen einer schweren Knieverletzung fehlt. Trotzdem spekuliert der Underdog mit einer Überraschung, die auch beim Heim-2:2 in Belfast in der WM-Quali gelungen war.

„Wir haben vor noch nicht langer Zeit zweimal gegen sie gespielt, wissen daher was uns erwartet. Wir werden bereit sein und sind auf Revanche aus“, gab sich Offensivspielerin Caitlin McGuinness angriffslustig. In Wiener Neustadt hatte es am 8. April im „Rückspiel“ gegen die ÖFB-Auswahl eine 1:3-Niederlage gesetzt. „Wir wollen nicht wieder als Verlierer vom Platz gehen. Wir wollen rausgehen und ein Zeichen setzen, dürfen dabei aber nicht vergessen, dass sie genauso eine Klasse-Mannschaft sind“, sagte Mittelfeldspielerin Chloe McCarron.

Auftrieb hat ihrem Team die Leistung in der zweiten Hälfte gegen Norwegen gegeben, inklusive dem ersten EM-Tor der Verbandsgeschichte durch Julie Nelson, die seit Donnerstag mit 37 Jahren und 33 Tagen die älteste Spielerin ist, die bei einer EM-Endrunde getroffen hat. „Wir haben aus dem ersten Spiel gelernt und versuchen es besser zu machen“, versprach McGuinness. Und McCarron ergänzte: „Unsere Köpfe sind nicht unten.“ Laut Mittelfeldspielerin Lauren Wade mache dem Team Mut, dass man gegen Österreich bereits gezeigt habe, Chancen verwerten zu können.

Nordirinnen treten dreimal in Southampton an

Die erstmals bei einem Großereignis vertretenen Nordirinnen haben den Nachteil von einem Tag weniger Pause in der Vorbereitung. Wirklich ins Gewicht fällt der aber nicht, da das Team des seit Mai 2019 amtierenden Trainers Kenny Shiels alle drei Partien in Southampton austrägt, daher keine Reisestrapazen hat. Deshalb betonte auch ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann, dass es bezüglich dieser Thematik keinen Vorteil gebe.

Im Kader von Nordirland stehen zehn Legionärinnen, wobei Magill die bekannteste ist. Sie ist die erste Nordirin, die dem Fußballsport professionell nachgeht, war in der abgelaufenen Saison bei Everton tätig und wechselt nun zum Liga-Konkurrenten Aston Villa. „Magill ist eines unserer Hauptassets, das wird einiges verändern, wie wir spielen werden. Wir haben diesen Spielertyp nicht noch einmal. Aber so ist Fußball. Man hat immer wieder Rückschläge“, sagte Shiels auf der Abschluss-PK am Sonntag.

Auch Offensivspielerin Rachel Furness wird kommende Saison im englischen Oberhaus auf die ÖFB-Legionärinnen Manuela Zinsberger und Laura Wienroither (beide Arsenal) treffen, zumal sie mit Liverpool den Aufstieg geschafft hat. Mit Rebecca Holloway steht auch eine Akteurin im Aufgebot, die in den USA tätig ist.

Für den Großteil hat der Fußball aber nicht Priorität. „Bei uns sind viele nur Teilzeit-Spielerinnen, haben Vollzeitjobs. Es ist unglaublich sich da mit den Besten messen zu dürfen“, sagte Sarah McFadden. Und Furness ergänzte: „Bei uns gibt es keine Superstars, das macht uns so speziell.“ Um sich perfekt auf die Endrunde vorbereiten zu können, hatte sich so manche Spielerin eine Berufsauszeit genommen, um regelmäßig am Training im Rahmen der mehrmonatigen Vorbereitung auf das Turnier teilnehmen zu können.

McFadden ist genauso wie Kapitänin Marissa Callaghan, die gegen Österreich zurück in der Startelf erwartet wird, Mutter, hat daher noch eine zusätzliche Belastung. „Österreich hat England alles abverlangt, sie sind genauso gut wie die beiden anderen Teams“, verlautete Callaghan. Auch in Österreich war es in vergangenen Zeiten – u.a. noch bei der EM 2017 in den Niederlanden – durchaus üblich, dass die Kickerinnen nebenbei einen Job ausgeübt oder zumindest eine Ausbildung absolviert hatten. Mittlerweile können viele vom Fußball leben.

(APA)/Bild: GEPA