Nur die Fans träumen: Gladbach genießt und schweigt

Borussia Mönchengladbach steht seit fünf Spieltagen ganz oben. Marco Rose und Max Eberl lassen die gestiegenen Erwartungen dennoch an sich abprallen.

Marco Rose fragte zur Sicherheit noch einmal nach. „Was soll ich über die Herbstmeisterschaft reden? Dafür können wir uns nichts kaufen. Oder bekommen wir dann irgendwas, Max?“, sagte der Trainer von Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach und drehte sich kurz zu Sportdirektor Max Eberl um. Der grinste nur – und ersparte sich einfach eine Antwort auf den ohnehin nicht ganz ernst gemeinten Einwurf seines Nebenmannes. Genug gesagt.

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Herbstmeisterschaft? Titelkandidat? Bayern-Schreck? Beim Tabellenführer vom Niederrhein prallen derzeit alle Versuche ab, den Verantwortlichen eine forsche Ansage in Richtung der Konkurrenz aus München, Dortmund oder Leipzig zu entlocken. Dabei steht die Borussia seit fünf Spieltagen ganz oben und wird dies angesichts von vier Punkten Vorsprung auch nach der zwölften Runde noch tun. Ganz so unrealistisch ist das mit der Herbstmeisterschaft also nicht mehr.

Das weiß auch Rose. Sein Credo bleibt dennoch das alte: „Wir wollen Spiele gewinnen. Ich weiß, das ist langweilig“, sagte der zu Saisonbeginn aus Salzburg geholte Coach. Im Idealfall also auch am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Aufsteiger Union Berlin. Und überhaupt: Die Herbstmeisterschaft „ist für mich ein wenig aussagekräftiger Titel. Denn de facto ist es gar kein Titel“, sagt der gebürtige Leipziger.

Und so bleibt es den Fans vorbehalten, die Träume auch laut zu formulieren. „Irgendwann wird Gladbach wieder Meister sein. Irgendwann – und wir sind dabei“, sang die Nordkurve beim jüngsten 3:1 gegen Werder Bremen, dem siebten Sieg aus den letzten acht Liga-Spielen. Christoph Kramer gefällt das. „Die Fans sollen träumen. Sie sollen Schalen ausschneiden“, sagte der Mittelfeldspieler im SID-Interview: „Die Euphorie kann tragen, das gehört dazu im Sport, das ist doch was Schönes.“

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Die Borussen selbst hingegen sollen unbedingt auf dem Teppich bleiben, das sieht auch Kramer so. Zumal Gladbach, wenn man denn ein Haar in der Suppe suchen will, genau genommen nur zwei Punkte mehr auf dem Konto hat als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison mit Dieter Hecking. Dessen Nachfolger Rose habe nun aber „das Positive, das Optimistisch in den Verein getragen“, sagte Eberl vor der Reise nach Berlin.

Dort warte ein „enges, aber schickes Stadion“ auf die Borussia und eine Mannschaft mit einer „unglaublichen Bereitschaft“, so Rose. Union und Gladbach trafen bislang erst einmal in einem Pflichtspiel aufeinander. Im DFB-Pokal-Halbfinale 2001 gewann Union im Elfmeterschießen, bei der Borussia scheiterte unter anderem Eberl vom Punkt. Seine Erinnerungen seien „nicht die Besten“, sagte Eberl nun – und schmunzelte wieder.

Sollte die Borussia an der Alten Försterei einen besseren Tag als vor 18 Jahren erwischen, würde die Herbstmeisterschaft ein Stück näher rücken, auch wenn das offensichtlich niemanden so richtig interessiert. Die Laune zum Jahreswechsel jedenfalls würde nicht davon abhängen, wo die Borussia platziert ist: „Ein schönes Weihnachtsfest machen wir uns auch so“, sagte Rose und hat dafür eine simple, vom Fußball weit entfernte Erklärung: „Weil wir unsere Familien lieben.“

(SID)

Artikelbild: GETTY