Rapid klammert sich an „Strohhalm“ Cup

Wien/Linz (APA) – Im Schatten von öffentlich ausgetragenen Streitereien rund um eine Krise historischen Ausmaßes wartet auf Rapid am Mittwoch ein nicht unwichtiges Fußballspiel. Die Hütteldorfer treten im Cup-Semifinale im Allianz Stadion gegen den LASK an – mit einem Sieg über den Bundesliga-Aufsteiger und einem anschließenden Finalerfolg könnte man eine verkorkste Spielzeit noch halbwegs versöhnlich beenden.

Genau darauf hofft Trainer Goran Djuricin. „Wenn wir den Cup-Titel holen, ist die Saison gerettet“, erklärte der 43-Jährige, und Steffen Hofmann ergänzte: „Dass die Liga-Saison alles andere als gut ist, steht außer Frage. Aber sollten wir den Cup gewinnen, ist das etwas, was der Verein seit über 20 Jahren nicht geschafft hat. Von daher wäre es etwas Außergewöhnliches und Tolles. Mit einem Titel in der Hand wäre es trotzdem eine gute Saison.“

Nun hänge alles vom Ausgang des Semifinales und eines möglichen Endspiels ab, „ob die Saison top war oder in die Hose gegangen ist“, sagte Hofmann. Der Deutsche musste zugeben, dass es sich bei Rapid und dem ÖFB-Cup „um keine Liebesbeziehung“ handelt. Dafür spricht allein schon die Statistik – der 14. und bisher letzter Cup-Triumph des Rekordmeisters datiert aus dem Jahr 1995, danach schaffte man es nur noch 2005 ins Finale, das gegen die Austria verloren ging.

Hofmann ist seit 2001, abgesehen von einer sechsmonatigen Unterbrechung, bei den Hütteldorfern engagiert. Situationen wie die aktuelle hat er aber nur selten erlebt. „Es wäre wichtig für alle, dass man zur Ruhe kommt. Man sollte schauen, dass alle gemeinsam, die ganze Rapid-Familie, auf einen Nenner kommen, und versuchen, das Beste rauszuholen. Niemand ist größer als der Verein“, erklärte der Regisseur auch mit Blick auf die jüngste Kritik von Andreas Müller, Hans Krankl oder Ernst Dokupil.

Die Freude am Fußball hat der 36-Jährige dennoch nicht verloren. „Es hat schon lustigere Zeiten bei Rapid gegeben, aber ich komme trotzdem gerne jeden Tag zum Training.“ Sein Trainer schenkt den Ereignissen rund um den Verein nach eigenen Angaben gar keine große Bedeutung. „Ich lese fast nichts, weil es mich nicht interessiert, was die Leute rundherum von sich geben“, beteuerte Djuricin.

Der Coach beschäftigt sich lieber mit der anstehenden Aufgabe gegen den LASK. „Wir probieren, von den Zehenspitzen bis zum Hals aggressiv ins Spiel zu gehen. Nur der Kopf muss kühl bleiben“, forderte Djuricin.

Der Wiener erwartet die Linzer ähnlich abwartend wie die Austrianer am vergangenen Sonntag bei deren Derby-Sieg. Diesmal werde man dem Gegner aber nicht ins offene Messer laufen, versprach Djuricin. „Wir haben im Derby Fehler gemacht, die wir diesmal nicht begehen sollten beziehungsweise werden.“

Nach der Niederlage gegen den Erzrivalen galt es einiges aufzuarbeiten. „Manche Spieler sind verunsichert, das ist in so einer Situation logisch, aber ich werde sie immer an das Altach-Spiel erinnern (Anm.: Rapid siegte 3:0)“, erzählte Djuricin und wollte die momentane Krisenstimmung nicht überbewerten. „Es geht nur um Fußball, nicht um Leben und Tod. Die Jungs sollen einfach Spaß haben.“

Vor dem Gegner zeigte Djuricin großen Respekt. „Wir müssen auf ihre Konter aufpassen, sie haben vorne fast so schnelle Spieler wie die Austria.“ Durch Trainer Oliver Glasner, der früher in Salzburg tätig war, sei bei den Linzern „ein Hauch von Red Bull“ eingekehrt. „Man sieht seine Handschrift. Der LASK spielt mutig nach vorne, ist körperlich robust und engagiert im Gegenpressing. Wir werden ihn keinesfalls unterschätzen.“

Während Rapid nur ein Sieg aus den jüngsten elf Liga-Partien gelang, sind die Oberösterreicher seit 17 Pflichtspielen ungeschlagen. „Aber man sollte nicht Äpfel mit Bananen vergleichen. Es ist ein Riesenunterschied, ob ich 15 Spiele in der ersten oder zweiten Liga gewinne“, betonte Djuricin.

Laut Hofmann ist der LASK kein typisches Team der zweithöchsten Spielklasse. „Das ist kein normaler Zweitligist, sondern eine Bundesliga-Mannschaft.“ Außerdem ortete der Kapitän bei den Linzern einen psychologischen Vorteil. „Sie sind schon aufgestiegen und haben nichts zu verlieren. Ein schöneres Spiel können sie sich im Moment wahrscheinlich nicht vorstellen.“

Tatsächlich ist die Vorfreude des LASK groß, wie auch Trainer Glasner bestätigte. „Wir spielen im modernsten Stadion Österreichs mit der besten Stimmung“, sagte der Oberösterreicher, der bei Rapids 0:2 gegen die Austria im Allianz Stadion zu Gast war. „Nach dem ersten Gegentor hat man gesehen, dass das Gebilde von Rapid relativ fragil ist“, meinte der 42-Jährige.

Die jüngsten Vorgänge bei den Grün-Weißen hat Glasner mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. „Man hat den Eindruck, dass es gerade sehr turbulent ist, sowohl sportlich als auch im Umfeld. Mit dem Cup können sie die Saison noch retten, da lastet großer Druck auf ihnen. Jeder erwartet einen Sieg, das ist für Rapid eine schwierige Ausgangsposition. Wir haben unser großes Ziel erreicht, der Cup ist Zubrot.“

Glasner sieht seine Mannschaft als „klaren Underdog“, merkte aber auch an: „Wir fahren als seit sieben Monaten ungeschlagener Aufsteiger nach Wien, haben viel Selbstvertrauen und möchten unsere kleine Chance nützen. Ich traue uns den Aufstieg zu, doch wir werden einen außergewöhnlichen Tag brauchen.“ Diesen erwischten die Oberösterreicher bereits am 14. Juli 2013, als der damalige Regionalligist die Hütteldorfer in der ersten Cup-Runde mit einem Sieg im Elfmeterschießen aus dem Bewerb warf.

Im diesjährigen Cup-Semifinale gibt es für die Linzer Unterstützung von rund 1.600 mitreisenden Fans – damit dürften am Mittwoch mehr Anhänger des Gäste-Teams im Auswärtssektor sitzen als am vergangenen Sonntag im Derby. Bis Mittwochmittag waren insgesamt rund 15.700 Tickets abgesetzt.

Artikelbild: GEPA