ÖFB-Gegner Estland: Seltener Kontrahent im Generationswechsel

Fast gänzliches Neuland für das österreichische Nationalteam in der EM-Qualifikation: Das ÖFB-Team trifft erstmals seit über 25 Jahren wieder in einem Länderspiel auf Estland. Insgesamt fanden erst zwei Duelle gegen die baltischen Außenseiter statt – vor dem dritten Aufeinandertreffen träumen die Gäste mit vielversprechenden Youngsters und erfahrenen Routiniers vom größten Quali-Coup seit knapp zehn Jahren.

Anders als Nachbarstaat Lettland, das überraschend an der EM 2004 teilnehmen und auch dort punkten konnte, ist Estland noch ohne Teilnahme an einem großen Turnier. Der EM 2012 kam das Team aus dem Nordosten Europas aber sensationell nahe, als in der Qualifikationsgruppe C der zweite Platz hinter Italien erobert werden konnte. Nach Siegen über Serbien und Slowenien blieb aber die ganz große Überraschung aus, im Play-off scheiterte man nach einem Remis und einer Niederlage an Irland.

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38-Jähriger als Kapitän – Ex-„Reds“-Profi Klavan fehlt

Ein ähnlicher Erfolg wie damals dürfte diesmal wohl außer Reichweite sein, wenn auch damalige Akteure als nunmehrige Routiniers weiterhin dem Kader angehören: Allen voran der 38-jährige Kapitän Konstantin Vassiljev, er dürfte auch gegen Österreich die estnische Elf anführen. Der ehemalige Polen- und Russland-Legionär übertrifft mit seinen 148 Länderspielen sämtliche ÖFB-Akteure deutlich – auf die nationale Bestmarke von Martin Reim fehlen dem aktuellen Flora-Tallinn-Profi aber noch neun Einsätze.

Die wohl größte Fußball-Ikone des 1,3-Millionen-Einwohner-Landes fehlt im Kader des Linz-Gastspiels: Ragnar Klavan, mittlerweile 37 Jahre alt und vereinslos, erreichte 2018 das Champions-League-Finale mit dem FC Liverpool. Vor seinen 53 „Reds“-Einsätzen unter Jürgen Klopp machte sich der Innenverteidiger bei Augsburg einen Namen, nach dem England-Gastspiel heuerte er bei Cagliari an.

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Ebenso als klassischer Wandervogel zählt der einzige Estland-Akteur mit Österreich-Erfahrung: Henrik Ojamaa absolvierte im Frühjahr 2016 insgesamt 16 Spiele für Wacker Innsbruck. In insgesamt zehn Ländern stand der 31-jährige Linksaußen mittlerweile unter Vertrag.

Arsenal-Goalie & Spurs-Youngster als Versprechen für die Zukunft

Spannende Lebensläufe dürften allerdings drei estnische Talente noch vor sich haben: Als Kontrast zu den langjährigen Teamspielern setzt der Schweizer Teamchef Thomas Häberli auf Youngsters in Obhut traditionsreicher Teams: Goalie Karl Hein spielte in dieser Saison erstmals für den FC Arsenal im Ligacup, der 20-jährige Schlussmann gilt als künftiger Topstar des Landes, im Test gegen Ungarn parierte er zuletzt einen Elfmeter.

Brisanterweise beim Rivalen aus dem Norden Londons, Tottenham Hotspur, steht Maksim Paskotsi unter Vertrag. Auch der 19-jährige Innenverteidiger durfte in dieser Spielzeit bereits für die Spurs-Profis auflaufen. Komplettiert wird das für estnische Verhältnisse durchaus vielversprechende Trio durch Mittelfeldspieler Rocco Shein, der in den Niederlanden bei Utrecht spielt.

Zwei U21-Siege: Adamu & Prass in den Spuren von Polster & Co.

Mit Letzterem machten bereits einige aktuelle ÖFB-Teamspieler Bekanntschaft: Während das A-Team 1997 erst- und letztmals Spiele gegen Estland bestritt und es bislang überhaupt noch keine Europacup-Duelle mit estnischen Teams gab, duellierte sich die U21 erst kürzlich mit den Youngsters aus dem Baltikum: Im Rahmen der U21-EM-Quali 2021 gewann Österreich beide Spiele zu null. Im Heimspiel in Ried trafen Romano Schmid sowie Yusuf Demir nach einer Vorlage von Patrick Wimmer, ehe das Rückspiel in Pärnu sogar mit einem 4:0 endete: Junior Adamu glänzte mit zwei Treffern und einem Assist, auch die weiteren Torschützen Alexander Prass sowie Nicolas Seiwald sind nun Teil des A-Team-Kaders.

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Bei einer ähnlichen Ausbeute heute würde Adamu in den Spuren von Toni Polster wandeln: Der ÖFB-Rekordtorschütze  erzielte im letzten Spiel gegen Estland einen Hattrick und glänzte so im Rahmen der später erfolgreichen WM-Quali als treffsicherer Alleinunterhalter.

(Red.)

Beitragsbild: Imago.