ÖHB-Kapitän Szilagyi geht nach Play-off gegen Dänemark von Bord

Über 18 Jahre nach seinem ersten Spiel für Österreich gibt Kapitän Viktor Szilagyi im WM-Play-off gegen Dänemark am Sonntag in Odense bzw. am Mittwoch in Wien seine Abschiedsvorstellungen als Handballprofi. Nicht nur beim 37-Jährigen selbst kommt da „ein bisschen Wehmut“ auf. Der Gegner um Welt-Handballer Mikkel Hansen hat für Sentimentalitäten aber wohl wenig übrig.

Die Aufgabe zum Karriereende ist ein Höhepunkt, Dänemark ganz klarer Favorit. „Wir werden keinen Zentimeter und kein Tor herschenken“, betonte Szilagyi vor den Spielen gegen den doppelten Europameister und Vizeweltmeister, dessen aktueller Champions-League-Torschützenkönig Hansen erst am Donnerstag zum zweiten Mal nach 2011 zum Welthandballer des Jahres gewählt wurde. Die Skandinavier haben freilich noch viel mehr zu bieten als den wurfgewaltigen Rückraummann.

„Dänemark ist nicht nur Hansen“, merkte ÖHB-Teamchef Patrekur Johannesson an. Und auch Österreich ist nicht nur Szilagyi. Doch der Abgang des Regisseurs hinterlässt eine Lücke. „Er ist eine Riesenpersönlichkeit und außerdem in guter Form“, meinte Johannesson, dem mit Raul Santos, Tobias Wagner, Maximilian und Alexander Hermann sowie Sebastian Frimmel gleich fünf wichtige Akteure fehlen.

„Es ist ein wahnsinnig großer Zeitraum, in dem sich unglaublich viel verändert hat“, blickte Szilagyi auf seine ÖHB-A-Premiere im Februar 1998 zurück. 201 Länderspiele später will er gegen die schier übermächtigen Dänen noch einmal seine gesamte Routine in die Waagschale werfen. U.a. sein exzellentes Auge für Spielsituationen und Teamkollegen oder seine listigen Schlagwürfe sollen den Gegner auf Trab halten. So wie sie es in der Vergangenheit taten.

Mit TUSEM Essen (2005) und Gummersbach (2009) brachte ihm das zweimal den EHF-Cup ein und mit THW Kiel die Champions League (2007). Mit zwei Triumphen im Cup der Cupsieger (2010 mit Gummersbach, 2012 mit Flensburg) rundete er seine Sammlung ab.

Für das A-Nationalteam erzielte er 898 Treffer, nur Andreas Dittert (1.089) hat mehr auf dem Konto. Noch liegt der drittplatzierte Dittert auch bei der Anzahl der Spiele (203) vor ihm, am kommenden Mittwoch in der Wiener Albert-Schultz-Halle wird Szilagyi aber mit dem Star der Neunziger-Jahre gleichziehen.

Sollte der Coup gegen Dänemark gelingen, wäre es für den gebürtigen Ungarn ein fast schon kitischg-schöner Abschluss. „Es war schön, die Entwicklung des österreichischen Handballs zu sehen. Zwischen damals und heute liegen Welten“, sagte Szilagyi, der seine analytischen Fähigkeiten in Zukunft als Sportlicher Leiter des deutschen Erstligisten Bergischer HC einbringen will.

Ein Rückzug aus dem Nationalteam war für ihn trotz zahlreicher Rückschläge nie ein Thema. „Für mich war immer klar, dass ich solange ich Profi bin auch dem Team zur Verfügung stehe“, sagte er. Gerade jetzt, wo das Team im Umbruch ist, sehe er seine Rolle nicht zuletzt darin, „den Geist weiterzutragen“. Den Geist jener Kerntruppe also, die den Handball-Männern seit 2010 zu bisher ungekannten Höhenflügen verhalf.

Da holte man bei der Heim-Europameisterschaft Platz neun, erreichte in der Folge auch die Weltmeisterschaften 2011 und 2015 und die EM 2014. Die WM 2016 in Frankreich wird in jedem Fall aber ohne Szilagyi über die Bühne gehen.

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