Österreich erstmals mit Trio bei ATP Finals vertreten

Österreichs Tennis-Herren sind bei den ATP World Tour Finals, gemeinhin auch als Masters bekannt, ab Sonntag in London so stark wie nie zuvor vertreten: Mit Dominic Thiem, der im Einzel den Hattrick geschafft hat und zum dritten Mal en suite dabei ist, sowie den Doppel-Spezialisten Oliver Marach und Alexander Peya hat Rot-weiß-rot beim lukrativen ATP-Saisonfinale gleich drei Eisen im Feuer.

„Das sagt über das österreichische Tennis nichts aus, sondern nur über die drei Spieler. Das sind Individual-Leistungen“, stellte Thomas Muster im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur trocken fest. „Es ist super, dass am Ende des Jahres Dominic dabei ist. Das ist im Einzel das Wichtigste.“

Für den nach wie vor einzigen Grand-Slam-Sieger aus Österreich im Einzel (French Open 1995) ist der Masters-Hattrick Thiems weniger ein Zeichen von Konstanz als sein anhaltender Verbleib in den Top Ten. „Man muss fairerweise schon auch sagen, dass jedes Jahr beim Masters einige abgesagt haben. Sonst wäre das nicht so, wenn immer alle spielen würden“, warf der 51-jährige Steirer ein. Muster sprach damit auch die Langzeitverletzungen von Roger Federer und Rafael Nadal bzw. danach von Andy Murray und Novak Djokovic an. Unabhängig davon wähnt Muster Thiem aber noch öfters beim Masters: „Ich glaube, wir werden ihn noch einige Male dort sehen.“

Ob Muster nun 2019 den nächsten Schritt Thiems erwartet? „Den muss er selbst erwarten. In der Liga ist die Luft dünn. Er hat ein Zeitfenster von ein paar Jahren und das hat eh schon begonnen. Jetzt schauen wir einmal, wie lange die anderen spielen, das andere wird sich aufgrund des Alters ergeben.“ Thiem müsse sich auch weiter verbessern. Er bleibt bei seiner Einschätzung, dass Thiem auf Sand am meisten zuzutrauen ist. Abgesehen von Nadal sieht Muster „auf Sand keinen, der annähernd in der Liga spielen kann, weil die auch auf anderen Belägen mehr trainieren. Dominic wird wahrscheinlich auf Sand eher dominieren“.

Muster: „Gäbe es Nadal nicht, hätte Thiem die French Open schon gewonnen“

Eine weitere Verbesserung auch auf anderen Belägen, eingeleitet durch den ersten Hallen-Turniersieg in St. Petersburg und zuletzt das Halbfinale in Paris-Bercy, wird aber nötig sein. „Wenn du konstant in den ersten drei spielen willst, ist das richtig. Außer du gewinnst alle Sand-Turniere plus Paris, aber in der Regel sagst du, es gibt mehr Turniere auf anderen Belägen.“ Muster glaubt von den Majors am ehesten an einen French-Open-Titel Thiems: „Da war er heuer im Finale. Gäbe es den Nadal nicht, hätte er es wahrscheinlich eh schon gewonnen.“

Während Thiem im Einzel als erst zweiter Österreicher nach Muster qualifiziert ist, haben Oliver Marach und Alexander Peya die tollen Doppel-Performances der Alpenrepublik seit über zehn Jahren fortgesetzt. Julian Knowle hat vor elf Jahren eine bis dahin nicht für möglich gehaltene Erfolgsserie österreichischer Doppel-Spezialisten mit dem US-Open-Titel und der Masters-Qualifikation eingeleitet. Der Vorarlberger, der aktuell mit 44 Jahren versucht, nach langer Verletzungspause noch einmal fit zu werden, stand 2007 sogar im Endspiel beim damals noch Masters Cup genannten Event.

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Seither waren Marach (heuer zum vierten Mal), Peya (heuer zum dritten Mal) und auch der zweifache Grand-Slam-Doppelsieger Jürgen Melzer in den Jahren 2010 und 2011 mehrfach beim Saison-Showdown in der O2-Arena dabei.

Hinter Peyas Antreten, der sein letztes Match am 17. August bestritten hat, steht nach einer langwierigen Ellbogenverletzung ein Fragezeichen. „Therapieren und versuchen, mich im Tennis immer mehr an die 100 Prozent heranzutasten. Erst dann kann ich wirklich sagen, wie der Ellbogen darauf reagiert und ob er durchhält“, meinte Peya kürzlich in Wien zur APA. Der Wiener wird auf jeden Fall nach London reisen.

Peya: „Das zeigt, was für eine starke Tennis-Nation wir sind“

„Natürlich kann ich es von der Leistung her überhaupt nicht einschätzen. Meine oberste Priorität liegt einfach darin, meinen Körper so in Schuss zu bringen, dass ich dort auf den Platz gehen kann.“ Allein die Qualifikation ist schon ein Sieg für Peya. „Vor einem Jahr bin ich über 70 in der Welt gestanden, also da war ich schon weit weg von dort. Dann so eine Saison hinzulegen, ist schon sensationell aus meiner Sicht auch.“ Ihn freut die rot-weiß-rote Dichte in London. „Drei Österreicher für ein Land wie Österreich: das zeigt wieder, was für eine starke Tennis-Nation wir eigentlich sind.“

Marach findet es „sensationell“, dass ein Österreicher-Trio in London ist. „Bei Alex ist die Frage, wie fit er ist. Aber es wäre super, wenn drei Österreicher dort an den Start gehen. Das wäre der absolute Wahnsinn.“

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Bildquelle: GEPA

(APA)