ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum exklusiv: „Angst, dass Fenninger aufhört“

Sky Sport News HD-Reporter Matthias Berger hat heute den ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum exklusiv zur Causa Anna Fenninger interviewt.

Hier geht es zur Vorgeschichte:

 

Matthias Berger:

Jürgen gestern Abend ist ein E-Mail von Anna Fenninger an die Öffentlichkeit gelangt. Wie sehr hat Sie das überrascht? Vor allem was drinnen gestanden ist?

 

Jürgen Kriechbaum:

Es hat mich schon sehr überrascht natürlich, vor allem, dass das jetzt an der Öffentlichkeit ist. DAs ist eine Sache die sich schon relativ lang aufgebaut hat aber letztendlich geht es um eine Sonderbetreuung, um eine Spezialbetreuung die sich die Anna wünscht und wo es im Moment noch ein wenig in Schwebe ist was da passieren soll. Die Anna hat bereits einen Individualbetreuer mit dem Meinfried Tatschl und hat somit schon mehr als jede andere im Team und es damit auch gar nicht so einfach, dass man zusätzliches Budget – ein Sonderbudget – für einen Idividualbetreuer findet. Ein Betreuer kostet mit Auto usw. Spesen etc. an die 100.000 Euro. Je nachdem was er verdient. Das Geld bräuchte man natürlich und das ist im Moment nicht da.

 

MB:

Jetzt hat Anna geschrieben, dass sie innerhalb von 3 Tagen die Zusage will ob sie den Trainer bekommt oder nicht. Und wenn nicht, dann wird es drastische Maßnahmen geben. Womit rechnen Sie?

 

JK:

Ich kann das jetzt nicht sagen. Ich weiß jetzt auch nicht was sie damit gemeint hat. Sie hat mit Rücktritt gedroht. Auf der einen Seite – ich kann das jetzt eigentlich überhaupt nicht einschätzen was sie damit jetzt gemeint hat.

 

MB:

Aber diese Aussendung, die es vorher vom ÖSV gegeben hat, hat jetzt nicht so geklungen dass man sagt, ja man stellt Anna Fenninger jetzt sofort diesen Trainer zur Verfügung. Sprich hat man jetzt als sportlicher Chef der Damen Angst, dass man seine absolute Top-Athletin verliert? Ihre Ansage war schon recht deutlich muss man sagen.

 

JK:

Naja die Angst ist natürlich da. Es ist sehr, sehr unangenehm wenn es da im Management einen Zwist gibt und wenn man das Gefühl hat dass da auch in Richtung sportliche Ebene urgiert wird. DAs ist äußerst unangenehm weil wir bis dato ein sehr, sehr gutes Verhältnis hatten und unser Ziel war gemeinsamen Erfolg zu schaffen. DAs wird mit solchen Diskussionen in Frage gestellt und das ist natürlich nicht besonders gut. Aber sie ist eigentlich unsere beste Läuferin und hat einen riesengroßen Erfolg gehabt in den letzten 2 Jahren und sie ist eine Ausnahmekönnerin und sie hat auch irgendwo eine Sonderstellung. Deswegen hat sie auch schon eine Sonderbehandlung bekommen die letzten Jahre. Was darüber hinaus geht das liegt nicht in meinem Bereich und kann ich auch kaum bewerkstelligen.

 

MB:

Die Forderung nach dem 2. Individualtrainer ist ja nur ein Punkt in ihrem Schreiben. Der Hauptpunkt ist ja der, dass sie offensichtlich oder angeblich auch nicht vom ÖSV aufgefordert wurde sich von ihrem Manager zu trennen. Können Sie das nachvollziehen warum man aus ÖSV Sicht will, dass der Manager nicht mir ihr zusammenarbeiten sollte?

 

JK:

Naja offensichtlich hat das Verhältnis ÖSV Verbandsleitung und ihrem Management, sprich Klaus Kärcher, sehr, sehr schlecht funktioniert. Aus welchem Grund auch immer. Wenn man dann natürlich einen zusätzlichen Individualbetreuer will, dann müsste dieses Verhältnis natürlich viel, viel besser laufen. Dann könnte sie auch ein größeres, oder noch größeres Entgegenkommen erwarten.

 

MB:

Zusammenfassend kann man sagen: Es gibt die Position von Anna Fenninger, die sagt, sie wird sich nicht von ihrem Management trennen, davor wird sie zurücktreten. Und die Position des ÖSV. Wo liegt die Lösung? Was sind die Lösungsansätze, denn es scheint keine Gesprächsbereitschaft zu von ÖSV-Seite zu geben? Zumindest steht das so in der Presseaussendung.

 

JK:

Naja es ist natürlich auch in so einem E-Mail nicht besonders einfach, zu einer Lösung zu kommen, weil da wird einem die Rute ins Fenster gestellt und man nimmt eigentlich jede Verhandlungsgrundlage und insofern kann ich das im Moment noch nicht einschätzen aber so besonders gut schaut es nicht aus.

 

MB:

Waren Sie schon in Kontakt mit Anna Fenninger seit gestern Abend, seit das gestern an die Öffentlichkeit gegangen ist?

 

JK:

Nein war ich nicht. Sie ist jetzt in Zypern. Sie ist jetzt beim Training und wir haben nicht telefoniert.

 

MB:

Werden Sie versuchen sie zu erreichen oder wie sehen Sie denn ihre persönliche Rolle in diesem Konflikt? Was können Sie machen? Wie können Sie vermitteln?

JK:

Naja ich habe eigentlich immer schon versucht vermittelnd aufzutreten, habe dann aber gemerkt, dass man sehr tief in das Ganze hineingezogen wird und das ist eigentlich nicht in meinem Interesse.

 

MB:

Glauben Sie dass es überhaupt eine Lösungen geben kann, wenn Anna Fenninger nicht bereit ist sich von ihrem Manager zu trennen?

 

JK:

Die Lösung wird sein, dass man mit dem aktuellen Betreuungsangebot versucht das Beste zu machen. Ich denke das ist auch sehr, sehr gut.

 

MB:

Das heißt man wird ihr wohl, diesen zweiten Individualtrainer zugestehen?

 

JK:

Das würde ich jetzt so nicht sagen, weil im Moment das Budget dafür nicht da ist und für mich würde das heißen in einem anderen Bereich einen Trainer zu kürzen. Das würde nicht gehen. Ich kann nicht beim Europacup einen Trainer wegnehmen und bei Anna einen Trainer dazugeben. DAs funktioniert so nicht und insofern sind auch mir die Hände gebunden. Wir bräuchten ein Sonderbudget dafür und das ist im Moment nicht da.

 

MB:

Sind Sie auch persönlich enttäuscht über dieses Vorgehen von Anna Fenninger?

 

JK:

Eigentlich nicht weil, wie man das auch aus dem E-Mail von Anna Fenninger herauslesen kann, wird das schwer von ihr persönlich geschrieben worden sein. Ich glaube, dass sie da auch möglicherweise in eine Situation hineingerät oder hineingeritten wird, die sie selbst nicht unbedingt will. Aber da hat möglicherweise auch ihr Management, trägt da auch eine Mitverantwortung dafür. Aber so ist es. Sie hat sich das so ausgesucht und letztendlich haben wir versucht ihr von der sportlichen Seite bestmögliche Betreuung zu geben und haben alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Wir haben immer eine sehr positive Stimmung am Hang gehabt und haben eigentlich auch immer eine super Stimmung innerhalb der Mannschaft gehabt. Das sollte eigentlich auch weiter so bleiben. Unabhängig davon, was da auf dieser Ebene auch passiert.

 

MB:

Die Frage ist: wie ist dieses E-Mail überhaupt an die Öffentlichkeit gelangt? Es hätte ja eigentlich intern bleiben sollen. Es ist ja eine interne Geschichte. Jetzt ist es aber an die Öffentlichkeit gelangt. Der ÖSV spricht in der Aussendung davon, dass es von einer deutschen E-Mail-Adresse gekommen ist. Sie waren einer der Adressaten. Nach unseren Informationen ist es nicht von Anna Fenningers Seite gekommen. Können Sie sich vorstellen, dass es wirklich von ÖSV-Seite, einer von den wenigen Adressaten weitergeleitet hat?

 

JK:

Also ich persönlich kann es mir nicht vorstellen, weil wer hätte das Interesse, das an die Öffentlichkeit zu spielen, weil der ÖSV eigentlich nicht gut aussteigt. Die Trainer, auch die sportliche Betreuung steigt nicht wirklich gut aus. Also ich kann es mir nicht vorstellen, dass das jemand von uns gemacht hat.