Offiziell: Frankfurt und Glasner trennen sich im Sommer

Der Abschied von Oliver Glasner ist nach einer Krisensitzung beschlossene Sache. Mit einem Sieg im DFB-Pokal könnte der Trainer von Eintracht Frankfurt zum Saisonende als großer Triumphator gehen.

Vor 356 Tagen die Krönung in einer magischen Nacht von Sevilla, in nicht einmal vier Wochen das Pokalfinale in Berlin – und doch ist die Zeit von Trainer Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt abgelaufen: Zum Saisonende kommt es in der einstigen Traumehe zur vorzeitigen Scheidung. Das gab der Klub nach „intensiven Gesprächen sowie einer ausführlichen Analyse“ am Dienstagabend bekannt.

„Wir sind der Auffassung, dass nach all den Spekulationen und auch aufgrund der in den letzten Wochen und Monaten aufgekommenen Unruhe rund um die Trainerpersonalie nun Klarheit in der Zukunftsfrage wesentlich ist, um den Fokus von Trainer und Mannschaft komplett auf die Saisonziele und das Pokalfinale zu richten“, sagte Sportvorstand Markus Krösche nach einem Krisengipfel mit dem 48-Jährigen. Jetzt wolle man „gemeinsam am bestmöglichen Abschied arbeiten“.

Glasner berichtete von „ehrlichen, offenen und fairen Gesprächen“. Er akzeptiere die Entscheidung der Vereinsführung, die „mir plausibel dargelegt wurde“. Es sei aber jetzt nicht der Zeitpunkt für Abschied oder Rückblick, „sondern wir haben noch eine entscheidende Mission vor uns“. Glasner will sich mit einem Pokalsieg gegen RB Leipzig am 3. Juni in Berlin als großer Triumphator verabschieden.

Trotz der angekratzten Liebesbeziehung ist der Österreicher, der 2021 vom VfL Wolfsburg zur Eintracht kam und dessen Vertrag noch bis 2024 lief, im Verein als Mensch weiter sehr beliebt. Der Europa-League-Sieg von Sevilla ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Allerdings veranlassten die Klubverantwortlichen „die sportliche Entwicklung und die Gesamtdarstellung in der Rückrunde zu einer neuen Bewertung des Status quo, welche die benannten Entscheidungen zur Folge hatte“, teilten die Hessen mit.

Die Risse zwischen Glasner und der Führungsetage waren einfach nicht mehr zu kitten – in den vergangen Wochen ist etwas kaputt gegangen. Wollte der Verein im Frühjahr noch schnellstmöglich den Vertrag verlängern, verdichteten sich danach die Zeichen auf Abschied. Das Zeitspiel Glasners kam nicht sonderlich gut an, quasi parallel zum Vertragspoker brach sein Team sportlich ein.

Nach der Winterpause dann die Talfahrt

Im Winter noch auf Königsklassen-Kurs und in der Champions League sensationell im Achtelfinale, ging es plötzlich steil bergab. Mit zehn Ligaspielen ohne Sieg rückte das Minimalziel Europa in weite Ferne, die Art und Weise des Ausscheidens gegen die SSC Neapel war ebenfalls enttäuschend. Selbst der Einzug ins zweite Finale im zweiten Jahr nach Berlin konnte das Bild nur wenig aufhübschen.

In der jüngsten Negativserie wirkte Glasner immer dünnhäutiger, nach der jüngsten Pleite in Hoffenheim zoffte er sich mit einem Journalisten. Es folgte der öffentliche Rüffel von Boss Axel Hellmann.

Ohnehin waren zuletzt die unterschiedlichen Bewertungen der Kaderqualität von Glasner und der sportlichen Führung um Krösche immer deutlicher zutage getreten – auch wegen Fragezeichen bezüglich der künftigen Ausrichtung und dem drohenden Abgang einiger Leistungsträger wie dem mit Bayern München in Verbindung gebrachten Stürmer Randal Kolo Muani zögerte der Coach mit seiner Vertragsverlängerung. Nun herrscht Klarheit, dass aus Frankfurt und Glasner keine Langzeitbeziehung wird. Ihm sollen längst Angebote ausländischer Topklubs vorliegen.

Über mögliche Nachfolger am Main wie Nagelsmann-Co Dino Toppmöller oder den Salzburger Matthias Jaissle wird im Boulevard bereits fleißig spekuliert. Doch der Fokus soll erstmal auf dem Endspurt liegen – um an seinem letzten Arbeitstag als großer Triumphator auf dem Römer zu stehen.

(SID)/Bild: Imago