Olympia: Jeder ÖOC-Sportler vor Rio-Spielen mehrfach getestet

Rio de Janeiro/Wien (APA) – Laut dem Chef der österreichischen Anti-Doping-Agentur soll es während der Sommerspiele in Rio de Janeiro 5.000 Dopingtests geben. „Bei 10.000 Athleten heißt das, dass die Hälfte drankommt. Wobei ich natürlich immer der Ansicht bin, dass Wettkampfkontrollen eher hinterfragenswert sind“, sagte Michael Cepic zur APA – Austria Presse Agentur. Alle ÖOC-Teilnehmer wurden im Rio-Vorfeld getestet.

Wenn er jedoch die Ergebnisse der Nachtests der Olympischen Spiele 2008 in Peking und 2012 in London mit insgesamt 98 positive Proben ansehe, sei er doch überrascht, dass damals auch noch während des Wettkampfs gedopt wurde. „Die kritische Zeit meiner Meinung nach ist immer die Vorbereitungszeit, unterschiedlich von Sportart zu Sportart, angefangen im Herbst bis eben ein, zwei Wochen knapp vor den Spielen“, meinte Cepic.

Ebenso überraschten ihn die Substanzen. „Die üblichen Verdächtigen, Steroide. Stanozolol, ein Klassiker seit dreißig Jahren, wird immer noch verwendet. Dann Clenbuterol, ein Dopingmittel aus Ende Achtzigerjahre. Von den Substanzen her tut sich nicht viel. Die Schwierigkeit ist, und da sind wir analytisch gefordert, die Mikrodosierungen. Und Wachstumshormon.“

Die Intensität der Zusammenarbeit mit ausländischen Organisatoren habe sich im Vergleich zu vergangenen Olympischen Spielen erhöht, stellte Cepic fest. „Wir hatten mehrere Anfragen vom Internationalen Olympischen Komitee und internationalen Fachverbänden, ob wir bei dem und der noch einen zusätzlichen Test machen könnten. Die Aktivitäten im Vorfeld waren aktiver als zum Beispiel vor Sotschi, wobei natürlich die Sommerspiele auch von der Teilnehmerzahl her eine andere Dimension sind als die Winterspiele.“

Alle ÖOC-Sporter wurden Kontrollen unterzogen. „Ich kann sagen, von denen, die jetzt fahren, sind alle mehrfach getestet worden“, versicherte Cepic. Gewichtheber Sargis Martirosjan erzählte, er sei unmittelbar nach seiner Rückkehr von Trainingslager in Armenien getestet worden. Während der vierwöchigen Vorbereitung in seinem Geburtsland gab es dagegen keinen Dopingtest. „Ich hatte heuer bis jetzt sechs Kontrollen. In Armenien keine, aber bei Wettkämpfen in Norwegen, in Teheran und überall, wo ich starte. Und in Österreich im Training durch die NADA, und die WADA kommt auch“, so Martirosjan.

Nicht so einfach war es im Golfsport, die Olympia-Comeback-Sportart sei eine interessante Herausforderung gewesen, erklärte Cepic. Es musste erst ein Konsens mit der Vereinigung der Berufsgolfer (PGA) gefunden werden, die Anti-Doping-Standards mussten dem Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) erst angepasst werden.

Jedes Mitglied der österreichischen Rio-Delegation musste im Vorfeld die Anti-Doping-Lizenz über die E-Learning-Plattform der NADA lösen, also nicht nur Sportler, sondern auch Trainer und Betreuer. Das sei ein Programm, das man mit dem ÖOC gemeinsam schon bei den letzten Spielen gemacht habe. „In der Regel handelt es sich um Sportler des Topsegments im nationalen Testpool und bei sehr vielen aus Sportlern aus dem internationalen Testpool. Sie sind mit den Gegebenheiten, was sie machen müssen dürfen oder nicht, wann sie kontrolliert werden könne, vertraut, sie wissen über diese ganzen technischen Sachen rundherum Bescheid.“

Im Vorfeld wurden von März bis Mai in Österreich fünf Informationsveranstaltungen abgehalten, das sei sehr gut angenommen worden. Eine Veranstaltung habe es für Betreuer und Trainer gegeben. Es gehe vor allem, darum, „nicht unabsichtlich irgendwas zu machen, was verboten ist“, erläuterte Cepic.