Olympia: Liu führt als Fahnenträgerin Rio-Team an

Wien (APA) – Das Österreichische Olympische Komitee hat vorerst 66 Athletinnen und Athleten für die Sommerspiele von 5. bis 21. August in Rio de Janeiro nominiert. Nachrücken könnte noch das Herren-Tennis-Doppel Oliver Marach/Alexander Peya sowie Schwimmer Jakub Maly (400 m Lagen), in beiden Fällen ist der Weltverband am Zug. Fahnenträgerin wird Tischtennis-Ass Liu Jia, die ihre fünften Spiele bestreiten wird.

Es handelt sich jedenfalls um das kleinste Team seit 40 Jahren, 1976 in Montreal waren 64 Aktive am Start. 2008 in Peking und 2012 in London waren es jeweils 70. Vor vier Jahren kehrte Österreich erst das zweite Mal in der Geschichte nach Tokio 1964 von Sommerspielen ohne Medaille heim.

Damit dies nicht wieder passiert, richtete das Sportministerium das „Projekt Rio 2016“ ein und gab für gezielte, individuelle Förderung 20 Millionen Euro aus. Als Koordinator fungierte Skiverbandspräsident und ÖOC-Vizepräsident Peter Schröcksnadel.

„Es sind noch 21 Tage bis zum Beginn der Sommerspiele in Rio“, sagte ÖOC-Präsident Karl Stoss am Freitag auf einer Pressekonferenz nach der Präsidiumssitzung des ÖOC, in der die letzte der drei Nominierungstranchen mit insgesamt 20 Aktiven absolviert worden war. „Drei Nominierungen sind noch offen, das würde dann den Stand von 69 ergeben“, sprach der ÖOC-Chef die Möglichkeiten der Nachnominierungen von Marach/Peya und/oder Maly an.

Schröcksnadel wollte nicht von einer Erwartungshaltung sprechen, mit der das ÖOC-Aufgebot auf die Reise geschickt wird. „Das ist der falsche Ausdruck, wir haben uns Ziele gesetzt. Wir wollen uns auch nicht unter Druck setzen lassen, das wäre ein Rucksack. Wir glauben aber, dass wir Chancen auf Medaillen haben. Das Ziel ist drei bis fünf Medaillen“, fügte der Tiroler an. „Wir haben Ziele, aber keine Erwartungshaltung – das ist ein großer Unterschied.“

Österreich ist in Rio in den Sportarten Badminton (2), Bogenschießen (1), Fechten (1), Gewichtheben (1), Golf (2), Judo (5), Kanu (Wildwasser/2), Leichtathletik (6), Pferdesport (Dressur/1), Radsport (Straße/3, Mountainbike/1), Ringen (1), Rudern (3), Schießen (5), Schwimmen (Becken/6, Synchronschwimmen/2, Wasserspringen/1), Segeln (8), Tischtennis (6), Triathlon (3), Turnen (Kunst/1, Rhythmische Gymnastik/1) und Volleyball (Beach/4) vertreten.

Nicht teilnehmen wird Österreich vorerst im Tennis, sowie definitiv im Basketball, Fußball, Boxen, Handball, Hockey, Moderner Fünfkampf, Rugby und Taekwondo. Marach/Peya wären vom Ranking her für den Olympia-Doppelbewerb qualifiziert. Allerdings hat Marach in den vergangenen drei Jahren nur zweimal Davis Cup gespielt. Das ist ein Einsatz zu wenig, um die Teilnahmebedingungen zu erfüllen. Der Österreichische Tennisverband (ÖTV) und das ÖOC haben beim Weltverband (ITF) um eine Ausnahmegenehmigung ersucht. Schwimmer Maly wartet noch auf Nachricht des Weltverbandes (FINA), ob ein Startplatz als „Nachrücker“ frei ist.

Nicht berücksichtigt wurden vom ÖOC aus der Leichtathletik Diskuswerfer Gerhard Mayer und Marathonläufer Lemawork Ketema. Dafür sind Hürdensprinterin Beate Schrott und 5.000-m-Läuferin Jennifer Wenth mit dabei, obwohl sie das im Vorjahr erbrachte Limit heuer nicht bestätigt haben. „Mich freut, dass Schrott und Wenth berücksichtigt wurden. Für Ketema tut es mir leid, er hätte es sich verdient“, sagte ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber.

Der zweifache „Wings for Life World Run“-Sieger Ketema kam als Asylwerber aus Äthiopien nach Österreich, er erhielt im Dezember die Staatsbürgerschaft. Zuletzt lieferte er bei der EM als Halbmarathon-20. eine starke Vorstellung. Ironie des Schicksals: Laut Gruber hätte er mit seiner Leistung von 2:16:19 Stunden im Rio-Flüchtling-Team des IOC Aufnahme gefunden, als Österreicher ist das hinfällig.

Auf Nachfrage bei der Pressekonferenz sei laut ÖOC auch für Siebenkämpferin Verena Preiner noch ein Startplatz möglich, 6.050 Punkte hatte sie als EM-Siebente in Amsterdam erreicht. Die IAAF-Weltverbands-Norm betrug 6.200 Punkte, allerdings wird das Teilnehmerfeld auf 32 Athletinnen aufgefüllt. Im Falle einer Nominierung Preiners wären sogar wie 2008 und 2012 70 ÖOC-Aktive möglich.

Aus dem 28 Aktive umfassenden Medaillenkader des „Projekt Rio“ verpassten Yvonne Schuring (Kanu Flachwasser K1), Ana Roxana Lehaci/Viktoria Schwarz (Kanu Flachwasser K2) und Chen Weixing (Tischtennis) die Qualifikation.

Die ÖOC-Delegation wird voraussichtlich 163 Personen umfassen. Chef de Mission ist mit Christoph Sieber der Windsurf-Olympiasieger von 2000. Die ersten ÖOC-Athleten, die nach Rio anreisen werden, sind am 23. Juli die Kanuten und Schützen.

Bild: GePa