Pangl: „Wir konnten Liefering nicht verhindern“

Über die „Lage der Liga“ wurde am Sonntag bei „Talk und Tore“ diskutiert.  Bei Thomas Trukesitz sprachen Bundesliga-Vorstand Georg Pangl, Austria Wiens Finanzvorstand Markus Kraetschmer, Sportmarketing-Experte Werner Hebenstreit und Krone-Sportchef Robert Sommer über die brennenden Themen der Bundesliga.

Georg Pangl:

…verteidigt die geänderten Anstoßzeiten der Bundesliga: „Wir haben Fokusgruppen installiert. Wir haben quantitative und qualitative Marktforschung betrieben. Ein Thema waren auch die Beginnzeiten und das war damals in Österreich egal. Jeder wollte es so, wie es ihm passt. Da gibt es in Österreich wohl keine gelebte Tradition. Aber wir arbeiten auf keinen Fall gegen den Printjournalismus. Wir hatten mit dem zweiten TV-Partner am Sonntag immer wieder Überschneidungen mit anderen Sportevents. Deswegen sind wir am Sonntag mit den Beginnzeiten nach hinten gegangen.“

…sieht den Zuschauerrückgang nicht dramatisch: „Weil es immer heißt, dass wir im Zuschauerbereich weit hinten liegen, welches Drama! Natürlich ist es schade, wenn die Zuschauer zurückgehen. Aber es ist auch mit Klubs, die ein geringeres Potential haben, ein geringeres Einzugsgebiet haben, leicht erklärbar. Vor sieben, acht Jahren gab es Grazer Derbys, den LASK und Austria Kärnten mit mehr als 10.000 Zuschauern, Red Bull hatte 14.000 Zuseher im Schnitt. Also, wenn man das ehrlich vergleicht, dann ist es nicht so schlecht, wie es immer geschrieben wird.“

…über Infrastrukturprobleme von Aufsteiger Grödig: „Wir haben gesagt, dass wir die Bestimmungen verschärfen werden. Grödig war bis jetzt das markanteste Beispiel, das gezeigt hat wo wir bei den Übergangsbestimmungen vom Aufsteiger in die Bundesliga Lücken haben. In Zukunft wird es die Situation, wo der Aufsteiger die infrastrukturellen Bedingungen nicht erfüllt nicht mehr geben. Notfalls muss er ein Ausweichstadion nennen.“

…über den FC Liefering als Satellitenklub von Red Bull Salzburg: „Die Beschlussfassung ist damals so gefallen, für mich war es sportlich eine Fehlentscheidung, die Austria Amateure und die Red Bull Juniors auszuschließen. Aber es war die Entscheidung der Klubs. Red Bull Salzburg hat dann über legale Wege das Ziel erreicht, ihr Farm-Team in die zweithöchste Spielklasse zu führen. Das war mit den Bestimmungen wie wir sie hatten nicht zu verhindern.“

Markus Kraetschmer:

…macht sich über die Chancenverwertung der Austria Sorgen: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich gestern nach dem Spiel extrem frustriert und eigentlich auch sehr verärgert war. Es zeichnet sich seit Saisonbeginn eine klare Linie ab, war schon im Cup gegen Oberwart so, dann gegen Everton und nun auch in den ersten drei Runden, dass wir viel zu viele hochkarätige Chancen nicht nutzen. Das ist ein Thema, an dem wir arbeiten müssen. Das kann in der für uns so wichtigen Champions-League-Qualifikation ins Auge gehen.“

…lässt seinen Topstürmer nicht beim erstbesten Angebot ins Ausland ziehen: „Natürlich ist es für uns schade, wenn uns Philipp Hosiner möglicherweise wieder verlässt. Aber wir haben in diesem Sommer eines gesehen, wir haben es durch Vertragsbindungen geschafft, nicht gleich, wenn der erste deutsche Klub um die Ecke kommt, Bitte und Danke zu sagen, und ihn vielleicht auch noch gleich mit dem Auto hin zu bringen. Er hat nun seinen Preis und das spricht doch auch für den österreichischen Fußball.“

…kann sich bei der Austria keinen FC Favoriten als Farm-Team vorstellen: „Nein, das ist für uns derzeit kein Thema. Das muss die Bundesliga auf ihre Kappe nehmen. Ich halte es ebenfalls für eine der größten sportlichen Fehlentwicklungen, dass damals die Amateurteams aus der zweiten Liga verbannt worden sind. Ein Konstrukt wie FC Liefering kommt jedoch für Austria Wien nicht in Frage.“

Werner Hebenstreit:

…über den Stellenwert des Fußballs in Österreich: „Dass Österreich ein absolutes Fußballland ist und das Fußball unsere absolute Volkssportart Nummer Eins ist, das ist unbestritten. Man sieht es beim Nationalteam sehr gut. Wenn das Team nur halbwegs eine Chance auf eine erfolgreiche Qualifikation hat, könnten wir das Happel-Stadion mit 400.000 Zuschauern füllen. Wir haben in allen Ligen Woche für Woche 600.000 Menschen auf den Fußballplätzen. Der Fußballenthusiasmus ist ungebrochen.“

Eine Wiederholung der aktuellen „Talk und Tore“-Sendung ist heute, Montag, 5. August 2013, um 16.15 Uhr auf Sky Sport Austria zu sehen.