Lassaad Chabbi als neuer Trainer in Ried vorgestellt

Lassaad Chabbi wurde heute Vormittag offiziell als neuer Cheftrainer bei der SV Ried präsentiert. Der 55-jährige Österreicher, der zuletzt bei Austria Lustenau tätig war, hat bei den Oberösterreichern einen Vertrag bis 31. Mai 2019 unterschrieben.

Lassaad Chabbi hat bei seiner Vorstellung viel Optimismus versprüht. „Ich habe das Wort Abstieg von meiner Festplatte gelöscht“, betonte der 55-Jährige im VIP-Club der Keine Sorgen Arena. Der gebürtige Tunesier bringt einen Co-Trainer mit, gemeinsam mit dem Deutschen Christian Benbennek musste auch Mario Posch gehen.

Die gamze Pressekonferenz im VIDEO

Unser Reporter Simon Gronister war bei der offiziellen Vorstellung von Lassaad Chabbi vor Ort.

Wer Chabbi zur Seite stehen wird, ist aber noch offen. „Chabbi hat einen Wunschkandidaten, die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss“, gab Manager Franz Schiemer Einblick, ohne einen Namen zu nennen. Der zweite Co-Trainer Thomas Weissenböck bleibt für die Amateure verantwortlich, Hubert Auer wird weiterhin als Tormanntrainer fungieren.

Der mit einem auch für die Erste Liga und bis Ende Mai 2019 gültigen Vertrag ausgestattete Chabbi leitete am Donnerstagnachmittag zum ersten Mal ein Training bei den Innviertlern. Bereits am Samstag (18.30 Uhr) folgt mit dem Heimspiel gegen den Dritten Austria Wien die erste Bewährungsprobe. „Man kann auch nach einem Monat Vorbereitung verlieren, aber genauso nach 48 Stunden Vorbereitung gewinnen“, erklärte Rieds Neo-Coach.

„Mannschaft hat Qualität“

Auf Letzteres hofft der Vater von Sturm-Graz-Stürmer Seifedin Chabbi natürlich, es wäre ein Befreiungsschlag nach fünf Niederlagen in Folge. „Ich bin überzeugt, dass wir am Samstag ein gutes Spiel sehen. Ich kenne die Mannschaft, habe mir die letzten Spiele auch auf Video angesehen, sie hat Qualität“, sagte der gebürtige Tunesier mit österreichischem Pass. Größtes Problem sei aktuell das fehlende Selbstvertrauen. „Das Problem liegt nicht den Füßen, sondern sehr viel im Kopf“, meinte Chabbi.

Der Familienvater sollte wissen, wie man dieses löst. Im März 2015 hatte er den abstiegsbedrohten Erste-Liga-Club Austria Lustenau übernommen, als Liga-Achter nur zwei Punkte vom Tabellenende entfernt. Bei seinem Trainerdebüt gab es einen 3:1-Sieg gegen den damaligen Leader Mattersburg, am Ende schaute Rang sieben heraus. 2016 folgte Saisonrang fünf und diese Saison sind die Vorarlberger als Dritter nach 21 Runden noch im Aufstiegsrennen.

Chabbis Handschrift war in Lustenau zu erkennen

„Ich habe mich schon als Trainer in Liefering mit Lustenau beschäftigt. Chabbis Mannschaft war immer gut eingestellt, es war eine klare Handschrift zu erkennen. Als er im März 2015 in Lustenau anfing, hatten sie dort eine ähnliche Situation, wie wir jetzt. Und er hat aus Austria Lustenau einen Aufstiegsaspiranten gemacht“, sagte Schiemer. Für ihn kam nur ein Coach mit Erfahrungen im Kampf gegen den Klassenerhalt infrage. „Es gibt nicht viele Trainerkandidaten, die für uns in der jetzigen Situation geeignet sind“, schilderte Schiemer.

Chabbi coacht erstmals einen Club im Oberhaus. Zuvor hatte er als Co-Trainer in seiner Heimat Tunesien (2005/06) sowie in Katar (2014) Erfahrungen gesammelt. In Österreich war er vor seinem Lustenau-Engagement für den FC Bludenz (2006/07) sowie lange Jahre in der Vorarlberger Akademie (2007-2014) tätig. „Ich kenne den österreichischen Fußball sehr gut, denn ich bin ja nicht neu hier, sondern ein typischer Vorarlberger“, meinte Chabbi.

Selbst bezeichnet er sich als Teamtrainer. „Ich bin kein Alleinherrscher, mit einer Hand kann man nicht klatschen, sondern nur Watschen geben“, erklärte Chabbi, der sich noch am Donnerstag mit dem Mannschaftsrat austauschen wollte. Die Kicker werden dabei auch eine Sache vermittelt bekommen: „Ich sage den Spielern immer, dass Fußball nicht nur ein Spiel, sondern auch ein Beruf ist. Fußball ist Arbeit, es geht auch um Arbeitsplätze.“

Daxl: „Benbennek war bis zum Schluss loyal“

Der Abgang von Benbennek war schon nach der 0:1-Niederlage bei Admira Wacker Mödling am Samstag quasi fixiert, er leitete aber noch bis Mittwoch die Trainings, um einen geregelten Übergang zu ermöglichen. „Der Abgang ist intern super abgelaufen, er war loyal bis zum Schluss“, dankte Schiemer dem Ex-Coach. „Wir haben die Zeit benötigt, um vernünftig zu überlegen. Und Hubert Nagel (Anm.: Lustenau-Präsident) ist seit 20 Jahren im Geschäft, der wollte natürlich auch verhandeln“, sagte Geschäftsführer Roland Daxl. Es ist daher davon auszugehen, dass die Rieder eine Ablösesumme zahlen mussten.

Nicht mehr lange zahlen werden die Innviertler wohl den mit einem Vertrag bis Sommer 2018 ausgestatteten Benbennek müssen. Beide Seiten sind scheinbar an einer einvernehmlichen Trennung interessiert. „Wir haben trotzdem ein sehr gutes Verhältnis“, sagte Daxl, der am Montag nach eigenen Angaben über drei Stunden mit dem Deutschen geredet hatte.

Sich erst jetzt vom Deutschen zu trennen, sei im Nachhinein gesehen nicht das Beste gewesen. „Wenn ich vorher gewusst hätte, dass wir keine Punkte machen, wäre es gescheiter gewesen, den Trainer schon vor Weihnachten zu wechseln“, ist sich Daxl bewusst. Nun hat Chabbi nur 13 Partien Zeit, um die Innviertler von der „Roten Laterne“ zu befreien. Die Rieder liegen punktgleich hinter dem SV Mattersburg am Tabellenende.

Stimmen zur Einstellung von Lassaad Chabbi

„Lassaad Chabbi war mein absoluter Wunschkandidat. Er hat vor zwei Jahren mit Austria Lustenau in einer ähnlichen Situation den Klassenerhalt fixiert und die Mannschaft zu einem Top-Team in der Sky Go Erste Liga geformt. Ich bin überzeugt, dass wir mit ihm die Trendumkehr schaffen können“, erklärt SVR-Manager Franky Schiemer. „Ich möchte mich auch bei Christian Benbennek für seinen unermüdlichen Einsatz für die SV Guntamatic Ried bedanken. Für ihn war es in den vergangenen Tagen nicht einfach. Er hat sich dem Verein gegenüber aber immer ausgesprochen fair verhalten. Dafür gebührt ihm meine größte Hochachtung.“

„Ich freue mich sehr, dass mir diese Aufgabe angeboten wurde. Ich bin sicher, dass ich es schaffen kann, dass die SV Guntamatic Ried in der Bundesliga bleibt. Ich war schon oft bei Vereinen, die in den Abstieg verwickelt waren und es ist bisher immer gut gegangen“, sagt Lassaad Chabbi.

Steckbrief Lassaad Chabbi:

Geboren am 23. August 1961 in Tunesien

Nationalität: Österreich

Familienstand: verheiratet, zwei Söhne (Seifedin, 1993 / Nino, 1995)

Stationen als Trainer: Co-Trainer  Olympique Tunis / U21-Teamtrainer Tunesien (2005/06), FC Rätia Bludenz (2006/07), AKA Vorarlberg (2007-14), Co-Trainer al-Jaish, Katar (2014), SC Austria Lustenau (2015-17), SV Guntamatic Ried (ab 2017)

Bild: GEPA