Der FC Liverpool im Saisoncheck

Die Premier League ist zurück aus der Sommerpause. Der FC Liverpool eröffnet am Freitag die neue Saison gegen Norwich City. Bis es soweit ist, stellen wir Euch jeden Tag ein Top-Team vor und schätzen die Titelchancen ein. Heute ist der FC Liverpool an der Reihe.

Etwas mehr als zwei Monate ist es her, dass der FC Liverpool sich zum König von Europa gekürt hat. Mit dem Champions-League-Triumph gegen die Tottenham Hotspur (2:0) setzten die Reds einer starken Saison die Krone auf.

Erfolgreiche Saison mit bitterem Beigeschmack

Dennoch bleibt bei den Verantwortlichen des FC Liverpool und im Umfeld bei den Fans ein kleiner bitterer Nachgeschmack. Denn obwohl die Reds in der gesamten Premier-League-Saison nur eine einzige Niederlage kassierten und im Endklassement 97 Punkte auf dem Konto hatten, wurde das Klopp-Team trotzdem nicht Meister. Den Titel sicherte sich letztendlich Manchester City mit einen Punkt Vorsprung.

Somit findet die Sehnsucht des FC Liverpool nach dem Meistertitel auch in der kommenden Saison ihre Fortsetzung. Der letzte Gewinn der Meisterschaft liegt bereits 29 Jahre zurück. Dieser gelang in der Saison 1989/90 unter Trainer Kenny Dalglish.

Klopp will „neue Dinge angehen“

In den Kreis der LFC-Meistertrainer will sich auch Jürgen Klopp einreihen – am besten bereits am Ende der anstehenden Saison. Doch der 52-Jährige weiß, dass diese alles andere als einfach wird. Zunächst müsse für weitere Erfolge der Champions-League-Triumph aus den Köpfen verdrängt werden.

„Ich wünsche mir, dass jeder aufhört danach zu fragen. Es war überwältigend, brillant, unsere Vorstellungen wurden bei weiten übertroffen, aber es ist vorbei und das ist auch gut so. Jetzt können wir neue Dinge angehen“, geht Klopp motiviert in die neue Saison.

Dabei vertraut er auf einen ganz bestimmten Faktor: „Die Jungs sind ein Jahr älter, ein Jahr weiter in ihrer Karriere und somit erfahrener. Das müssen wir ausnutzen.“ Der Ex-BVB-Coach schränkt diesbezüglich aber auch ein: „Je höher du kommst, umso schwieriger ist es, sich zu verbessern. Wir haben viel Platz für Verbesserungen. Nach einer Saison, nach einer Pause, musst du erst versuchen, das Level des letzten Jahres zu erreichen. Das ist das erste Ziel, das wir haben. Wenn das passiert, dann kannst du den nächsten Schritt machen.“

Durchwachsene Vorbereitung

Auf diesen brennen Klopps Spieler bereits, wie Kapitän Jordan Henderson verrät. „Die Pause hat gut getan, aber wir haben immer noch den Geschmack des Sieges auf unseren Lippen und wir wollen mehr. Da spreche ich nicht nur für mich sondern auch für meine Teamkollegen. Wir wollen mehr Pokale, mehr Titel. Die Jungs können es gar nicht mehr erwarten, dass es wieder losgeht.“

Allerdings gab die Vorbereitung nicht unbedingt Anlass zur Vorfreude auf die neue Saison. Gegen Dortmund (2:3), Sevilla (1:2) und Neapel (0:3) setzte es für die Reds Niederlagen. Nur gegen Olympique Lyon (3:1) konnte die Klopp-Elf ergebnistechnisch überzeugen.

Es muss jedoch auch berücksichtigt werden, dass vor allem das überragende Sturm-Trio Mohamed Salah, Roberto Firmino und Sadio Mane erst sehr spät in die Vorbereitung eingestiegen ist und bei den meisten Testspielen aufgrund seines verlängerten Urlaubs nach der Copa America und dem Afrika-Cup gar nicht mitgewirkt hat.

Zu kleiner Kader?

Doch dies offenbart auch ein Problem, mit dem Liverpool in der kommenden Saison konfrontiert werden könnte. Der Kader von Liverpool ist mit 22 Spielern – wobei Nathaniel Clyne noch langfristig mit einem Kreuzbandriss ausfällt – nicht wirklich breit bestückt – zumal die Reds vor einer wahren Marathon-Saison stehen.

Mit der Premier League, der Champions League, dem FA Cup, dem League Cup und der Klub-WM nimmt Liverpool über die Saison verteilt an fünf Wettbewerben teil.

Liverpool mit zurückhaltender Transferperiode

Somit wäre ein nicht nur qualitativ hochwertiger, sondern auch in der Quantität gut aufgestellter Kader notwendig. Zumindest Letzteres kann bei den Reds in Frage gestellt werden. Deshalb verwundert es, dass Liverpool im Sommer kaum auf dem Transfermarkt tätig wurde. Mit dem 17-jährigen Sepp van den Berg und dem 16 Jahre alten Harvey Elliott kamen nur zwei Spieler, die zudem eher erst mittel- bis langfristig im Kader stehen werden.

Gleichzeitig wurden mit Alberto Moreno und Daniel Sturridge zwei erfahrene Spieler aus dem letztjährigen Kader abgegeben.

Zudem wurde zuletzt noch ein Wechsel auf der Backup-Position im Tor vollzogen. Simon Mignolet hat die Reds verlassen, dafür hat sich Adrian dem Klub angeschlossen.

Klopp: „Klub ist gut aufgestellt“

Für die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt liefert Klopp jedoch eine Begründung. „Wir können nicht jedes Jahr große Investitionen haben. Wir sind Liverpool, das bedeutet, in einigen Situationen Top-Transfers und manchmal haben wir eben nicht so viel Geld wie andere Klubs.“ Dennoch ist Klopp vor der kommenden Saison nicht bange. „Dieser Klub ist gut aufgestellt.“

Dies zeigte sich mit Abstrichen in der Generalprobe gegen Manchester City im Community Shield (5:6 n.E.), als die Klopp-Elf vor allem in der zweiten Halbzeit über weite Strecken dominierte – doch ist dies mit dem aktuellen Kader auch über die gesamte Saison möglich?

Angesichts der Fünffachbelastung und der harten internationalen und nationalen Konkurrenz erscheint dies doch sehr fraglich.

(skysport.de)

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