Rangnick bei Sky90: Wir sind zwei Klassen von Bayern entfernt

Ralf Rangnick, Trainer von Zweitligist RB Leipzig, war bei Sky90 – die Kia Fußballdebatte zu Gast. Der Coach des aktuellen Tabellenführers hat zu verschiedenen Themen Stellung bezogen.

 

Ralf Rangnick …

… zur Frage, ob Leipzig Bayern München gefährden kann: „Wir sind momentan mindestens zwei Klassen entfernt. In der Liga zwar nur eine, aber Bayern ist in der Bundesliga eine eigene Klasse. Wir sind 2. Liga und arbeiten jeden Tag dafür, dass wir nächstes Jahr gegen sie spielen dürfen. Um die Bayern in einem Punktspiel gefährden oder schlagen zu können, da muss schon noch viel passieren.“

… zu einem möglichen Erstligisten RB Leipzig: „Wenn wir in die Bundesliga aufsteigen, dann sind wir in vielen Bereichen ein absoluter Gewinn. Die Stadt Leipzig ist für mich die am meisten unterschätzte Stadt in Deutschland. Leipzig würde dem Produkt Bundesliga auch in der Außendarstellung gut tun.“

… zur wirtschaftlichen Situation bei RB Leipzig: „Ich kann absolut verstehen, dass man mit kritischen Augen sieht, dass wir eine Starthilfe hatten und am Anfang in Leipzig mit Geldern agieren konnten, die andere Vereine so nicht haben. Jetzt aktuell stehen wir für einen klaren sportlichen Weg, den wir gehen wollen. Der beinhaltet hochtalentierte Spieler, die ausschließlich zwischen 19 und 23 Jahre alt sind. Ein 28-Jähriger kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Auch nicht in der Bundesliga.“

 

 

… zu Dietrich Mateschitz: „Ich kann jetzt nicht glaubhaft widerlegen, dass viele Leute in Deutschland denken, dass er das nur macht, um PR für seine Dosen zu machen. Ich kenne ihn aber seit dreieinhalb Jahren und weiß, dass es nicht so ist. Er möchte, dass sich Hochbegabte in ihrem Bereich weiterentwickeln können. Dafür ist er bereit, sie finanziell zu unterstützen. Das ist sein eigentlicher Antrieb und sein Motiv.“

… zur Frage, ob Lucien Favre ein Trainerkandidat in Leipzig ist: „Da bitte ich um Verständnis, dass ich darauf nicht antworten möchte. Ich schätze Lucien sehr und mag ihn auch als Mensch. Wenn wir den richtigen Trainer finden, dann werde ich wieder als Sportdirektor fungieren. Ich habe ein paar richtige Trainer im Kopf. Jetzt müssen wir sehen, ob wir einen davon tatsächlich auch bekommen. Wir wollen ein Trainer, der junge Spieler entwickeln kann und das auch schon nachgewiesen hat.“

… zur Frage, wie Red Bull in seinen Ernährungsplan passt: „Es wird gezielt eingesetzt und gezielt getrunken in unserer Mannschaft. Wir haben Nahrungsergänzungsmittel, in die Red Bull einfließt. Natürlich werden wir es nicht täglich in Unmengen trinken, das ist auch klar. Aber wir haben es eingebaut in die zusätzlichen Dinge, die wir der Mannschaft immer wieder zur Verfügung stellen.“

… zu Trainer Roger Schmidt: „Roger ist wie alle guten Trainer ein emotionaler Mensch und ein emotionaler Trainer. Ich kann ihn schon ein Stück weit verstehen. Es ist sicher ein außergewöhnlicher Vorfall. Aber wenn man die Umstände zusammenfasst und Roger kennt, dann ist es jetzt nicht völlig überraschend.“

… zur Frage, wie oft er schon auf die Tribüne musste: „Bis jetzt noch nie. Ich bin auch ein emotionaler Trainer an der Seitenlinie. Aber es nützt ja am Ende des Tages nichts und du schadest der Mannschaft. Das weiß Roger jetzt mit ein bisschen Abstand sicher auch. Ich sehe die Schiedsrichter als Partner. Es nützt doch nichts, wenn du dich Woche für Woche mit dem Schiedsrichter anlegst. Weil am Ende hast du eher Nachteile dadurch.“

… zum Treffen des Schalker Aufsichtsrats mit Christian Heidel am Spieltag: „Ungewöhnlich ist natürlich schon, dass so etwas an einem Spieltag durchgeführt wird. Aber es ist natürlich Schalke. Man muss ja schon froh sein, dass sie nicht versucht haben, es in die Kabine zu verlegen. Aber die war ja schon besetzt heute. Vor so einem wichtigen Spiel, geht das natürlich auch nicht spurlos an der Mannschaft vorbei. Auf Schalke hat heute alles nur darauf gewartet, ob da heute weißer Rauch aufsteigt. So etwas gibt es wahrscheinlich nur auf Schalke, das ist typisch.“

… zur Situation von Horst Heldt: „Ich kenne Horst gut und schätze ihn sehr als sehr empathischen Menschen. Ich kenne kaum jemanden in der Branche, der so ein Gespür auch für die menschliche Seite hat. Ich finde, dass er sich in den ganzen Wochen und Monaten fantastisch verhalten hat. Er war ständig dieser Berichterstattung ausgesetzt und hat trotzdem im Tagesgeschäft seinen Job gemacht. Hut ab, wie er das gemacht hat ohne nur ein schlechtes Wort über seinen jetzigen Arbeitgeber zu verlieren. Das spiegelt ihn wider, so kenne ich ihn.“

 

 

Titelbild: GEPA