Rapid hofft auf Befreiungsschlag ausgerechnet im 319. Derby

Wien (APA) – Premiere beim 319. Wiener Fußball-Derby: Erstmals treffen Rapid und Austria am Sonntag in der zwölften Bundesliga-Runde im neuen Allianz Stadion aufeinander. Die Gastgeber stehen nach fünf Pflichtspielen ohne Erfolg stärker unter Druck. In der Tabelle haben aber beide Teams Aufholbedarf, Rapid ist zwei Zähler hinter der Austria nur Fünfter.

Selbstvertrauen sollten allerdings beide Clubs haben, konnte doch bei der Generalprobe in der Europa League gegen italienische Clubs reüssiert werden. Die Austria machte am Donnerstag bei der AS Roma aus einem 1:3 ein 3:3, Rapid spielte gegen Sassuolo 1:1 und hatte ein klares Chancenplus.

„Gegen Sassuolo hat man gesehen, dass die Mannschaft von der ersten Minute an brennt. Sie hat alles reingeworfen. Es war auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Rapids Sport-Geschäftsführer Andreas Müller. Die sportliche Weiterentwicklung sei aber in Zukunft zu wenig. „Letztlich müssen wir vor allem Ergebnisse erzielen“, sprach der Deutsche Klartext. Das Derby sei daher zusätzlich brisant. „Wir brauchen unbedingt einen Dreier“, betonte Müller.

Die Vorzeichen dafür stehen ganz gut. Rapid konnte drei Derbys in Folge, und fünf der jüngsten sechs Auflagen, gewinnen. Diese Saison gab es im Ernst-Happel-Stadion beim einzigen Saisonauswärtssieg dank Arnor Ingvi Traustason (33.), Louis Schaub (65.), dem diesmal gesperrten Srdjan Grahovac (87.) und Joelinton (93.) einen 4:1-Erfolg. Vier Siege in Folge im Prestigeduell gelangen den Hütteldorfern zuletzt vor fast 50 Jahren, von 1965 bis 1967 waren es in der Folge fünf.

„Die Austria will auch Fußball spielen, gegen solche Mannschaften tun wir uns leichter. Das ist sicher auch ein Vorteil für uns“, blickte Schaub positiv voraus. Das 4:1 hat der 21-Jährige gut in Erinnerung. „Da haben wir gezeigt, dass wir richtig gut Fußball spielen können. Sie kommen zwar nach dem Unentschieden in Rom mit einer breiten Brust, werden aber großen Respekt vor uns haben“, vermutete der zehnfache Pflichtspiel-Saisontorschütze.

Respekt haben aber auch die Rapidler. Coach Mike Büskens warnte vor der Austria-Offensive. „Die Austria definiert sich auch über schnelle Außen, hat mit Kayode eine schnelle Spitze oder mit Friesenbichler einen, der es gut versteht seinen Körper einzusetzen“, weiß der 48-Jährige. Zudem habe der Gegner „hervorragende Standardschützen“ und „robuste Zweikämpfer in der Innenverteidigung“ und zuletzt auch das nötige „Spielglück“ gehabt. So gab es gegen St. Pölten (2:1) und in Mattersburg (2:0) zwei Siege.

Rapid ist in der Liga drei Partien sieglos und hat nur eines der jüngsten sieben Spiele gewonnen. „Es war uns allen klar, dass es auch Phasen gibt, wo es nicht so rund laufen wird. Da müssen wir gemeinsam durch, der Weg ist nicht ganz so verkehrt“, sagte Büskens. Wichtig sei es, die einfachen Fehler, die sich „wie ein roter Faden durch die Saison ziehen“, abzustellen, und die Chancenauswertung zu verbessern. „Wir müssen noch konsequenter sein, was das Verteidigen, aber auch das Abschließen betrifft“, erläuterte Büskens.

Gefordert sind die Spieler. „Am Sonntag zählen nur drei Punkte“, erklärte Schaub. Tormann Richard Strebinger ist guter Dinge. „Wir haben einfach die höhere Qualität und das werden wir zeigen“, sagte der Ex-Deutschland-Legionär. Ein Plus ist die Fan-Unterstützung im mit 26.300 Zuschauern ausverkauften Stadion. „Gegen Sassuolo haben wir die Fans wieder auf unsere Seite geholt, am Sonntag wollen wir gemeinsam drei Punkte holen“, sagte Kapitän Stefan Schwab.

Die Trendwende muss aufgrund der Ausfälle von Christopher Dibon und Christoph Schößwendter mit einer neuen Innenverteidigung gelingen. Maximilian Hofmann ist gesetzt, daneben muss Büskens zwischen Routine und Jugend wählen. Sowohl für den 30-jährigen Mario Sonnleitner als auch den 18-jährigen Maximilian Wöber wäre es die Saisonpremiere bei den Profis. „Ich habe sowohl bei Sonni, als auch bei Wöbster keine Bedenken, sie im Derby reinzuschmeißen“, versicherte der Rapid-Trainer.

Ausfälle hat auch die Austria zu beklagen, die bis Saisonende Goalie Robert Almer vorgeben muss. „Es ist bedauerlich, wenn sich ein Spieler in der Schwere verletzt, vor allem wenn es schon der zweite Kreuzbandriss ist. Das ist natürlich bitter“, sagte Büskens.

Obwohl die Rapidler, denen nur ein Tor auf das 600. gegen die Austria in einem Pflichtspiel fehlt, mit fünf Remis der Liga-Unentschieden-König sind, ist eine Punkteteilung nicht unbedingt zu erwarten. In den jüngsten acht Derbys gab es jeweils einen Sieger.

Beitragsbild: GEPA