Noch ohne Punkt und Tor: Rapid hofft gegen Zagreb im dritten Anlauf auf Erfolgserlebnis

Rapid steht vor dem dritten Gruppe-H-Spiel in der Fußball-Europa-League am Donnerstag (18:45 Uhr live auf Sky – streame das Spiel mit dem Sky X Traumpass) im Allianz Stadion gegen Dinamo Zagreb stark unter Druck. Wollen die Hütteldorfer ein Wörtchen im Kampf um den Aufstieg mitreden, muss als Außenseiter im Duell zweier Rekordmeister Zählbares her. „Wir können die Tabelle lesen. Wenn wir in der Gruppe dabeibleiben wollen, müssen wir einen Dreier einfahren“, sagte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer.

Beide Teams holten bei der Generalprobe in der Liga ein Unentschieden. Während jenes von Zagreb gegen Rijeka (3:3) aufgrund eines wettgemachten 0:3-Pausenrückstands als Erfolg einzuordnen ist, gaben die Wiener beim 1:1 bei Austria Klagenfurt trotz Überzahl spät noch eine Führung aus der Hand und verabsäumten es, erstmals in dieser Ligasaison zweimal in Folge zu gewinnen. „Ich kann mich gar nicht erinnern, was am Wochenende war, ich lebe nicht in der Vergangenheit, wir haben die Dinge aufgearbeitet“, gab Kühbauer zu Protokoll.

Laut Mittelfeldspieler Robert Ljubicic seien alle Akteure nach der Partie „haß“ gewesen und hätten nach Lösungen gesucht. „Jetzt ist das Spiel aber abgehakt“, betonte der 22-Jährige. Er hat im Nachwuchs sowohl für das Nationalteam von Kroatien (U20) als auch Österreich (U21) Erfahrungen gesammelt. „Es ist sicher ein besonderes Spiel für mich“, betonte der Mittelfeldakteur. Sein Respekt vor dem 22-fachen kroatischen Champion ist groß. „Sie haben viel Qualität und sind mental sehr stark.“

Das ist auch Kühbauer nicht verborgen geblieben. „Sie haben eine technisch starke, robuste Mannschaft mit einer guten Balance zwischen Jung und Alt“, skizzierte der Burgenländer. Aufgrund eines großen Kaders hätte Dinamo auch die Möglichkeit, in der nationalen Liga auf Rotation zu setzen. „In der Europa League setzen sie immer die besten Spieler ein“, wusste Rapids Coach.

Die Aufgabe sei auch deshalb „hart“ für sein Team. „Außenseiterrolle heißt nicht, dass wir chancenlos sind. Es ist noch kein Spiel vor dem Spiel entschieden worden. Auch wenn wir genau wissen, dass die Trauben international noch höher hängen, werden wir alles daran setzen, dass wir morgen ein Fest feiern“, verlautete Kühbauer. „Mut, Entschlossenheit, Überzeugung, Mentalität“, führte er als Erfolgsfaktoren an. „Es wird wichtig sein, dass wir die Zweikämpfe nicht nur bestreiten, sondern gewinnen.“

Nicht zur Verfügung steht verletzungsbedingt neuerdings auch Dejan Petrovic. Doch auch die in der Europa League auswärts sieben Partien unbesiegten Kroaten können nicht aus dem Vollen schöpfen. Kapitän Arijan Ademi fehlt wegen einer Knöchelverletzung, Stürmer Duje Cop aufgrund einer Rückenblessur. Zudem ist der Einsatz von Mislav Orsic und Top-Torschütze Bruno Petkovic, der gegen Rijeka zwei seiner sechs Pflichtspieltore erzielte, fraglich. „Er verspürt immer noch Kopfschmerzen. Wir werden da vorsichtig sein“, sagte Trainer Damir Krznar.

Der 49-jährige Kroate hat die Punkte in Wien zwar eingeplant, rechnete aber mit „keinem leichten“ Spiel. „Rapid hat zwar noch keine Punkte, hat aber mit West Ham (0:2) und Genk (0:1) mithalten können und ist daher nicht zu unterschätzen. Wir nehmen den Gegner sehr ernst. Es wartet ein harter Kampf auf uns.“ Dinamo hat die jüngsten beiden Partien in Österreich – 2016 mit 2:1 nach Verlängerung gegen Salzburg im CL-Play-off und 2020 mit 3:0 in der EL in Klagenfurt gegen den WAC – für sich entschieden. Im laufenden Bewerb gab es nach einem 0:2 gegen West Ham ein 3:0 in Genk.

Im Europacup kreuzten die beiden Vereine nur in der 2. UEFA-Cup-Runde 1971 die Klingen. Da behielten die Wiener nach einem Auswärts-2:2 und einem Heim-0:0 dank der damaligen Auswärtstorregel die Oberhand. Auch an das jüngste Aufeinandertreffen mit einem kroatischen Vertreter hat Rapid gute Erinnerungen, wurde doch Lok Zagreb 2020 in der CL-Quali bezwungen.

Interessant wird sein, wie die Stimmung auf den Rängen sein wird. Das Stadion ist abgesehen von ein paar Restkarten mit 23.500 Zuschauern ausverkauft. Der harte Rapid-Kern war zuletzt aus Protest gegen die 2G-Regelung aber beim 5:2 gegen WSG Tirol der Arena ferngeblieben. Ob sie diesmal kommen bzw. ob es eventuell einen Stimmungsboykott geben könnte, steht in den Sternen.

Das wäre fatal, da auch mit einer stimmgewaltigen kroatischen Anhängerschaft zu rechnen ist. 1.650 Dinamo-Fans haben sich in der Heimat Tickets für den Rapid-Auswärtssektor gesichert, hinzu kommen sicher noch zahlreiche heimische Fans der Zagreber. „Die Stimmung wird von beiden Seiten top sein, das pusht jeden Spieler“, freute sich Ljubicic. Geleitet wird die Partie von der Ukrainerin Katerina Monsul. „Wir hoffen alle, dass sie die Person ist, die am wenigsten auffällt“, sagte Kühbauer.

(APA) / Bild: GEPA