Rapid nach Derby-Niederlage: „Wir haben eine Ergebniskrise“

Wien (APA) – Der Stimmungsbarometer hat bei Rapid seit Sonntag einen neuen Saison-Tiefstwert erreicht. Durch das 0:2 im 319. Wiener Fußball-Derby gegen die Austria warten die Hütteldorfer seit sechs Pflichtspielen auf einen Erfolg, liegen als Tabellenfünfter schon zwölf Punkte hinter Spitzenreiter Sturm Graz und kassierten zudem ausgerechnet gegen den Erzrivalen die erste Liga-Heimniederlage im neuen Stadion.

Dabei hätte die Partie ganz anders verlaufen können. Die offizielle Spielstatistik wies 30:8 Torschüsse, 64 Prozent Ballbesitz und 59 Prozent gewonnene Zweikämpfen für Rapid aus. Außerdem betrug die Passquote der Grün-Weißen 79 Prozent, jene der Austria gerade einmal 63 Prozent.

Dass Rapid den Platz dennoch als Verlierer verließ, lag laut Trainer Mike Büskens vor allem an der mangelhaften Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. „Wir haben uns Riesenchancen herausgespielt, aber dann hat uns die Abgeklärtheit und die Ruhe vor dem Tor gefehlt, und wir wurden dafür bitter bestraft.“

Das Problem der fehlenden Qualität im Abschluss zieht sich bei Rapid wie ein Roter Faden durch die vergangenen Wochen. „Wir haben in vielen Phasen richtig gut Fußball gespielt, aber wir müssen an der Effizienz arbeiten, so wie es uns die Austria vorgemacht hat“, erklärte Büskens.

Ist der Meisterexpress für den SK Rapid Wien nach der Derby-Niederlage gegen die Austria bereits abgefahren? #SkyBuliAT #SCRFAK

Ein von Sky Sport Austria (@skysportaustria) gepostetes Video am

Als weiteren Grund für die Niederlage nannte der Deutsche den umstrittenen Elfmeter, der zum 1:0 für die Austria führte. Der Strafstoß nach einem Duell zwischen Mario Sonnleitner und Alexander Grünwald sei „mehr als hart“, „fragwürdig“ und „ein Nackenschlag“ gewesen, sagte Büskens, gab aber auch zu: „Trotzdem hatten wir danach noch genügend Chancen.“

So aber schauten aus den jüngsten vier Meisterschafts-Partien nur zwei Punkte heraus. Damit ist die Aussicht auf den ersten Titel seit 2008 schon nach dem ersten Saison-Drittel nicht mehr allzu rosig. „Aber wir brauchen jetzt nicht auf die Tabelle zu schauen, sondern müssen daran arbeiten, effizienter zu sein“, forderte Büskens.

Zu den Chancenverneblern zählte auch Louis Schaub, der zwei absolute Top-Möglichkeiten ausließ. „Das nehme ich auf meine Kappe, die muss ich machen“, meinte der 21-Jährige. Der umstrittene Elfmeter dürfe keine Ausrede sein, betonte der ÖFB-Teamspieler. „Wir hatten dann noch genug Gelegenheiten, das Spiel zu drehen.“

Dennoch erhitzte der Penalty auch nach dem Schlusspfiff noch die Gemüter – vor allem jenes von Sonnleitner. „Grünwald ist mit dem Kopf tief hinuntergegangen und ich spiele den Ball“, beschrieb der Innenverteidiger die Situation. „Und er macht viel Theater, so wie das leider bei den Austrianern teilweise ist.“ (VIDEO der Elfmeterszene)

Sonnleitner war bei Rapid praktisch schon ausgemustert, rutschte aber aufgrund der Verletzungen von Christopher Dibon und Christoph Schößwendter in die Mannschaft und absolvierte im Derby sein erstes Pflichtspiel in dieser Saison. „Ich habe im Training immer Gas gegeben, doch natürlich ist es besser, wenn man jede Woche spielt“, sagte der von den Fans gefeierte 30-Jährige.

Verletzungspech bei Rapid

Sollte Rapids Verletzungspech anhalten, könnte Sonnleitner in den kommenden Wochen noch mehr Spielpraxis sammeln. Alleine in den jüngsten beiden Heimspielen erwischte es Schößwendter, Dibon, Stephan Auer und Stefan Schwab – Letzterer zog sich einen Knöchelbruch zu und dürfte bis Jahresende fehlen.

Drei dieser vier Verletzungen passierten, weil die Spieler im Rasen des Allianz Stadions hängenblieben, was auch Schaub mit leichter Besorgnis zur Kenntnis nahm. „Der Rasen ist noch nicht fest verwurzelt, da entstehen dann Löcher“, sagte der ÖFB-Teamspieler.

Rapids nächster Auftritt steigt in einem Stadion, dessen Grünfläche ebenfalls nicht in bester Verfassung sein soll – auf dem Sportclub-Platz geht es am Mittwoch im Cup-Achtelfinale gegen Blau-Weiß Linz. Dass Büskens in diesem Match wieder auf der Bank sitzt, steht für den Coach außer Zweifel. „Ich gehe davon aus, dass ich Trainer bleibe“, sagte der 48-Jährige.

Die Stimmen zum 319. Wiener Derby