Real verteidigt Titel in der Champions League

SID – Real Madrid hat den „Fluch des Titelverteidigers“ gebannt und dank Weltstar Cristiano Ronaldo erneut Fußballgeschichte geschrieben. Mit dem Doppeltorschützen und dem bärenstarken deutschen Taktgeber Toni Kroos besiegte der spanische Meister Juventus Turin im Champions-League-Finale von Cardiff 4:1 (1:1) – nie zuvor hatte eine Mannschaft zweimal nacheinander die Königsklasse gewonnen.

Sami Khedira war ein Unglücksrabe in einer nur fast eine Stunde lang gleichwertigen Juventus-Elf, die das erste Triple der Vereinsgeschichte hätte gewinnen können. Beim 2:1 durch Casemiro (61.) fälschte der Weltmeister und ehemalige Real-Profi unhaltbar für das Torwart-Idol Gianluigi Buffon mit der Hacke ab. Zudem traf der unwiderstehliche Ronaldo (20./64.), sein erstes Tor war das 500. für Real in der Champions League. Den Schlusspunkt setzte Marco Asensio (90.). Juve verlor sein fünftes Endspiel in Serie.

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In einem temporeichen, aber nicht überragenden Finale hatte Mario Mandzukic (27.) die Italiener mit einem Geniestreich zurück ins Spiel gebracht. Der frühere Bundesliga-Profi erzielte das 1:1 mit einem wunderbaren Seitfallzieher. In der zweiten Halbzeit setzte sich Real im Millennium Stadium dank der noch höheren individuellen Klasse durch, woran Kroos großen Anteil hatte. Der 12. Triumph der Königlichen im wichtigsten Europapokal war der verdiente Lohn. Juves Juan Cuadrado sah in der 84. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte.

Nach einer quietschbunten Show der Hip-Hop-Band „Black Eyed Peas“ pfiff der souveräne Schiedsrichter Felix Brych aus München das größte Spiel des Vereinsfußballs mit dreiminütiger Verspätung an. Kroos und Khedira hatten sich kurz zuvor umarmt – danach schenkten sie sich nichts mehr.

Kroos war in gewohnter Form das passsichere Metronom des Real-Aufbaus, Juventus allerdings störte früh. Gonzalo Higuaín (4.) und Miralem Pjanic (7.) gaben Warnschüsse ab – Juve bestimmte das Spiel anfangs ohne Catenaccio. Doch es traf: selbstverständlich Ronaldo, der aus 14 Metern mit rechts einschob. Trainer Zinédine Zidane, einst Superstar beim Gegner, jubelte wild.

Vor 66.000 Zuschauern unter dem geschlossenen Dach der Arena am River Taff saß Gareth Bale, der ganz in der Nähe einen Pub besitzt, in seiner Geburtsstadt bis zur 77. Minute zerknirscht auf der Bank. Der walisische Real-Superstar hatte seit Ende April wegen Wadenproblemen nicht mehr gespielt. Für ihn startete der zuletzt glänzende Isco auf dem rechten Flügel.

Die Alte Dame hingegen setzte auf ihre „alten Herrn“. Buffon (39) war schon Profi, als Juventus 1996 letztmals die Königsklasse gewann. Davor verteidigten die stählernen Haudegen Andrea Barzagli (36), Giorgio Chiellini (32) und Leonardo Bonucci (30). Sie nahmen gemeinsam mit Khedira, der das defensive Mittelfeld zu ordnen versuchte, anfangs auch Ronaldo aus dem Spiel.

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Doch der nutzte die erste Chance eiskalt: Bonucci fälschte mit der Fußspitze unhaltbar für Buffon ab. Real schien fortan die Kontrolle an sich zu reißen, bis Mandzukic zauberte. Er nahm den Ball im Strafraum mit der Brust an und traf über Keylor Navas im Real-Tor hinweg in den Winkel. Das Spiel wurde ruppig und zerfahren; selten stürmte Madrid in den Strafraum, selten geriet Juventus in Not.

Das änderte sich kurz vor dem 2:1. Juventus schien körperlich platt und mental ausgelaugt zu sein, Real zog ein Weltklasse-Kombinationsspiel auf und gab dem Gegner keine Luft mehr zum Atmen. Der Sieg war daher hochverdient.

Die Fans hatten sich in der Stadt friedlich und beschwingt eingestimmt. Die Juventus-Tifosi wurden penibel von den Madridistas getrennt, jeder Gruppe wurde sogar eine eigene Autobahn-Ausfahrt zugewiesen. Nur auf der Fanmeile in der stadionnahen St Mary Street und im Brewery Quarter mischten sich Spanier und Italiener.

 

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