Red Bull in Saudi Arabien klarer Favorit – Mercedes in der Krise

Red Bull dürfte nach dem souveränen Auftakterfolg von Weltmeister Max Verstappen in der Wüste von Sakhir auch am Sonntag (18.00 Uhr live auf Sky Sport F1) auf dem Stadtkurs in Jeddah schwer zu schlagen sein. Die Rollen scheinen im zweiten Saisonrennen der Formel 1 in Saudi-Arabien klar verteilt – auch wenn Verstappen infolge eines Magen-Darm-Infektes einen Tag verspätet anreiste. Die Konkurrenz, vor allem Mercedes, ist ohnehin mit sich selbst beschäftigt.

Verstappen ist in den ersten beiden Nachtrennen auf dem Corniche Circuit bisher jeweils auf dem Podest gestanden, im Vorjahr holte er sich den Sieg. „Ich gehe nicht davon aus, dass es einfach wird“, meinte der Niederländer. Er fühle sich nach einigen Tagen Unwohlsein aber wieder fit, beruhigte der 25-Jährige am Donnerstag auf Twitter. Ferrari-Herausforderer Charles Leclerc muss nach einem Tausch der Kontrollelektronik an seinem Auto eine Rückversetzung um zehn Startplätze in Kauf nehmen. Die größte Gefahr – so es eine ist – könnte Verstappen von seinem eigenen Teamkollegen Sergio Perez drohen.

Aston Martin peilt nächstes Podest an

Bleibt Aston Martin mit dem beim Auftakt sensationell starken „Oldie“ Fernando Alonso. Der 41-jährige Spanier fuhr in Sakhir hinter den beiden Bullen als Dritter auf das Podest. Sein neues Team präsentierte sich gegenüber dem Vorjahr enorm verbessert. „In Bahrain waren wir stark in Dingen, die wir in Jeddah und in Australien nicht vorfinden werden“, meinte Alonso. „Wenn wir also auch in den nächsten zwei Rennen stark sind, dann werden wir ein sehr gutes Jahr 2023 haben.“

Von dem kann Mercedes, das Aston Martin mit Kundenmotoren ausrüstet, bei Weitem nicht reden. Nach dem verpatzten Auftakt und Problemen schon davor bei den Testfahrten geht das Werksteam auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Saudi-Arabien nicht von der großen Wende aus. Es werde zwar „einige kleinere Weiterentwicklungen“ am W14 genannten geben, kündigte Teamchef Toto Wolff an. „Game Changer“, sprich grundlegende Veränderungen, würden dies aber nicht sein.

Rekordweltmeister Lewis Hamilton und sein Teamkollege George Russell waren in Bahrain als Fünfter und Siebenter ins Ziel gekommen – mehr als eine Minute hinter Sieger Verstappen. Das Konzept des Wagens, der wie sein Vorgängermodell praktisch ohne Seitenkästen entworfen worden ist, funktioniert erneut nicht. Laut britischen Medien soll es intern Diskussionen geben, in welche Richtung man bei einer möglichen Lösung gehen will: Tabula rasa oder doch eine Weiterentwicklung?

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„Seit Bahrain haben wir offene und ehrliche Gespräche geführt, auf deren Grundlage wir begonnen haben, unseren Plan aufzustellen, wie wir zurückschlagen wollen“, erklärte Wolff in der offiziellen Vorschau des Teams auf das Rennen in Jeddah. „An diesem Wochenende werden wir in Saudi-Arabien mehr über den W14, seine Eigenschaften und seine Grenzen erfahren.“ Weitere Entscheidungen könnten also auf dieser Basis getroffen werden.

Bei Red Bull fand in der Rennpause Motorsportberater Helmut Marko klare Worte. Der Steirer bedauerte in einem Interview mit dem konzerneigenen Magazin „Speedweek“, dass mit dem Tod von Dietrich Mateschitz Visionen und Emotionen abhanden gekommen seien. Den nun bei Red Bull für Sport zuständigen Konzerngeschäftsführer Oliver Mintzlaff habe er bisher zweimal getroffen. Marko: „Er bekam Einblicke. Wie weit er auf unsere Ideen eingehen wird, wird man sehen. Red Bull Racing war immer sehr unabhängig.“

Die kurzen Entscheidungswege waren jahrelang eine der großen Stärken des österreichisch-englischen Teams, den engen Kontakt mit der Konzernspitze gibt es nun aber offenbar nicht mehr. „Es ist nicht mehr so, dass ich nach jedem Training und Rennen telefonisch berichte. Das direkte, persönliche und freundschaftliche Verhältnis ist nicht mehr da“, erklärte Marko. „Didi war ein Visionär, hatte Emotionen. Das sehe ich jetzt nicht mehr.“

Einen Vertrag mit seinem langjährigen Weggefährten Mateschitz hatte Marko laut eigenen Angaben nie, er war beim Aufbau des Weltmeisterteams und dessen Unterbaus stets auf Handschlagbasis tätig. „Ich bin ein freier Mensch. Ich kann jederzeit aufhören, wenn es mich nicht mehr freut“, sagte der 79-Jährige. „Mal abwarten, wie die Zukunft wird.“

(APA)

Bild: Imago